Süddeutsche Zeitung

Italien:Meloni fällt auf Fake-Anruf aus Russland herein

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Statt mit dem Präsidenten der Afrikanischen Union sprach Italiens Ministerpräsidentin mit Komikern aus Putins Propaganda-Apparat. Nun spotten russische Medien über ihre Aussagen zu Krieg und Migration.

Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni ist einem Anrufer auf den Leim gegangen, der sich als Azali Assoumani ausgab, Präsident der Afrikanischen Union (AU) und zugleich Staatschef der Komoren. Dies bestätigte ihr Büro am Mittwoch in Rom. In Wahrheit steckte dahinter das russische Duo Wowan und Lexus, mit bürgerlichen Namen Wladimir Kusnezow und Alexej Stoljarow. Die beiden Russen hatten auch Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nach dem Ende ihrer Amtszeit genarrt.

Melonis Büro bestätigte, dass es ein solches Telefonat am 18. September im Vorfeld der UN-Generalversammlung in New York gegeben habe. Zum Inhalt äußerte sich die italienische Regierung nicht. Auszüge wurden jedoch in Russland veröffentlicht, beispielsweise von der Nachrichtenagentur Ria Nowosti.

Nach diesen Angaben sagte die Vorsitzende der rechtsnationalistischen Partei Fratelli d'Italia mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, es gebe "große Müdigkeit auf allen Seiten". Als Zitat wird der Satz wiedergegeben: "Die Zeit naht, in der jeder verstehen wird, dass wir einen Ausweg brauchen." Sie habe dazu auch "einige Ideen", wolle aber noch auf den richtigen Moment warten. In dem Gespräch ging es nach russischen Angaben auch um das Thema Migration.

Meloni wird mit den Worten zitiert: "Europa hat lange Zeit geglaubt, das Problem lösen zu können, indem es es auf Italien begrenzt. Das Problem ist, dass die anderen sich nicht darum kümmern." Meloni war vor einem Jahr mit dem Versprechen an die Regierung gelangt, die irreguläre Einwanderung unter Kontrolle zu kriegen. Tatsächlich kommen in diesem Jahr wahrscheinlich mehr Bootsflüchtlinge übers Mittelmeer nach Italien als je zuvor.

Auf Anrufe des russischen Duos sind auch schon Berlins frühere Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD), der ehemalige britische Verteidigungsminister Ben Wallace und der Intendant der Bayerischen Staatsoper hereingefallen. Für das Gespräch mit Merkel hatten sich einer der beiden als der ehemalige ukrainische Präsident Petro Poroschenko ausgegeben. In Russland wurden ihre Troll-Aktionen von kremlnahen Medien und Kommentatoren schon oft gefeiert.

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