Süddeutsche Zeitung

Deutschlandtrend:Stimmung wendet sich gegen die Bundesregierung

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Schon wenige Wochen nach der Bildung der Koalition wachsen Kritik und Enttäuschung über Kanzler Olaf Scholz und die Ampel. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist mit der Arbeit des Kabinetts inzwischen unzufrieden - und die Union liegt wieder vor der SPD.

Von Stefan Braun

Dass das Regieren in Krisenzeiten nicht einfach wird, wussten Olaf Scholz und seine Koalition schon, als die Ampel ihre Arbeit Anfang Dezember aufnahm. Aber dass ihr Kredit bei der Bevölkerung schon nach zwei Monaten ziemlich aufgebraucht sein würde - damit haben der sozialdemokratische Kanzler und seine Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) und Christian Lindner (FDP) wohl eher nicht gerechnet. Jedenfalls dürften sie die leise Hoffnung gehabt haben, doch wenigstens die ersten 100 Tage ohne allzu viel Gegenwind arbeiten zu können.

Mit dem jüngsten Deutschlandtrend der ARD ist das erst mal erledigt. Die Zustimmungsraten für Scholz sowie für seine Kabinettskollegen und für die Ampelkoalition sind deutlich gefallen. Der Gewinner ist bis auf Weiteres die Union. Sie liegt nach vielen Monaten erstmals wieder klar vor den Sozialdemokraten. Für die Ampelparteien ist das zum Start in die bevorstehenden Wahlkämpfe im Saarland, in Nordrhein-Westfalen und in Schleswig-Holstein ein ziemlicher Dämpfer.

Am gravierendsten zeigt sich der Absturz an der wachsenden Unzufriedenheit der Bürger mit Koalition und Kabinett. Gut 57 Prozent der Befragten sind derzeit wenig oder gar nicht zufrieden mit der Arbeit der Bundesregierung. Das sind 20 Prozentpunkte mehr als im Vormonat. Schaut man auf die einzelnen Anhängerschaften, wird es für die FDP besonders bitter. Bei ihr ist eine Mehrheit von 53 Prozent mittlerweile enttäuscht von der Ampel. SPD und Grüne immerhin können weiter mit dem Gefühl regieren, dass gut zwei Drittel ihrer Anhängerschaft den Kurs und die Richtung unterstützen.

Auch die einzelnen Akteure verlieren an Zustimmung, besonders gilt das für den Bundeskanzler. Gut die Hälfte der Befragten ist mit Olaf Scholz unzufrieden, beim persönlichen Zustimmungswert verliert er 17 Prozentpunkte und landet nur noch bei 43 Prozent. Das ist für einen Regierungschef kein besonders übler Wert, aber der Einbruch zeigt, dass die Stimmung für den Sozialdemokraten ungemütlich werden könnte. Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, Robert Habeck und Christian Lindner verlieren: Lauterbach fällt um sieben Punkte auf immerhin noch 59 Prozent, Lindner verliert sechs Punkte auf 43 Prozent, Habeck neun auf mittlerweile noch 39 Prozent. Einzig die grüne Außenministerin Annalena Baerbock kann vier Punkte zulegen und hat inzwischen einen Zustimmungswert von 36 Prozent.

Der Profiteur der Entwicklung heißt Friedrich Merz

Dieser Trend schlägt auch auf die Werte bei der Sonntagsfrage durch. Erstmals seit Wochen gibt es hier deutlichere Verschiebungen. Am stärksten bekommt das die SPD zu spüren. Sie verliert im Vergleich zum Januar vier Punkte und kommt nun auf einen Wert von 22 Prozent. Die Grünen liegen wie im Vormonat bei 16 Prozent, die FDP verliert leicht und landet bei noch zehn Prozent. Die Ampel kommt damit - gemessen an der aktuellen Stimmungslage - in der Summe nicht mehr auf 50 Prozent. Das hat aktuell keine konkreten Konsequenzen, könnte auf Dauer aber wehtun.

Gewinner der Situation sind die Unionsparteien. CDU und CSU haben erstmals seit August 2021 die SPD überholt, legen um vier Punkte zu und stehen in der Sonntagsfrage bei 27 Prozent. Auch die AfD legt um einen Punkt zu und käme derzeit auf zwölf Prozent. Nur bei der Linkspartei bewegt sich nichts, sie verharrt bei fünf Prozent. Auch der neu gewählte CDU-Vorsitzende Friedrich Merz gewinnt - und zwar fünf Prozentpunkte; mittlerweile geben 37 Prozent an, mit seiner Arbeit zufrieden zu sein.

Für diese Umfrage wurden 1339 repräsentativ ausgewählte Bürgerinnen und Bürger befragt.

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