Süddeutsche Zeitung

Kauder zur Frauenquote:Der scharfsinnige Herr Fraktionschef

Als "weinerlich" bezeichnete CDU-Fraktionschef Kauder Familienministerin Schwesig in der Debatte um die Frauenquote. Ungefähr so scharfsinnig, als würde Schwesig Kauder einen ahnungslosen alten Sack nennen, der sich bittschön raushalten soll.

Kommentar von Constanze von Bullion

Am Ende, wenn die Argumente zur Neige gehen, ist es in der Politik manchmal nicht anders als im Kindergarten. Wo die Diskussion nicht gleich zum gewünschten Ergebnis führt, wird an Haaren gezerrt und mit dem Klötzchen zugeschlagen. Dann sind die Jungs vermutlich mal wieder böse und die Mädchen Heulsusen, und in der schönen alten Welt der Rollenklischees findet ein jeder ganz schnell seinen Platz.

Auch Unions-Fraktionschef Volker Kauder konnte dem Impuls nicht widerstehen, im Streit über die Frauenquote seine Gegenspielerin Manuela Schwesig mit dem Attribut "weinerlich" zu bedenken. Die "Frau Familienministerin" solle nicht so weinerlich sein, sondern bei der Quote den Koalitionsvertrag umsetzen, sagte er vor dem Auftakt zu den Verhandlungen. Das war ungefähr so scharfsinnig, als würde Schwesig den "Herrn Fraktionschef" einen alten Sack nennen, der sich bittschön raushalten soll aus Themen, von denen er nichts mehr versteht.

Die Union mag wüten gegen die Quote und sich dabei billigster Stereotypen bedienen. Sie mag das Gleichstellungsgesetz behindert haben wo es nur ging. All das wird ihr nicht zum Triumph gereichen, sondern nur noch schärfer beleuchten, wie tief die Generation Kauder & Hasselfeldt im Gestern stecken geblieben ist. Sie weiß das und wehrt sich nach Kräften. Das Land aber sollte Nachsicht üben. Es hat halt ein jeder mal seine Zeit gehabt.

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Quelle:
SZ vom 26.11.2014
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