Aufs Schlimmste vorbereitet

Krieg in der Ukraine. Eine Dokumentation in Bildern.

Tag 28

Kampfübungen in Kiew, Sandsäcke befüllen an den Stränden von Odessa – die Ukrainer verteidigen ihr Land und müssen fürchten, dass die schlimmsten Angriffe noch bevorstehen.

In den Schutzräumen versuchen die Menschen, einander vom Grauen des Krieges abzulenken.

Von Daniel Hofer, Christine Kokot, Joshua Beer, Elisa von Grafenstein und Christian Helten

23. März 2022 - 10 Min. Lesezeit

Odessa

Der Lebensmittelmarkt von Odessa wurde in eine Einsatzzentrale des Roten Kreuzes für die Sammlung und Sortierung von Lebensmitteln und Getränken umgewandelt. Oft kann aber nicht gearbeitet werden, die Menschen warten während eines Luftangriffs im Schutzraum.

Die Stadt liegt direkt am Meer. Eine Zunahme der russischen Marineaktivitäten im Schwarzen Meer weckt Befürchtungen über eine neue Offensive in der Region.

Alexander Izman geht trotzdem jeden Tag an den Strand, um weiterhin an seinem Steingarten zu arbeiten. Eine seiner Skulpturen soll das Ukrainische Wappen formen.

Mariupol

Die andere Hafenstadt am Schwarzen Meer, die es in den vergangenen Wochen zu trauriger Berühmtheit brachte, ist Mariupol. Die Zerstörungen und die Brutalität, mit der die russischen Truppen hier vorgehen, ist enorm.

Dieses Satellitenfoto von Maxar Technologies zeigt brennende und zerstörte Wohnhäuser.

Donezk

Den Krieg zu dokumentieren, ist das Ziel der Bilder, die Sie hier sehen. Dafür riskieren täglich Fotografen ihr Leben. Einer davon ist Max Levin, hier zu sehen auf einem Bild aus dem Januar in der Region Donezk. Zuletzt war er in einem umkämpften Gebiet nahe Kiew unterwegs. Seit Dienstag wird er vermisst.

Kiew

Polizeibeamte untersuchen in der Hauptstadt eine abgeschossene russische Drohne.

Den Großangriff auf Kiew hat es nach wie vor nicht gegeben. Man befürchtet aber weiterhin auch russische Sabotage. Auch deshalb führt die Territorialverteidigung Kontrollen bei Passanten durch.

Fehmarn

Greenpeace-Aktivisten malen den Schriftzug „Oil fuels war“ auf den Rumpf eines Schiffes, das russisches Öl auf der Ostsee transportiert.

Lyon

Der Protest gegen den Angriffskrieg des russischen Präsidenten ist an vielen Stellen sichtbar. Auch auf dem Place de la Paix, dem Platz des Friedens, ist Putin seit Neuestem zu sehen.

Guissona, Spanien

Alina Slobodianiuk, aus Dnipro, telefoniert in einem Supermarkt im spanischen Dorf Guissona. Lange bevor russische Panzer in die Ukraine einrückten, war die winzige Stadt als "Kleine Ukraine" bekannt.

Jeder siebte Einwohner von Guissona stammte ursprünglich aus der Ukraine, die meisten von ihnen wurden durch Arbeitsplätze in einem Supermarkt-Vertriebszentrum in die Stadt im Nordosten Spaniens gelockt.

Dienstag

22. März

Wolnowacha

Die Stadt Wolnowacha liegt im Süden der Ukraine, etwa auf halbem Weg zwischen dem eingekesselten Mariupol und Donezk. Das Ausmaß der Zerstörung ist auch hier enorm.

Viele Menschen haben keinen Strom mehr, sie können weder heizen noch in ihren eigenen vier Wänden kochen. Notlösungen wie auf diesem Bild sind der neue Alltag.

Drohobych

In Städten im Westen der Ukraine, die vielen Binnenflüchtlingen als Zuflucht dienen, müssen plötzlich Tausende versorgt werden. Vor dem Theater in Drohbych bekochen Menschen, die vor wenigen Wochen noch als Schauspieler arbeiteten, ihre Mitbürger.

Lwiw

Neue Orte der Zuflucht werden auch für Tiere geschaffen. Vor dem Krieg kümmerte sich das "Haus der geretteten Tiere" um wilde Tiere, jetzt wurde es zur Übergangsstation für Tiere, die der Krieg aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen hat.

In der Stadt im Westen versuchen die Ukrainer seit Wochen, auch Kunst- und Kulturgüter vor möglichem Beschuss zumindest notdürftig zu schützen.

Bali

Inzwischen hinterlässt der Krieg auch außerhalb Europas sichtbare Spuren. Auf den Dächern dieser Villen auf Bali steht in sechs Sprachen – Russisch, Ukrainisch, Englisch, Chinesisch, Französisch und Indonesisch – der Schriftzug "United World". Das Werk erstreckt sich auf einer Fläche von rund 1000 Quadratmetern.

Der Villenkomplex gehört einem Ukrainer (links), der Künstler ist Pokras Lampas, er stammt aus Russland.

Bodrum

In Bodrum in der Türkei ist die Solaris, eine Yacht des russischen Milliardärs Roman Abramowitsch, vor Anker gegangen. Er wurde von der EU und Großbritannien mit Sanktionen belegt. Eine mögliche Konsequenz: Teile seines Vermögen werden eingefroren, seine Yachten könnten beschlagnahmt werden. Den Schiffsverkehrsdaten nach hatte die Solaris die Gewässer der EU umfahren.

Montag

21. März

Kiew

Menschen begutachten den Schaden an einem Einkaufszentrum. In der Nacht sind Raketen im Stadtteil Podil eingeschlagen. Bürgermeister Vitali Klitschko schrieb auf Telegram, neben der Shopping Mall Retroville seien auch mehrere Wohnhäuser getroffen worden.

Ein ukrainischer Kämpfer stapft durch die Überreste. Eine mächtige Explosion habe Fahrzeuge pulverisiert und einen mehrere Meter breiten Krater hinterlassen, berichtet ein Journalist der Nachrichtenagentur AP.

In den Trümmern suchen Rettungskräfte nach Überlebenden. Bisher gibt es ukrainischen Angaben zufolge acht Todesopfer.

Luhansk

Auch andere Städte wurden massiv getroffen. In der Nacht veröffentlicht der Staatliche Notdienst Bilder eines mutmaßlichen Angriffs auf Sjewjerodonezk, einer Stadt im Osten des Landes. Dort sei ein Lagerhaus getroffen worden.

Polen

Geflüchtete kommen am Bahnhof der polnischen Stadt Przemyśl an. Es sind vor allem Frauen und Kinder, da die ukrainische Regierung wehrfähige Männer dazu zwingt, im Land zu bleiben.

Sonntag

20. März

Iwano-Frankiwsk

Ukrainische Schauspieler und Schauspielerinnen spielen im Theater von Iwano-Frankiwsk vor Publikum. Das Gebäude in der westukrainischen Stadt ist zum Zufluchtsort für Künstler des ganzen Landes geworden.

Die Darsteller führen "Hutsulka Ksenya" auf, ein ukrainisches Musical von 2019, das wiederum auf einer Operette basiert.

Die Ränge sind gefüllt – trotz des Krieges. "Theater im Luftschutzbunker", heißt das Projekt.

Kiew

In der Hauptstadt feiert eine Gruppe junger Kunstschaffender Geburtstag – im Bunker. Für etwa 25 Menschen dient ein geteiltes Wohnstudio in einem Keller nun als Schutz vor den Bomben.

Die Gruppe war gerade dabei, den Keller für ihre Zwecke zu renovieren, als der Krieg begann. Nun unterstützen die Künstler den ukrainischen Widerstand. Sie fertigen Gebrauchsgegenstände und koordinieren Hilfen.

Während draußen der russische Vormarsch auf die Hauptstadt stockt, versprühen die jungen Künstler in ihrem Luftschutzkeller einen Hauch von Normalität: Sie singen, tanzen, machen Musik.

Die russische Armee versucht noch immer, die ukrainische Hauptstadt einzukreisen. Experten befürchten einen blutigen Stellungskrieg. Viele Orte um Kiew wie hier das Dorf Krassyliwka liegen zu großen Teilen in Trümmern.

Eine Mutter tröstet ihr Baby, nachdem ein Bruchteil einer abgeschossenen Rakete ihr Wohnhaus in Kiew getroffen hat.

Lwiw

Menschen laufen am Opernhaus von Lwiw (Lemberg) vorbei. Hunderttausende Geflüchtete sind dem Bürgermeister zufolge in der westukrainischen Stadt untergekommen. Aber auch hier kommt es immer wieder zu russischen Angriffen.

Manche Ukrainer haben einen ganz eigenen Umgang mit der Bedrohung gefunden: Auf einem Flohmarkt in Kiew verkauft jemand Klopapierrollen mit dem Gesicht des russischen Präsidenten. Darunter steht: "Putin, fuck off" – Putin, verpiss dich.

Samstag

19. März

Mariupol

Bewohner nehmen sich Getränke von einer öffentlichen Ausgabe. In der belagerten Hafenstadt in der Ostukraine werden Wasser und Lebensmittel knapp. Hinzu kommt der Beschuss der russischen Armee. „Was in Mariupol passiert, ist ein massives Kriegsverbrechen“, sagt der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell.

Lwiw

Iryna schminkt sich in einem Geflüchtetenlager auf. Die 16-Jährige ist aus Kiew vor der Invasion nach Lwiw (Lemberg) geflohen. Von dort fahren Züge nach Polen und Ungarn.

Serbien

Die ukrainische Sportlerin Jana Hladijtschuk erscheint am zweiten Tag der Leichtathletik-Hallenweltmeisterschaften in Belgrad mit einer Protestzeichen auf der Wange: "Stoppt den Krieg".

Italien

Auch am Wochenende der vierten Kriegswoche gehen Menschen weltweit gegen den Krieg auf die Straße. Hier erscheint der Friedensbogen, ein Stadttor von Mailand, in den ukrainischen Landesfarben.

Österreich

Auch so kann Unterstützung aussehen: Menschen jubeln auf einem Benefizkonzert in Wien unter dem Motto "We stand with Ukraine" – Wir stehen mit der Ukraine.

Freitag

18. März

Lwiw

Eine Frau betet für einen Soldaten, der bei einem Luftangriff ums Leben gekommen ist.

Am Flughafen der Großstadt, die nur 80 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt ist, sind am Freitagmorgen mehrere russische Raketen eingeschlagen.

Nach UN-Angaben haben bereits mehr als 3,1 Millionen Menschen im Ausland Zuflucht gesucht. Die Männer bleiben ohne ihre Frauen, Kinder und Eltern zurück. Yevhen Potoplyak, 42, liest seinen beiden Söhnen Ostab und Denys, die in Polen sind, per Videokonferenz eine Geschichte vor.

Mariupol

Auch die Hafenstadt ist eingekesselt. Aus den Trümmern des beschossenen Theaters sind nach ukrainischen Angaben bislang 130 Menschen gerettet worden. Das Theater, in dem zahlreiche Zivilisten Schutz gesucht hatten, war am Mittwoch aus der Luft angegriffen worden.

Wer flieht, muss fast alles zurücklassen. Diese Frau, die gerade mit ihrem Auto Mariupol verlässt, hat sich entschieden, zumindest ihren Papagei mitzunehmen.

Siret

Der Syrier Omar Alshakal sortiert in einem Geschäft in Rumänien Spenden. Der 28-Jährige, der nachfühlen kann, was die Flüchtlinge aus der Ukraine durchmachen, entschied sich sofort, zu helfen.

Dumbraveni

Die meisten Flüchtlinge bleiben zunächst in den Nachbarländern, in der Hoffnung, dass sie bald in ihre Heimat zurückkehren können. Rahela Captari hat sich entschieden, mit ihrer Tochter in Rumänien zu bleiben.

Berlin

In Deutschland sind bislang fast 200 000 Ukraine-Flüchtlinge registriert worden. Hier feiern Kinder aus Odessa im Jüdischen Bildungszentrum in Berlin das Purim-Fest.

Die Einrichtung hat rund 250 Flüchtlinge aufgenommen, vor allem jüdische Kinder aus einem Waisenhaus in Odessa, aber auch alleinerziehende Mütter und Familien aus Dnipro und Kiew.

Olga aus Kiew verlässt mit ihrem Hund Finnik das Tierzentrum am Flughafen Tegel. Die Versorgungsstation wurde eigens für Ukraine-Flüchtlinge und ihre Haustiere im Ankunftszentrum eingerichtet.

Tijuana

Auch viele Russen haben wegen Putins Krieg ihre Heimat verlassen und suchen nun Asyl, zum Beispiel in den USA. Während Ukrainer dort aufgenommen werden, kommen asylsuchende Russen laut der Nachrichtenagentur AFP nicht ins Land.

In der Hoffnung, doch Einlass zu finden, campieren russische Emigranten an der Grenze zwischen USA und Mexiko, unter ihnen Sofia (links) und ihre Mutter Elena.

Donnerstag

17. März

Berlin

Mehr als drei Millionen Menschen sind bereits aus der Ukraine geflohen. Einer der Dagebliebenen ist Jean Gritsfeldt, ein ukrainischer Modedesigner. Zur Berliner Fashion Week kann er nicht anreisen, doch im Kraftwerk Berlin spielen die Veranstalter eine Videobotschaft von ihm.

Gritsfeldts Kollektion blieb mit ihm in der Ukraine. Freiwillige haben seine Entwürfe aber für die Berliner Modewoche nachgeschneidert. Eines der Outfits ist blutrot und trägt die Aufschrift "Frieden" in Englisch und Russisch.

Lwiw

Ukrainische Soldaten trainieren auf einem Übungsplatz. Der Widerstand ist offenbar größer als von Russland antizipiert. Angeblich haben die Invasoren bereits 40 Prozent ihrer Truppen verloren.

Kanada

Dem Widerstand schließen sich Freiwillige aus aller Welt an. Darunter der Kanadier Vartan Davtian aus der Stadt Brandon. Er hat ein Flugticket in die Ukraine gekauft, um das Land zu verteidigen, in dem er aufgewachsen ist.

Die Koffer sind gepackt. Was jetzt noch fehlt, ist der Abschied. Etwa von Liudmyla Artemchuck, die ihn mit Vorräten aus ihrem Laden versorgt hat.

Auf dem Weg zum Flughafen checkt Davtian noch Nachrichten auf dem Handy. Er lässt für den Krieg einen Job zurück – und sein Leben im friedlichen Kanada.

Charkiw

Über dem Land, das Davtian verteidigen will, steigt fast unablässig Qualm auf. Die Großstadt Charkiw stand in der Nacht zum Donnerstag unter Dauerbeschuss.

Im Dauereinsatz sind dementsprechend auch die Rettungskräfte, um den Schutt der Angriffe zu beseitigen. „Es wird dauernd geschossen, das ist jetzt normal. Alles bebt, und es ist sehr laut“, erzählt Charkiws Bischof Pavlo Honcharuk aus der Stadt.

Donezk

Das weiße Z ist zum propagandistischen Symbol der Invasoren geworden. Prorussische Kämpfer schmieren den Buchstaben – der nicht einmal kyrillisch ist – auf ihre Panzer.

München

Russlands Einmarsch hat die größte europäische Fluchtbewegung seit dem Zweiten Weltkrieg ausgelöst. Viele Länder nehmen Geflüchtete auf. Hier bereitet ein Feuerwehrmann eine Sporthalle für die Ankommenden vor.

Aufs Schlimmste vorbereitet

Krieg in der Ukraine. Eine Dokumentation in Bildern.

Tag 28

Kampfübungen in Kiew, Sandsäcke befüllen an den Stränden von Odessa – die Ukrainer verteidigen ihr Land und müssen fürchten, dass die schlimmsten Angriffe noch bevorstehen.

In den Schutzräumen versuchen die Menschen, einander vom Grauen des Krieges abzulenken.

Von Daniel Hofer, Christine Kokot, Joshua Beer, Elisa von Grafenstein und Christian Helten

Odessa

Der Lebensmittelmarkt von Odessa wurde in eine Einsatzzentrale des Roten Kreuzes für die Sammlung und Sortierung von Lebensmitteln und Getränken umgewandelt. Oft kann aber nicht gearbeitet werden, die Menschen warten während eines Luftangriffs im Schutzraum.

Die Stadt liegt direkt am Meer. Eine Zunahme der russischen Marineaktivitäten im Schwarzen Meer weckt Befürchtungen über eine neue Offensive in der Region.

Alexander Izman geht trotzdem jeden Tag an den Strand, um weiterhin an seinem Steingarten zu arbeiten. Eine seiner Skulpturen soll das Ukrainische Wappen formen.

Mariupol

Die andere Hafenstadt am Schwarzen Meer, die es in den vergangenen Wochen zu trauriger Berühmtheit brachte, ist Mariupol. Die Zerstörungen und die Brutalität, mit der die russischen Truppen hier vorgehen, ist enorm.

Dieses Satellitenfoto von Maxar Technologies zeigt brennende und zerstörte Wohnhäuser.

Donezk

Den Krieg zu dokumentieren, ist das Ziel der Bilder, die Sie hier sehen. Dafür riskieren täglich Fotografen ihr Leben. Einer davon ist Max Levin, hier zu sehen auf einem Bild aus dem Januar in der Region Donezk. Zuletzt war er in einem umkämpften Gebiet nahe Kiew unterwegs. Seit Dienstag wird er vermisst.

Kiew

Polizeibeamte untersuchen in der Hauptstadt eine abgeschossene russische Drohne.

Den Großangriff auf Kiew hat es nach wie vor nicht gegeben. Man befürchtet aber weiterhin auch russische Sabotage. Auch deshalb führt die Territorialverteidigung Kontrollen bei Passanten durch.

Fehmarn

Greenpeace-Aktivisten malen den Schriftzug „Oil fuels war“ auf den Rumpf eines Schiffes, das russisches Öl auf der Ostsee transportiert.

Lyon

Der Protest gegen den Angriffskrieg des russischen Präsidenten ist an vielen Stellen sichtbar. Auch auf dem Place de la Paix, dem Platz des Friedens, ist Putin seit Neuestem zu sehen.

Guissona, Spanien

Alina Slobodianiuk, aus Dnipro, telefoniert in einem Supermarkt im spanischen Dorf Guissona. Lange bevor russische Panzer in die Ukraine einrückten, war die winzige Stadt als "Kleine Ukraine" bekannt.

Jeder siebte Einwohner von Guissona stammte ursprünglich aus der Ukraine, die meisten von ihnen wurden durch Arbeitsplätze in einem Supermarkt-Vertriebszentrum in die Stadt im Nordosten Spaniens gelockt.

Dienstag

22. März

Wolnowacha

Die Stadt Wolnowacha liegt im Süden der Ukraine, etwa auf halbem Weg zwischen dem eingekesselten Mariupol und Donezk. Das Ausmaß der Zerstörung ist auch hier enorm.

Viele Menschen haben keinen Strom mehr, sie können weder heizen noch in ihren eigenen vier Wänden kochen. Notlösungen wie auf diesem Bild sind der neue Alltag.

Drohobych

In Städten im Westen der Ukraine, die vielen Binnenflüchtlingen als Zuflucht dienen, müssen plötzlich Tausende versorgt werden. Vor dem Theater in Drohbych bekochen Menschen, die vor wenigen Wochen noch als Schauspieler arbeiteten, ihre Mitbürger.

Lwiw

Neue Orte der Zuflucht werden auch für Tiere geschaffen. Vor dem Krieg kümmerte sich das "Haus der geretteten Tiere" um wilde Tiere, jetzt wurde es zur Übergangsstation für Tiere, die der Krieg aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen hat.

In der Stadt im Westen versuchen die Ukrainer seit Wochen, auch Kunst- und Kulturgüter vor möglichem Beschuss zumindest notdürftig zu schützen.

Bali

Inzwischen hinterlässt der Krieg auch außerhalb Europas sichtbare Spuren. Auf den Dächern dieser Villen auf Bali steht in sechs Sprachen – Russisch, Ukrainisch, Englisch, Chinesisch, Französisch und Indonesisch – der Schriftzug "United World". Das Werk erstreckt sich auf einer Fläche von rund 1000 Quadratmetern.

Der Villenkomplex gehört einem Ukrainer (links), der Künstler ist Pokras Lampas, er stammt aus Russland.

Bodrum

In Bodrum in der Türkei ist die Solaris, eine Yacht des russischen Milliardärs Roman Abramowitsch, vor Anker gegangen. Er wurde von der EU und Großbritannien mit Sanktionen belegt. Eine mögliche Konsequenz: Teile seines Vermögen werden eingefroren, seine Yachten könnten beschlagnahmt werden. Den Schiffsverkehrsdaten nach hatte die Solaris die Gewässer der EU umfahren.

Montag

21. März

Kiew

Menschen begutachten den Schaden an einem Einkaufszentrum. In der Nacht sind Raketen im Stadtteil Podil eingeschlagen. Bürgermeister Vitali Klitschko schrieb auf Telegram, neben der Shopping Mall Retroville seien auch mehrere Wohnhäuser getroffen worden.

Ein ukrainischer Kämpfer stapft durch die Überreste. Eine mächtige Explosion habe Fahrzeuge pulverisiert und einen mehrere Meter breiten Krater hinterlassen, berichtet ein Journalist der Nachrichtenagentur AP.

In den Trümmern suchen Rettungskräfte nach Überlebenden. Bisher gibt es ukrainischen Angaben zufolge acht Todesopfer.

Luhansk

Auch andere Städte wurden massiv getroffen. In der Nacht veröffentlicht der Staatliche Notdienst Bilder eines mutmaßlichen Angriffs auf Sjewjerodonezk, einer Stadt im Osten des Landes. Dort sei ein Lagerhaus getroffen worden.

Polen

Geflüchtete kommen am Bahnhof der polnischen Stadt Przemyśl an. Es sind vor allem Frauen und Kinder, da die ukrainische Regierung wehrfähige Männer dazu zwingt, im Land zu bleiben.

Sonntag

20. März

Iwano-Frankiwsk

Ukrainische Schauspieler und Schauspielerinnen spielen im Theater von Iwano-Frankiwsk vor Publikum. Das Gebäude in der westukrainischen Stadt ist zum Zufluchtsort für Künstler des ganzen Landes geworden.

Die Darsteller führen "Hutsulka Ksenya" auf, ein ukrainisches Musical von 2019, das wiederum auf einer Operette basiert.

Die Ränge sind gefüllt – trotz des Krieges. "Theater im Luftschutzbunker", heißt das Projekt.

Kiew

In der Hauptstadt feiert eine Gruppe junger Kunstschaffender Geburtstag – im Bunker. Für etwa 25 Menschen dient ein geteiltes Wohnstudio in einem Keller nun als Schutz vor den Bomben.

Die Gruppe war gerade dabei, den Keller für ihre Zwecke zu renovieren, als der Krieg begann. Nun unterstützen die Künstler den ukrainischen Widerstand. Sie fertigen Gebrauchsgegenstände und koordinieren Hilfen.

Während draußen der russische Vormarsch auf die Hauptstadt stockt, versprühen die jungen Künstler in ihrem Luftschutzkeller einen Hauch von Normalität: Sie singen, tanzen, machen Musik.

Die russische Armee versucht noch immer, die ukrainische Hauptstadt einzukreisen. Experten befürchten einen blutigen Stellungskrieg. Viele Orte um Kiew wie hier das Dorf Krassyliwka liegen zu großen Teilen in Trümmern.

Eine Mutter tröstet ihr Baby, nachdem ein Bruchteil einer abgeschossenen Rakete ihr Wohnhaus in Kiew getroffen hat.

Lwiw

Menschen laufen am Opernhaus von Lwiw (Lemberg) vorbei. Hunderttausende Geflüchtete sind dem Bürgermeister zufolge in der westukrainischen Stadt untergekommen. Aber auch hier kommt es immer wieder zu russischen Angriffen.

Manche Ukrainer haben einen ganz eigenen Umgang mit der Bedrohung gefunden: Auf einem Flohmarkt in Kiew verkauft jemand Klopapierrollen mit dem Gesicht des russischen Präsidenten. Darunter steht: "Putin, fuck off" – Putin, verpiss dich.

Samstag

19. März

Mariupol

Bewohner nehmen sich Getränke von einer öffentlichen Ausgabe. In der belagerten Hafenstadt in der Ostukraine werden Wasser und Lebensmittel knapp. Hinzu kommt der Beschuss der russischen Armee. „Was in Mariupol passiert, ist ein massives Kriegsverbrechen“, sagt der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell.

Lwiw

Iryna schminkt sich in einem Geflüchtetenlager auf. Die 16-Jährige ist aus Kiew vor der Invasion nach Lwiw (Lemberg) geflohen. Von dort fahren Züge nach Polen und Ungarn.

Serbien

Die ukrainische Sportlerin Jana Hladijtschuk erscheint am zweiten Tag der Leichtathletik-Hallenweltmeisterschaften in Belgrad mit einer Protestzeichen auf der Wange: "Stoppt den Krieg".

Italien

Auch am Wochenende der vierten Kriegswoche gehen Menschen weltweit gegen den Krieg auf die Straße. Hier erscheint der Friedensbogen, ein Stadttor von Mailand, in den ukrainischen Landesfarben.

Österreich

Auch so kann Unterstützung aussehen: Menschen jubeln auf einem Benefizkonzert in Wien unter dem Motto "We stand with Ukraine" – Wir stehen mit der Ukraine.

Freitag

18. März

Lwiw

Eine Frau betet für einen Soldaten, der bei einem Luftangriff ums Leben gekommen ist.

Am Flughafen der Großstadt, die nur 80 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt ist, sind am Freitagmorgen mehrere russische Raketen eingeschlagen.

Nach UN-Angaben haben bereits mehr als 3,1 Millionen Menschen im Ausland Zuflucht gesucht. Die Männer bleiben ohne ihre Frauen, Kinder und Eltern zurück. Yevhen Potoplyak, 42, liest seinen beiden Söhnen Ostab und Denys, die in Polen sind, per Videokonferenz eine Geschichte vor.

Mariupol

Auch die Hafenstadt ist eingekesselt. Aus den Trümmern des beschossenen Theaters sind nach ukrainischen Angaben bislang 130 Menschen gerettet worden. Das Theater, in dem zahlreiche Zivilisten Schutz gesucht hatten, war am Mittwoch aus der Luft angegriffen worden.

Wer flieht, muss fast alles zurücklassen. Diese Frau, die gerade mit ihrem Auto Mariupol verlässt, hat sich entschieden, zumindest ihren Papagei mitzunehmen.

Siret

Der Syrier Omar Alshakal sortiert in einem Geschäft in Rumänien Spenden. Der 28-Jährige, der nachfühlen kann, was die Flüchtlinge aus der Ukraine durchmachen, entschied sich sofort, zu helfen.

Dumbraveni

Die meisten Flüchtlinge bleiben zunächst in den Nachbarländern, in der Hoffnung, dass sie bald in ihre Heimat zurückkehren können. Rahela Captari hat sich entschieden, mit ihrer Tochter in Rumänien zu bleiben.

Berlin

In Deutschland sind bislang fast 200 000 Ukraine-Flüchtlinge registriert worden. Hier feiern Kinder aus Odessa im Jüdischen Bildungszentrum in Berlin das Purim-Fest.

Die Einrichtung hat rund 250 Flüchtlinge aufgenommen, vor allem jüdische Kinder aus einem Waisenhaus in Odessa, aber auch alleinerziehende Mütter und Familien aus Dnipro und Kiew.

Olga aus Kiew verlässt mit ihrem Hund Finnik das Tierzentrum am Flughafen Tegel. Die Versorgungsstation wurde eigens für Ukraine-Flüchtlinge und ihre Haustiere im Ankunftszentrum eingerichtet.

Tijuana

Auch viele Russen haben wegen Putins Krieg ihre Heimat verlassen und suchen nun Asyl, zum Beispiel in den USA. Während Ukrainer dort aufgenommen werden, kommen asylsuchende Russen laut der Nachrichtenagentur AFP nicht ins Land.

In der Hoffnung, doch Einlass zu finden, campieren russische Emigranten an der Grenze zwischen USA und Mexiko, unter ihnen Sofia (links) und ihre Mutter Elena.

Donnerstag

17. März

Berlin

Mehr als drei Millionen Menschen sind bereits aus der Ukraine geflohen. Einer der Dagebliebenen ist Jean Gritsfeldt, ein ukrainischer Modedesigner. Zur Berliner Fashion Week kann er nicht anreisen, doch im Kraftwerk Berlin spielen die Veranstalter eine Videobotschaft von ihm.

Gritsfeldts Kollektion blieb mit ihm in der Ukraine. Freiwillige haben seine Entwürfe aber für die Berliner Modewoche nachgeschneidert. Eines der Outfits ist blutrot und trägt die Aufschrift "Frieden" in Englisch und Russisch.

Lwiw

Ukrainische Soldaten trainieren auf einem Übungsplatz. Der Widerstand ist offenbar größer als von Russland antizipiert. Angeblich haben die Invasoren bereits 40 Prozent ihrer Truppen verloren.

Kanada

Dem Widerstand schließen sich Freiwillige aus aller Welt an. Darunter der Kanadier Vartan Davtian aus der Stadt Brandon. Er hat ein Flugticket in die Ukraine gekauft, um das Land zu verteidigen, in dem er aufgewachsen ist.

Die Koffer sind gepackt. Was jetzt noch fehlt, ist der Abschied. Etwa von Liudmyla Artemchuck, die ihn mit Vorräten aus ihrem Laden versorgt hat.

Auf dem Weg zum Flughafen checkt Davtian noch Nachrichten auf dem Handy. Er lässt für den Krieg einen Job zurück – und sein Leben im friedlichen Kanada.

Charkiw

Über dem Land, das Davtian verteidigen will, steigt fast unablässig Qualm auf. Die Großstadt Charkiw stand in der Nacht zum Donnerstag unter Dauerbeschuss.

Im Dauereinsatz sind dementsprechend auch die Rettungskräfte, um den Schutt der Angriffe zu beseitigen. „Es wird dauernd geschossen, das ist jetzt normal. Alles bebt, und es ist sehr laut“, erzählt Charkiws Bischof Pavlo Honcharuk aus der Stadt.

Donezk

Das weiße Z ist zum propagandistischen Symbol der Invasoren geworden. Prorussische Kämpfer schmieren den Buchstaben – der nicht einmal kyrillisch ist – auf ihre Panzer.

München

Russlands Einmarsch hat die größte europäische Fluchtbewegung seit dem Zweiten Weltkrieg ausgelöst. Viele Länder nehmen Geflüchtete auf. Hier bereitet ein Feuerwehrmann eine Sporthalle für die Ankommenden vor.

Team
Text Joshua Beer
Bildredaktion Daniel Hofer
Digitales Storytelling Joshua Beer