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Buchungen:Frankreichs Tourismus hofft auf Macron-Effekt

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Das Land blickt auf eine schwere Phase zurück, der Terror hat auch viele Urlauber abgeschreckt. Nach der Präsidentenwahl stehen die Zeichen immer deutlicher auf Erholung.

Von Monika Maier-Albang

Die Aufbruchstimmung in Frankreich nach der Wahl von Emmanuel Macron könnte auch auf den Tourismus im Land abfärben. "Frankreich hat, bedingt durch die Terroranschläge, eine schwierige Phase hinter sich", sagt Christian Kergal, Direktor des französischen Fremdenverkehrsamtes in Deutschland. "Der neu gewählte Präsident ist jung und europafreundlich. Seine Kampagne ist gut angekommen in Deutschland."

Man hoffe nun auf einen Macron-Effekt, nämlich "dass der Schwung, mit dem Emmanuel Macron Frankreich und Europa neu gestalten will, sich auch auf die Touristenzahlen positiv auswirkt". Auch deutsche Reiseanbieter sehen den Ausgang der Wahl positiv. "Wir erhoffen uns natürlich einen positiven Effekt durch die Wahl von Emmanuel Macron, da seine Wahl auch als ein Ja zu Europa zu werten ist", sagt Kristiane Heyne-Strauch, Geschäftsführerin des Veranstalters Service-Reisen Giessen, der viele Reisen nach Frankreich vermittelt.

Vor allem in den Großstädten waren nach mehreren islamistisch motivierten Anschlägen die Besucherzahlen zurückgegangen. Am stärksten betroffen war Paris, aber auch die Côte d'Azur. 2016 unternahmen allein die Deutschen 15 Prozent weniger Reisen nach Frankreich als im Jahr zuvor, hat die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen ermittelt.

Im Badeort Le Touquet spielt der künftige Präsident Tennis. Das bringt Aufmerksamkeit

Die Hauptstadt scheint sich mittlerweile zu erholen. Im Dezember 2016 und im Januar 2017 lagen die Übernachtungszahlen, die das Pariser Tourismusbüro für den Großraum veröffentlicht hat, jeweils um rund 20 Prozent über dem Vorjahr. Im Dezember 2016 kamen 1,8 Millionen Besucher nach Paris; einen signifikanten Anstieg gab es vor allem bei Urlaubern aus Deutschland, China und Russland.

Auch Service-Reisen Giessen spricht von einer "deutlich anziehenden Nachfrage" für Paris. Insgesamt liefen derzeit aber die Regionen mit mittelgroßen Städten besser. Bei der Tui, Deutschlands größtem Reiseanbieter, heißt es, man verzeichne für Paris ein "hohes zweistelliges Buchungsplus".

Schon vor der Wahl sei Frankreich "hervorragend" in den Sommer 2017 gestartet. "Wir gehen davon aus, dass sich der Trend weiter fortsetzt", sagt Tui-Sprecherin Susanne Stünckel. Besonders gefragt seien Korsika als Ziel für Badegäste und das Languedoc-Roussillon, die Region um Montpellier bis zur spanischen Grenze.

Mehr Aufmerksamkeit erhofft sich nun auch die Gemeinde Le Touquet. In dem 4ooo-Einwohner-Ort an der Nordküste Frankreichs hatte Emmanuel Macron seine Stimme abgegeben; seine Frau Brigitte besitzt hier ein Haus. Beide stammen aus dem 100 Kilometer entfernten Amiens. Der designierte Präsident verbringt hier am Strand und auf dem Tennisplatz schon mal sein Wochenende. "Wir hatten in den letzten Wochen viele Leute im Ort, die einen Blick auf Macron erhaschen wollten", sagt Estelle Dubail vom örtlichen Tourismusbüro.

Auf Schaulustige sei man allerdings nicht aus. "Wir sind diskret." Gäste, die den breiten Sandstrand genießen, Tennis und Golf spielen wollen, seien jedoch willkommen. Langweilen dürften sich die Urlauber in Le Touquet selbst dann nicht, wenn es hier kalt und regnerisch ist. Es gibt in dem Städtchen, das wegen der vielen Gäste aus der Hauptstadt den Beinamen Paris-Plage trägt, 70 Restaurants und 300 Geschäfte für Kleidung und andere schöne Dinge.

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Quelle:
SZ vom 11.05.2017
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