Wie wehrhaft ist Deutschland wirklich?

Seit Beginn des Ukraine-Krieges erlebt die Bundeswehr ein merkwürdiges Comeback – allerdings vor allem rhetorisch. Über eine Gesellschaft, in der das Militär ein Fremdkörper ist.

Von Kurt Kister

25. März 2022 - 10 Min. Lesezeit

„Unsere Wehrhaftigkeit entscheidet unsere Sicherheit.“ Zwar fehlt in diesem Satz das Wörtchen „über“, aber trotz der eigenwilligen Grammatik stammt er nicht von Franz Josef Strauß aus den Sechzigerjahren. Es hat ihn auch kein kinnkantiger Heeresgeneral mit goldener Fallschirmjägerschwinge an der Uniform gesprochen. Nein, gesagt hat ihn Außenministerin Annalena Baerbock, die dieser Tage die neue Nationale Sicherheitsstrategie vorgestellt hat. Wenn etwas sehr bedeutsam sein soll, wird es gerne mit versalen Anfangsbuchstaben geschrieben – im März 1921 zum Beispiel verkündete Lenin die Neue Ökonomische Politik; Freunde sowie Freundinnen der modernen Blähsprache wiederum erinnern sich an das Gute-Kita-Gesetz oder das Starke-Familien-Gesetz der vergangenen großen Koalition, bei der man nicht auf die Idee käme, Große Koalition zu schreiben.

Wehrhaftigkeit also. Nicht erst seitdem Baerbock Außenministerin geworden ist, gehört sie zu den herausragenden Vertreterinnen der Rhetorik der empathischen Entschiedenheit, die ein Kennzeichen der mittleren Politikgeneration gerade bei Grün und SPD-Rot ist. Die Rhetorik der empathischen Entschiedenheit soll zweierlei vermitteln:

1) Ich weiß, was ich will.

2) Ich spreche für euch (häufigere Erwähnung von Kindern und ihren Fragen, immer wieder Verwendung der Personal- und Possessivpronomina der ersten Person Plural, also „wir“ und „unsere“).

Wehrhaftigkeit, sagte Baerbock, sei für sie der Wille und die Fähigkeit zur Verteidigung.

Wie wehrhaft ist Deutschland wirklich?

Seit Beginn des Ukraine-Krieges erlebt die Bundeswehr ein merkwürdiges Comeback – allerdings vor allem rhetorisch. Über eine Gesellschaft, in der das Militär ein Fremdkörper ist.

Von Kurt Kister

„Unsere Wehrhaftigkeit entscheidet unsere Sicherheit.“ Zwar fehlt in diesem Satz das Wörtchen „über“, aber trotz der eigenwilligen Grammatik stammt er nicht von Franz Josef Strauß aus den Sechzigerjahren. Es hat ihn auch kein kinnkantiger Heeresgeneral mit goldener Fallschirmjägerschwinge an der Uniform gesprochen. Nein, gesagt hat ihn Außenministerin Annalena Baerbock, die dieser Tage die neue Nationale Sicherheitsstrategie vorgestellt hat. Wenn etwas sehr bedeutsam sein soll, wird es gerne mit versalen Anfangsbuchstaben geschrieben – im März 1921 zum Beispiel verkündete Lenin die Neue Ökonomische Politik; Freunde sowie Freundinnen der modernen Blähsprache wiederum erinnern sich an das Gute-Kita-Gesetz oder das Starke-Familien-Gesetz der vergangenen großen Koalition, bei der man nicht auf die Idee käme, Große Koalition zu schreiben.

Wehrhaftigkeit also. Nicht erst seitdem Baerbock Außenministerin geworden ist, gehört sie zu den herausragenden Vertreterinnen der Rhetorik der empathischen Entschiedenheit, die ein Kennzeichen der mittleren Politikgeneration gerade bei Grün und SPD-Rot ist. Die Rhetorik der empathischen Entschiedenheit soll zweierlei vermitteln:

1) Ich weiß, was ich will.

2) Ich spreche für euch (häufigere Erwähnung von Kindern und ihren Fragen, immer wieder Verwendung der Personal- und Possessivpronomina der ersten Person Plural, also „wir“ und „unsere“).

Wehrhaftigkeit, sagte Baerbock, sei für sie der Wille und die Fähigkeit zur Verteidigung.