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Neujahrsansprache der Kanzlerin:AfD nimmt Pegida gegen Merkel-Kritik in Schutz

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AfD verteidigt Pegida gegen Merkel-Kritik

Immer wieder hat die Alternative für Deutschland (AfD) in den vergangenen Wochen die Nähe zu Pegida gesucht. Und als in Dresden Tausende gegen die angebliche islamisierung des Abendlandes auf die Straße gingen, waren viele bekennende AfD-Anhänger dabei.

Jetzt hat die AfD die Anti-Islam-Bewegung auch gegen Kritik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Schutz genommen. "Sie verurteilt Menschen von oben herab, die sie gar nicht kennt", sagte der AfD-Fraktionsvorsitzende im Brandenburger Landtag und einer der drei stellvertretenden Sprecher der Partei, Alexander Gauland.

Die Kritik der Kanzlerin an den Kundgebungen der "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" werde der Protestbewegung noch mehr Zulauf als bisher bescheren, prognostizierte Gauland.

AfD stellt sich immer wieder hinter Pegida-Demonstranten

Gauland hatte selbst Mitte Dezember als - wie er es nannte - "Beobachter" an einer Pegida-Demonstration in Dresden teilgenommen. Der SZ sagte das AfD-Vorstandsmitglied kurz vorher: "Wir sind die ganz natürlichen Verbündeten dieser Bewegung." Und in der ARD erklärte er, er könne bei der Pegida keine rechtsradikalen Personen ausmachen. "Ich sehe Bürger, die auf die Straße gehen aus Sorge um Entwicklungen in Deutschland, die Angst haben."

Auch Parteichef Bernd Lucke bezeichnte die Pegida-Demonstrationen als "gut und richtig". Sie seien ein Zeichen dafür, "dass diese Menschen sich in ihren Sorgen von den Politikern nicht verstanden fühlen".

Allein der stellvertretende AfD-Sprecher Hans-Olaf Henkel hatte den Mitgliedern seiner Partei davon abgeraten, sich an "Demonstrationen von selbst ernannten Islamkritikern" zu beteiligen.

Merkel prangert "Kälte und Hass" bei Pegida an

Kanzlerin Merkel warnt die Deutschen in ihrer diesjährigen Neujahrsansprache hingegen davor, sich den Pegida-Protesten anzuschließen. Sie sagt in ihrer Rede, deren Text am Dienstag vorab verbreitet worden war: "Heute rufen manche montags wieder 'Wir sind das Volk'. Aber tatsächlich meinen sie: Ihr gehört nicht dazu - wegen eurer Hautfarbe oder eurer Religion."

Die Kanzlerin appellierte an die Teilnehmer der Pegida-Demonstrationen: "Folgen Sie denen nicht, die dazu aufrufen! Denn zu oft sind Vorurteile, ist Kälte, ja, sogar Hass in deren Herzen!" Die Pegida-Kundgebungen richten sich vor allem gegen Muslime und Zuwanderer. Den Flüchtlingen sicherte Merkel Hilfe zu: "Es ist selbstverständlich, dass wir ihnen helfen und Menschen aufnehmen, die bei uns Zuflucht suchen."

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