Süddeutsche Zeitung

Thailand:Bitte nicht zu scharf!

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Die thailändische Küche gehört weltweit zu den beliebtesten. Wie das Nationalgericht Pad Kaphrao zu schmecken hat, wurde nun bei einem Kochwettbewerb ermittelt. Einige Zutaten sind unerlässlich, andere optional.

Von David Pfeifer

Kochen ist eines der ältesten Kulturinstrumente der Welt. Noch bevor Menschen sich mit Sprache verständigten, wurden Heimatgefühle und Tradition über Speisen vermittelt. Es ist also durchaus nachvollziehbar, warum die "Thai Tourism Authority" am vergangenen Wochenende einen Kochwettbewerb ausgeschrieben hat, um zu klären, wie das wahre, das echte "Pad Kaphrao" zu schmecken hat.

"Pad Kaphrao" gilt als eine der Nationalspeisen Thailands, es besteht aus Hackfleisch, das mit Basilikum, Knoblauch und Chili im Wok heiß angebraten und mit Reis und Spiegelei serviert wird. Das geht sehr schnell und einfach, weswegen das Gericht gerne in den berühmten Straßenküchen angeboten wird, in Bangkok und auch auf den Inseln, wo sich die Touristen den Mund daran verbrennen. Wer es "spicy" bestellt, bekommt einen Stapel Servietten dazu, um sich den Schweiß von der Stirn und der Oberlippe zu wischen.

Im In- und vor allem im Ausland wird es allerdings in allerlei Varianten angeboten, manchmal sogar mit Mais, Möhren oder Zwiebeln angereichert. Und in Europa zur Not mit dem dort üblichen Basilikum, wie man ihn auf den Mozzarella zupft. "Die größte Sorge ist, dass das Kaphrao, das wir in Thailand haben, und das Kaphrao, das wir in Großbritannien, in den USA und in anderen Ländern kennen, sich sehr unterscheiden", sagte Yuthasak Supasorn, Gouverneur der Tourismusbehörde. Es ging bei dem Wettbewerb also gewissermaßen um nationale Identität.

Die Teilnehmer sahen es entspannter. Chakkrit Chuma, 30, der den Wettbewerb gewann, erklärte dem britischen Magazin The Guardian nach der Siegererehrung, "man kann jedes Gemüse, das man im Kühlschrank hat, dazugeben". Nur wenn man die Hauptzutaten verwechsle und die falsche Basilikumsorte nehme, würde der Geschmack verfälscht. Auch was die Schärfe angeht, war Chakkrit eher zurückhaltend, zu scharf dürfte das Pad Kaphrao nicht sein, "dann schmeckt man nichts mehr".

Thais selbst essen es tatsächlich eher mild. So wie die "Wild Boars", die Jugendlichen der Fußballmannschaft, die im Jahr 2018 tagelang in einer überfluteten dunklen Höhle in Nord-Thailand eingeschlossen waren und später erzählten, dass sie sich dabei nach Pad Kaphrao sehnten. Essen kann auch Trost bedeuten.

Hinter dem Wettbewerb vom Wochenende stand außerdem der Gedanke, wieder mehr Besucher nach Thailand zu locken, das sich wirtschaftlich noch nicht von der Pandemie erholt hat. Tourismus ist für etwa 20 Prozent des Bruttosozialproduktes verantwortlich, und "Essen ist der beste Weg, um die Ausgaben pro Reise der Touristen oder Reisenden, die nach Thailand kommen, zu erhöhen", sagte Gouverneur Yuthasak.

Die thailändische Küche gehört weltweit übrigens zu den beliebtesten, sie rangierte in einer Yougov-Umfrage aus vorpandemischen Zeiten auf Platz vier im Beliebtheitsranking, noch vor der französischen. 25 000 Menschen aus 24 Ländern wurden nach ihrer favorisierten internationalen Küche befragt. Platz eins, wenig überraschend: Italien. Danach folgen China und Japan. Deutschland landete nicht in den Top Ten, ist also vielleicht auch deswegen eine Reisenation, weil man neben Geschichte und Tradition auch den Geschmack der Ferne liebt.

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