Süddeutsche Zeitung

TV-Duell in Rheinland-Pfalz:Malu Dreyer ist nicht da - und trotzdem anwesend

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Die Ministerpräsidentin bleibt der TV-Runde in Mainz fern - über sie wird trotzdem geredet. Ansonsten arbeiten sich die Kandidaten am AfD-Vertreter ab.

Von Detlef Esslinger, München

Auch eine Methode, im Fernsehstudio präsent zu sein: indem man nicht dorthin kommt. Malu Dreyer, die SPD-Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, ist bei ihrer Ankündigung geblieben, an der Elefantenrunde der Spitzenkandidaten nicht teilzunehmen; weil dort auch der Mann von der AfD eingeladen ist. Also wird am Donnerstagabend erst einmal über sie gesprochen: ob das richtig ist?

Roger Lewentz, der SPD-Landesvorsitzende, der sie vertritt, sagt zu ihrer Verteidigung, in Berlin käme ja auch niemand auf die Idee, Frau Merkel in eine Diskussion mit Frau Petry zu setzen. Julia Klöckner, die CDU-Herausforderin, sagt, wenn es darum gehe, die Demokratie zu verteidigen, müsse das Chefsache sein.

20 von 90 Minuten geht es um die AfD

Womit zumindest die Brandmauer zur AfD, zu ihrem Spitzenkandidaten Uwe Junge, gezogen ist. Die beiden Moderatoren des Südwestrundfunks spielen eine Rede von ihm ein, in der er Politiker der etablierten Parteien pauschal als "vaterlandslose Brandstifter" bezeichnet; sie wollen von ihm wissen, ob das seine Vorstellung davon sei, wie Demokraten miteinander reden sollten. Ob sie erwartet haben, darauf eine Antwort zu bekommen?

"Wenn Sie von Hass sprechen, erleben wir den auch, und zwar von links", das ist die Antwort, die Junge gibt. Der Mann ist Bundeswehr-Offizier, seit 38 Jahren, und schon, wie er seine Vita hervorhebt, ist klar, worum es ihm geht: jede Brandmauer für unnötig zu erklären. "Genau wie die Grünen sind wir auch dafür, keine Studiengebühren mehr zu erheben", sagt er später. Genau wie die Grünen - aus dem Munde eines AfD-Spitzenmannes; sehr apart.

Ungefähr 20 der 90 Minuten geht es um die neue Partei und die anderen; später dann um Flüchtlinge, Bildung, Mittelrheinbrücke und Polizei. Dem Sozialdemokraten Lewentz, der auch Innenminister ist, wird ein Film vorgespielt, in dem sich Polizisten über ihre Arbeitsbelastung beschweren, die ewigen Überstunden. Was liefert Lewentz darauf? Zahlen, wie viele Polizisten die rot-grüne Regierung im Laufe der Jahre eingestellt habe. Was liefert er nicht? Ein Zeichen, dass er die Polizisten versteht, die sich eben geäußert haben.

Die Frage, ob es richtig war, dass Malu Dreyer fern blieb, kann man auch so beantworten: Sie hätte diese Polizisten garantiert nicht einfach so ignoriert.

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Quelle:
SZ vom 11.03.2016
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