Süddeutsche Zeitung

Türkei und Syrien:WHO spricht von schlimmster Naturkatastrophe in der Region seit einem Jahrhundert

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Die Weltgesundheitsorganisation drängt auf weitere Hilfe für Betroffene in der Türkei und in Syrien. Neue Daten zeigen das Ausmaß der Beben. Die Zahl der Toten liegt mittlerweile bei mehr als 40 000.

Mehr als eine Woche nach den Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet mit Zehntausenden Toten hat die Weltgesundheitsorganisation WHO zu umfassender Unterstützung für die Opfer aufgerufen. Der für Europa zuständige WHO-Regionaldirektor Hans Kluge bezeichnete das Beben als schlimmste Naturkatastrophe in der Region seit einem Jahrhundert. Der Bedarf an Hilfe sei riesig und wachse mit jeder Stunde.

Die Zahl der Toten ist mittlerweile auf mehr als 40 000 gestiegen. Allein in der Türkei liege sie bei 35 418, sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge. Aus Syrien wurden zuletzt 5900 Tote gemeldet. In der Türkei werden noch mehr als 13 000 Verletzte in Krankenhäusern behandelt, wie Erdoğan mitteilte. Fast 1,6 Millionen Menschen lebten in Notunterkünften. Etwa 600 000 Menschen seien in anderen Landesteile gebracht worden oder hätten selbständig die Region verlassen.

In der Türkei sind nach den Beben die Familienangehörigen von etwa 1000 Kindern noch nicht ermittelt worden. Die türkische Familienministerin Derya Yanık sagte, 792 der Kinder würden im Krankenhaus behandelt, 201 seien in der Obhut des Ministeriums. Erst 369 hätten bislang ihren Familien zugeordnet und übergeben werden können.

Am frühen Montagmorgen vor einer Woche hatte ein erstes Beben der Stärke 7,7 um 2.17 Uhr (MEZ) die Region erschüttert, Stunden später folgte ein zweites schweres Beben der Stärke 7,6.

Verwerfungen betragen an manchen Stellen bis zu sechs Meter

Satellitenbilder des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) zeigen nun das Ausmaß der Beben: "Die Verwerfungen betragen nach einer Auswertung des DLR an manchen Stellen bis zu sechs Meter." Es seien Daten des europäischen Radarsatelliten Sentinel-1 analysiert und visualisiert worden. "Die Risse sind an der Oberfläche auf etwa 250 Kilometern Länge zu erkennen", hieß es in einer Mitteilung.

Nach Angaben von WHO-Regionaldirektor Kluge bräuchten nun etwa 26 Millionen Menschen in der Türkei und Syrien humanitäre Unterstützung. Schätzungsweise eine Million Menschen hätten in der Türkei ihr Zuhause verloren, etwa 80 000 befänden sich nach Behördenangaben in Krankenhäusern, sagte er. Dies stelle eine große Belastung für das Gesundheitssystem dar - das selbst durch die Katastrophe schweren Schaden genommen habe. Und im Bürgerkriegsland Syrien kommt internationale Hilfe nur langsam an, was nicht zuletzt an der politischen Situation liegt.

Kluge forderte alle Beteiligten aus Regierung und Zivilgesellschaft zur Zusammenarbeit auf, um die grenzüberschreitende Lieferung humanitärer Hilfe zwischen der Türkei und Syrien sowie innerhalb Syriens sicherzustellen. Die Vereinten Nationen baten ihre Mitgliedstaaten um knapp 400 Millionen Dollar (372 Millionen Euro) Unterstützung angesichts der Not der Menschen.

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