Süddeutsche Zeitung

US-Sanktionen:Die Türkei umgarnt Deutschland und Frankreich

Lesezeit: 1 min

Die Türkei, Deutschland und Frankreich sind sich nach türkischer Darstellung einig in ihrem Widerstand gegen Zölle und Sanktionen der USA. Ibrahim Kalin, Sprecher des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan, sagte am Donnerstag zudem, dass das Einvernehmen für die Türkei und europäische Länder eine Gelegenheit sein könne, ihre Beziehungen weiter zu verbessern.

Zuvor hatte Erdoğan mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron sowie mit Bundeskanzlerin Angela Merkel telefoniert. Ein Streit zwischen der Türkei und den USA hatte in den vergangenen Tagen einen deutlichen Wertverlust der türkischen Lira ausgelöst. Kalin erklärte, Merkel und Macron hätten Erdoğan gesagt, dass sie auch litten. Sie hätten sich auch über die Neigung der US-Regierung beklagt, Handel, den Dollar und Zölle als Waffen einzusetzen.

Die Bundesregierung hat bisher nicht bestätigt, ob die Darstellung des türkischen Regierungssprechers zutrifft. Die Beziehungen zwischen Berlin und Ankara sind derzeit belastet - unter anderem, weil zuletzt immer wieder deutsche Staatsbürger in der Türkei inhaftiert wurden.

Die USA haben der Türkei unterdessen mit weiteren Sanktionen gedroht, sollte der unter Hausarrest stehende US-Pastor Andrew Brunson nicht freikommen. Die Regierung habe weitere Sanktionen vorbereitet, die man verhängen wolle, sollte der Pastor nicht zügig freigelassen werden, sagte Finanzminister Steven Mnuchin am Donnerstag bei einer Kabinettssitzung im Weißen Haus. Präsident Donald Trump erklärte, die Türkei habe sich nicht als "guter Freund" der USA erwiesen.

Die Krise zwischen den beiden Nato-Partnern dürfte sich dadurch weiter verschärfen. Der evangelikale Pastor Brunson war 2016 im westtürkischen Izmir wegen Terrorvorwürfen in Untersuchungshaft genommen worden und wurde kürzlich unter Hausarrest gestellt. US-Präsident Donald Trump hat wiederholt seine umgehende Freilassung gefordert.

Anfang August verhängte die US-Regierung Sanktionen gegen zwei türkische Minister, die die Türkei erwiderte.Wegen der Krise war es zu massiven Währungsturbulenzen in der Türkei gekommen. Die türkische Regierung hofft deswegen auf das Engagement finanzstarker Investoren.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4094839
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/ap/dpa/bepe
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.