Süddeutsche Zeitung

Kommunalwahlen in Italien:Rückschlag für Berlusconi

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Das "Undenkbare" tritt ein: Bei der Bürgermeisterwahl in Mailand bahnt sich eine Niederlage von Silvio Berlusconis Partei PDL an.

Andrea Bachstein, Rom

Die zweitägigen Kommunalwahlen in Italien haben einen empfindlichen Rückschlag für Ministerpräsident Silvio Berlusconi erbracht: In Mailand bahnt sich der Machtverlust für seine Partei PDL (Popolo della Libertà) an. Nach den vorläufigen Ergebnissen vom Montagabend erzielte dort der Bürgermeisterkandidat der Mitte-links-Partei PD (Partito Democratico), Giuliano Pisapia, mit 46,5 Prozent deutlich mehr Stimmen als die bisherige Amtsinhaberin von der PDL. Letizia Moratti kam auf 42 Prozent, bei der Stichwahl in zwei Wochen werden ihr wenig Chancen gegeben. Berlusconi hatte die Kommunalwahl, und insbesondere das Votum in seiner Heimatstadt Mailand, zu einer wichtigen Abstimmung über sich und seine Politik erklärt. "Es ist undenkbar, dass eine Stadt wie Mailand nicht von uns regiert wird", sagte der Premier, als er am Sonntag dort abstimmte.

Besonders im Fokus steht auch das von der Müllkrise bestimmten Neapel. Dort wird es voraussichtlich zu einem umgekehrten Machtwechsel kommen, der sich jedoch ebenfalls erst im zweiten Durchgang entscheidet. Nach zehn Jahren unter einer Bürgermeisterin der PD, die nicht wieder antreten durfte, lag dort am Abend der PDL-Kandidat Gianni Lettieri mit gut 36 Prozent in Führung. Das Rennen um den zweiten Platz war noch unentschieden zwischen dem Kandidaten der PD und dem Mann der ebenfalls zum Mitte-links-Lager zählenden Partei IdV (Italia dei Valori), deren Vorsitzender der Berlusconi-Gegner Antonio Di Pietro ist.

In Turin, wo der populäre PD-Bürgermeister Sergio Chiamparino nicht mehr kandidieren durfte, hat offenbar im ersten Durchgang der prominente PD-Mann Piero Fassini mit vorläufig 56 Prozent bequem die absolute Mehrheit erreicht. Ob es auch in Bologna zu Stichwahlen kommen wird, war noch nicht sicher. In der traditionellen Linken-Hochburg schwankte der PD-Kandidat Virginio Merola noch zwischen knapp über und knapp unter der 50-Prozent-Marke. Insgesamt standen zur Wahl die Parlamente in 1200 der 8000 Gemeinden, in elf Landkreisen und einer Region. Die Wählerbeteiligung lag mit 71 Prozent um etwa zwei Punkte niedriger als bei den vorangegangenen Wahlen. Doch ist sie lokal sehr unterschiedlich ausgefallen. In Mailand war sie mit knapp 67 Prozent fast unverändert im Vergleich zu 2006, in Neapel, der Millionenstadt des Südens brach sie mit 64,5 Prozent um fast sechs Punkte ein.

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Quelle:
SZ vom 17.05.2011
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