Süddeutsche Zeitung

Spionage-Vorwürfe:Die Russin, die Amerikas Waffenlobby infiltriert haben soll

Lesezeit: 1 min

Von Frank Nienhuysen

Erst wenige Stunden waren vergangen, nachdem Russlands Präsident Wladimir Putin in Helsinki jede Art russischer Einmischung in den US-Wahlkampf dementiert hatte, als in den USA der Fall von Maria Butina bekannt gemacht wurde. Die 29 Jahre alte Russin soll als mutmaßliche Agentin seit mehreren Jahren versucht haben, US-Organisationen zu unterwandern, etwa die mächtigen Waffenlobbyisten der National Rifle Association (NRA). Am Sonntag wurde sie festgenommen, an diesem Mittwoch soll sie vor Gericht erscheinen.

Der Fall Butina hat nichts mit den Russland-Untersuchungen des Sonderermittlers Robert Mueller zu tun, zuständig ist diesmal das amerikanische Justizministerium. Die US-Behörde wirft Butina Versuche vor, Kommunikationskanäle zwischen den USA und russischen Behörden zu schaffen und über Kontakte zur NRA die US-Politik zugunsten Russlands beeinflussen zu wollen. Butina war der Washington Post zufolge Assistentin des ehemaligen russischen Zentralbank-Vizechefs Alexander Torschin, der wie auch Butina selber Mitglied der amerikanischen NRA ist. Torschin hat nach Berichten mehrerer US-Medien versucht, im Jahr 2016 ein Abendessen mit Donald Trump und Präsident Putin zu vermitteln.

Die NRA gehört zu den wichtigsten Unterstützern der US-Republikaner, das FBI ermittelt derzeit nach einem Bericht der New York Times, ob die Lobby-Organisation Geld von russischer Seite erhalten hat, um Trumps Wahlkampf zu unterstützen.

Butinas Anwalt Robert Driscoll wies die Anschuldigungen als "übertrieben" zurück und erklärte, die Frau sei keine Agentin, sondern lediglich eine Studentin der internationalen Beziehungen, die eine Business-Karriere anstrebe. Butina war vor Jahren mit einem Studentenvisum in die USA eingereist. In Russland gehörte sie zur Führung der Waffenlobby-Organisation namens "Recht auf eine Waffe". In den sozialen Netzwerken sind Fotos von ihr zu sehen, auf denen sie mit Waffen posiert. In E-Mails, aus denen die US-Justiz zitiert, habe sie geschrieben, dass die NRA zu infiltrieren ein Schlüsselelement für bessere amerikanisch-russische Beziehungen wäre.

Auch auf einen Twitter-Account verweist die amerikanische Staatsanwaltschaft. Demnach hat Butina den damaligen Republikaner-Kandidaten Trump einmal bei einer Veranstaltung gefragt, was denn seine Außenpolitik sein werde. Trumps Antwort: "Ich kenne Putin, und ich sage Ihnen, wir werden mit ihm klarkommen."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4058090
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 18.07.2018
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.