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SZ-Serie "Bester Dinge":Alles grüner Käse

Wissenschaftlern ist es gelungen, Pflanzen in Monderde zu ziehen. Ein kleiner Schritt, der zum Träumen anregt: von Mondkühen, die fernab der Erde grasen und futuristische Milch geben.

Von Alexander Menden

Seit der Antike gibt es das Gerücht, der Mond bestehe aus grünem Käse. Doch das hat wohl nie jemand ernsthaft geglaubt, selbst als noch kein Mensch seinen Fuß auf den Mond gesetzt hatte. Tatsächlich fand sogar Jules Verne, in dessen Science-Fiction-Romanen sonst allerlei Unmögliches passiert, die Vorstellung zu weit hergeholt, der Mond könnte etwas anderes sein als ein toter Gesteinsbrocken. Das ist er ja auch. Und doch haben Forscher der University of Florida mit Unterstützung der Nasa erfolgreich Pflanzen in Bodenproben vom Mond eingepflanzt und zum Sprießen gebracht.

Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Communications Biology veröffentlicht und könnten sich eines Tages als hilfreich erweisen, um auf der Mondoberfläche Pflanzen anzubauen, die lebenswichtige Nahrung oder Sauerstoff für eine mögliche lunare Besiedlung liefern. Für die Anzucht ihres winzigen Mondgartens verwendeten die Forscher fingerhutgroße Vertiefungen in Plastikplatten, die normalerweise für Zellkulturen verwendet werden. Jede Vertiefung diente als Pflanzentopf mit je etwa einem Gramm Monderde. Darin wurden Samen der Ackerschmalwand ausgesät, einer bescheidenen, aber genetisch vollständig entschlüsselten Kohlpflanze.

Im Vergleich zu einer Kontrollgruppe, die in normalem Erdboden wuchs, waren die Mondpflänzchen im Schnitt kleiner und wuchsen langsamer. Aber sie wuchsen, obwohl der Mondboden sich chemisch grundlegend vom irdischen unterscheidet. Ein kleiner Schritt - doch vielleicht der erste hin zum Anbau saftiger Mondweiden, auf denen Mondkühe grasen. Aus deren Milch entsteht dann womöglich eines Tages tatsächlich grüner Käse.

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