Süddeutsche Zeitung

Elon Musk in Südtirol:Dynamische Champagner-Architektur

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Elon Musk überlegt, sich in der Südtiroler Gemeinde St. Kassian niederzulassen. Ein Bozner Architekturbüro arbeitet bereits an den Entwürfen für sein Traumhaus. Eine Stilkritik.

Von Martin Zips

Es wurde ja schon so viel Wegweisendes geplant. Schloss Falkenstein zum Beispiel, von Bayerns König Ludwig II., oder die faschistoide "Ruhmeshalle" in Berlin, das dann Germania geheißen hätte. All das wurde am Ende ebenso wenig realisiert wie der zehn Kilometer hohe "Tokyo Tower of Babel", den Toshio Ojima in den Neunzigerjahren für Millionen Japaner bauen wollte.

Mit den 15 Schlaf- und 15 Badezimmern in Südtiroler Hanglage allerdings - das könnte schon was werden. Architektonisch ist in Südtirol ja einiges geboten, von Zaha Hadids garagenartigem "Messner Mountain Museum" am Kronplatz bis zur kupfernen Schwarzensteinhütte im Ahrntal. Nun könnte ein Privathaus für Elon Musk hinzukommen, mit Stickstoffsauna, Weinkeller, hängendem Schwimmbecken und - nur Spekulation! - diversen Start- und Landeplätzen. Ausnahmeregelungen gehen in Südtirol immer irgendwie.

Der Bozner Architekt Alessandro Constanzia di Costigliole erzählt, man sei mit Musks Mittelsmann in Kontakt. Es gehe um den Bau eines Hauses in St. Kassian. Man kenne sich aus, denn man habe auch schon dem CEO des Luxusgüterkonzerns LVMH (Louis Vuitton, Moet & Chandon, Christian Dior) etwas sehr Schönes in Gröden hingestellt. Auf den Entwürfen ("Musk fand die gut!") wirkt das Haus windschief, Constanzia spricht von "dynamischer Architektur".

Es gibt Ecken und Kanten und X-artige Balken. Aber das passt auch: X ist Musks Lieblingsbuchstabe und wirkt wie zwei gekreuzte Griffel. (Mit Griffeln haben im vierten Jahrhundert Schüler in Imola ihren Direktor Kassian niedergestochen, worauf der zum christlichen Märtyrer erhoben wurde.)

Der Bürgermeister von St. Kassian meinte jüngst, er würde sich über Musks Zuzug freuen. Das sei "ein Traum" für die Gemeinde und ein Trampolineffekt für den Tourismus. Nur in der Lokalpresse beklagte sich eine Bürgerin übers "unaufhaltsame Verhökern des Wohn- und Lebensraums an den nächstbesten Meistbietenden". Aber das ist wohl nur die Meinung von jemandem, der sich keinen Champagner leisten kann.

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