Süddeutsche Zeitung

Fridays for Future:Greta Thunberg ist mit der Kanzlerin verabredet

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Es wird das zweite Mal, dass die beiden persönlich aufeinandertreffen. Glaubt man Thunberg, hat sie an das erste Treffen nicht so gute Erinnerungen.

Von Michael Bauchmüller und Nico Fried, Berlin

Angela Merkel und Greta Thunberg hätten einander eine Menge zu sagen, aber bisher haben die beiden mehr übereinander geredet als miteinander. Thunberg, bekanntestes Gesicht der Klimaschutzbewegung Fridays For Future, geißelte immer wieder die Untätigkeit der Regierenden, Merkel lobte das Engagement der Schülerbewegung, die mit der jungen Schwedin ihren Anfang genommen hat. Doch begegnet sind sich die beiden nur einmal, und das flüchtig: Am Rande des UN-Sondergipfels zum Klima im vorigen September, in einem wuseligen Vorraum des Plenarsaals der Vereinten Nationen. Das soll nächsten Donnerstag anders werden: Die Kanzlerin und Thunberg sind verabredet.

Regierungssprecher Steffen Seibert teilte am Freitag mit, dass Merkel um zehn Uhr Thunberg im Kanzleramt empfangen werde. Mit dabei sein wird auch Luisa Neubauer, die deutsche Frontfrau der Fridays-For-Future-Bewegung, sowie weitere Klima-Aktivisten. Es sei ein Treffen, das "dem gemeinsamen Anliegen des Klimaschutzes" dienen solle, so Seibert. Die Kanzlerin freue sich auf das Gespräch, "und vielleicht tun die anderen das auch", so Seibert.

Das Treffen geht unter anderem zurück auf einen Brief, den Thunberg und Neubauer Mitte Juli, wenige Tage vor dem EU-Gipfel, an alle Staats- und Regierungschefs der EU geschickt hatten - samt den Unterschriften hunderter Wissenschaftler, Künstler, Schriftsteller und Prominenter. "Wir stehen vor einer existenziellen Krise", schrieben sie darin, "und aus dieser Krise heraus können wir keinen Weg kaufen, bauen oder investieren." Das bestehende System lasse sich nicht reparieren. "Wir brauchen ein neues System." Kurz darauf erging die Einladung aus dem Kanzleramt.

"Smalltalk und Selfies"

90 Minuten will sich die Kanzlerin Zeit nehmen. "Das ist zumindest einmal ein gewichtiges Signal", sagt Luisa Neubauer. Gleichzeitig sei klar, dass Merkel schon 15 Jahre lang regiere - ein Zeitraum, in dem auch wertvolle Zeit verloren worden sei. "Wir müssen zur Sache kommen. Und es braucht eine Kanzlerin, die zur Sache kommt." Das Thema müsse auch auf der Chefetage stattfinden.

An das erste Treffen mit der deutschen Regierungschefin in New York hat Greta Thunberg übrigens nicht so gute Erinnerungen. Sie beschrieb die Tage bei den Vereinten Nationen kürzlich in einem Beitrag für das schwedische Radio, den das Time Magazine zu einem Essay verarbeitete. In dem Nebenraum des UN-Gebäudes habe sie sich eigentlich auf ihre Rede vorbereiten wollen, die später wegen des empörten Ausrufes: "How dare you?" (Wie könnt Ihr es wagen?) für Aufsehen sorgte.

Dann aber sei sie ständig unterbrochen worden, erinnerte sich Thunberg. Wie andere habe auch Merkel "Smalltalk und Selfies machen wollen". Und dann habe die Kanzlerin noch gefragt, "ob es okay ist, wenn sie es auf sozialen Medien verbreitet". Ein Selfie war es zwar nicht, aber ein Foto des offiziellen Fotografen der Bundesregierung entstand tatsächlich und wurde unter anderem auf Instagram verbreitet.

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