Süddeutsche Zeitung

Saarland:Schulz-Effekt an der Saar

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Von Susanne Höll, Spiesen-Elversberg

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz beglückt auch die saarländischen Sozialdemokraten in ihrem eingangs schwierigen Landtagswahlkampf. Die erste Saarland-Umfrage nach der Schulz-Nominierung zeigt einen deutlichen Zuwachs für die SPD, die bislang als Juniorpartner in einer großen Koalition mit der CDU regiert und aus der Wahl am 26. März gern als Siegerin hervorginge. Demnach könnten die Sozialdemokraten unter Führung von Spitzenkandidatin Anke Rehlinger mit der Linkspartei von Oskar Lafontaine ein rot-rotes Bündnis schmieden oder an der Seite von CDU-Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer weiter regieren.

Die Saar-SPD könnte aktuell 33 Prozent der Stimmen erreichen, die CDU liegt mit 36 Prozent aber weiter vorn, ermittelte Insa im Auftrag der Bild-Zeitung. Die Linke käme auf zwölf Prozent, die AfD auf sieben. Grüne und FDP liegen bei vier Prozent und würden den Einzug in den Landtag verfehlen, ebenso wie die Piraten. In früheren Umfragen hatte die SPD deutlich weiter hinter der CDU gelegen, deren Spitzenkandidatin Kramp-Karrenbauer sehr beliebt ist. Die Christdemokraten wollen auch mangels anderer aussichtsreicher Partner die große Koalition fortsetzen und bauen dabei auf die Popularität der Ministerpräsidentin. Die SPD verzichtete auf eine Koalitionsaussage. Inzwischen gilt es aber als wenig wahrscheinlich, dass sie das Bündnis mit der CDU fortsetzt, wenn es eine Mehrheit für Rot-Rot geben sollte. Das Saarland wäre dann, wenige Monate vor der Bundestagswahl, das erste westdeutsche Land, in dem die Linkspartei mitregierte.

Auf Wahlkampf-Hilfe durch Bundespolitiker verzichtet die CDU offenbar bewusst

Im Wissen um Unzulänglichkeiten von Wahl-Umfragen reagierte die Saar-SPD verhalten-optimistisch auf die neuen Zahlen. Generalsekretärin Petra Berg sprach von Rückenwind und sagte: "Mit Anke Rehlinger im Land und Martin Schulz im Bund haben wir die richtigen Kandidaten." Kramp-Karrenbauer zeigte sich gelassen und appellierte an die Wähler, Rot-Rot in Saarbrücken eine Absage zu erteilen. "Wer will, dass eine Regierung der Mitte unter meiner Führung als Ministerpräsidentin die Zukunft des Landes gestaltet, der muss CDU wählen."

Angesichts bundesweit gestiegener Sympathien für Schulz und die SPD hatte die Bundes-CDU der saarländischen Partei angeblich zusätzliche Auftritte prominenter Christdemokraten aus Berlin und anderswo angeboten. Dies wurde in Saarbrücken abgelehnt, mit der Begründung, man führe eine Landtagswahl-Kampagne, die sich auf Kramp-Karrenbauer konzentriere. Kanzlerin Angela Merkel war im Januar im Saarland gewesen und will übernächste Woche zur Abschlusskundgebung kommen. Schulz war im Februar an der Saar und wird ebenfalls zum Kampagnenende erwartet. Am Mittwochabend unterstützt er Rehlinger bei zwei Parteiveranstaltungen in Spiesen-Elversberg sowie in Homburg.

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SZ vom 09.03.2017
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