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Medienberichte:Türkei soll mit Flynn über Entführung Gülens verhandelt haben

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Der US-Sonderermittler Robert Mueller geht offenbar dem Verdacht korrupter Absprachen zwischen der Türkei und dem früheren Nationalen Sicherheitsberater Michael Flynn nach. Hochrangige türkische Regierungsvertreter hätten dem damaligen Mitarbeiter von Donald Trump bis zu 15 Millionen Dollar (12,9 Millionen Euro) zugesagt, wenn er die Auslieferung des von Ankara als Staatsfeind betrachteten Predigers Fethullah Gülen herbeiführe, berichten das Wall Street Journal und der Sender NBC. Der Geistliche lebt im Exil im US-Bundesstaat Pennsylvania.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hält die Gülen für den Drahtzieher des gescheiterten Putschversuches im Juli 2016 und hat bisher vergeblich auf dessen Auslieferung gedrungen. Die türkischen Behörden gehen mit großer Härte gegen vermeintliche Gülen-Anhänger vor.

Im Visier von US-Ermittler Mueller steht demnach ein Treffen Flynns mit Vertretern der Türkei im Dezember 2016 in New York. Dabei sei unter anderem die Frage zur Sprache gekommen, ob der regierungskritische türkische Prediger Gülen heimlich in einem Privatjet aus seinem Exil in den USA auf die türkische Gefängnisinsel Imrali ausgeflogen werden könnte, berichten die US-Medien.

Zum Zeitpunkt dieses Treffens hatte Trump bereits die Wahl gewonnen, das Präsidentenamt aber noch nicht angetreten. Flynn war bereits designierter Nationaler Sicherheitsberater und wurde kurz darauf ernannt. Wochen später musste er aber zurücktreten, weil er über vertrauliche Kontakte zum russischen Botschafter gelogen hatte.

Flynns Anwalt: "Empörend und vorverurteilend"

NBC und Wall Street Journal berufen sich in ihren Berichten auf mehrere Quellen mit Kenntnissen über den internen Stand von Muellers Ermittlungen. Sie betonen, dass es unklar sei, wie detailliert Flynns Beratungen mit den Türken waren und ob tatsächlich bereits Geld geflossen sei. Flynns Anwalt wies die Berichte kategorisch zurück. Normalerweise kommentiere er keine Medienberichte, erklärte Flynns Anwalt Robert Kelner. "Aber in den heutigen Nachrichten wurden Anschuldigungen gegen General Flynn erhoben - von Entführung bis Bestechung -, die dermaßen empörend und vorverurteilend sind, dass wir hier ein Ausnahme machen: Sie sind falsch."

Sonderermittler Mueller soll schwerpunktmäßig russische Manipulationen im US-Wahlkampf untersuchen. Allerdings hat er seine Ermittlungen inzwischen auch auf andere Fälle möglichen Fehlverhaltens von früheren Mitarbeitern Trumps ausgedehnt.

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