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Bürgerkrieg in Syrien:Assad zu humanitärer Waffenruhe in Aleppo bereit

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Syrische Regierung offenbar zu humanitärer Waffenruhe in Aleppo bereit

Die syrische Regierung ist offenbar zu einer humanitären Waffenruhe in der umkämpften Metropole Aleppo bereit, während der Zivilisten evakuiert und mit Hilfsgütern versorgt werden könnten.

Der UN-Sondergesandte Staffan de Mistura sagte vor Journalisten am UN-Sitz in New York, Damaskus habe eingewilligt, "sämtliche Luft- und Artillerieangriffe in ganz Aleppo für die Dauer von sechs Wochen einzustellen". Das Datum für den Beginn der örtlichen Waffenruhe werde von Damaskus festgelegt und noch verkündet.

Den Regierungstruppen war es am Dienstag gelungen, die einzige Versorgungsroute der Regimegegner Richtung Norden zu blockieren, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte. Die Strecke führt von Aleppo zur türkischen Grenze. Sollte die Armee die Route dauerhaft abriegeln, könnten die Rebellen in der Stadt kaum noch Nachschub bekommen.

De Mistura hatte kürzlich Syrien besucht und dort Präsident Baschar al-Assad gebeten, eine UN-Mission nach Aleppo zu lassen, die einen bestimmten Bezirk für den Test der Feuerpause bestimmen solle. Auch die bewaffnete Opposition solle zu einer Einstellung der Kämpfe gedrängt werden, sagte de Mistura vor dem UN-Sicherheitsrat.

Die Uno hofft, dass sich die örtliche Waffenruhe anschließend auf weitere Gebiete ausdehnen kann. Einige Experten sind jedoch skeptisch. So erinnerte ein Diplomat an einen ähnlichen Versuch im syrischen Homs, wo Rebellen ihre Positionen aufgegeben hätten, diese aber anschließend von Regierungstruppen eingenommen worden seien. Dies sei "keine humanitäre Waffenruhe sondern eine Kapitulation" gewesen.

USA und Türkei wollen syrische Rebellen für Kampf gegen IS ausbilden

Die USA und die Türkei haben sich darauf geeinigt, die gemäßigten syrischen Rebellen für den Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) auszubilden und mit Waffen auszustatten. Ein formales Abkommen werde "bald" unterschrieben, sagte die Sprecherin des US-Außenministeriums, Jen Psaki. Die Vereinbarung sehe vor, dass syrische Kämpfer auf türkischem Boden für den Einsatz in ihrer Heimat trainiert werden.

Die Ausbildung der syrischen Rebellen soll Ende März in der Türkei, in Saudi-Arabien und in Katar beginnen. Die USA wollen für die Mission laut Pentagon etwa tausend Soldaten in die Region schicken, davon mehr als 400 Militärausbilder. Insgesamt sollen mehr als 5000 syrische Rebellen für den Kampf gegen die Dschihadisten vorbereitet und mit Waffen ausgerüstet werden.

Die Konfliktfelder in Syrien: Der Bürgerkrieg und der IS

Der syrische Bürgerkrieg hatte mit regierungskritischen Protesten im Frühjahr 2011 begonnen. Seitdem wurden Schätzungen zufolge bereits mehr als 210 000 Menschen getötet. Wichtigster Schauplatz ist aktuell Aleppo. Eine Niederlage der Regimegegner in der nordsyrischen Metropole wäre ein schwerer Rückschlag für den Aufstand gegen das Regime von Baschar al-Assad.

Seit mehreren Monaten hat außerdem die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat Gebiete in Syrien erobert. Die USA fliegen seit vergangenem Sommer gemeinsam mit Verbündeten Luftangriffe auf IS-Stellungen im Irak und in Syrien. Für den Kampf am Boden setzt Washington auf die irakischen Streitkräfte, kurdische Verbände sowie die moderate syrische Opposition. Auch die syrischen Regierungstruppen kämpfen jedoch gegen die Terrormiliz.

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