Süddeutsche Zeitung

Beutegreifer in den Alpen:Schutz oder Schuss

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Für den BN-Kreisvorsitzenden löst das angekündigte Absenken des Status für Wölfe das Problem nicht.

Von Benjamin Engel, Bad Tölz-Wolfratshausen

Zur Ankündigung der EU-Kommission, den Schutzstatus für Wölfe senken zu wollen und damit Abschüsse zu erleichtern, prallen im Landkreis die Gegenpositionen unverändert aufeinander. Von einer "erfreulichen Nachricht aus Brüssel" spricht der neu in den bayerischen Landtag gewählte Stimmkreisabgeordnete Thomas Holz (CSU). Der frühere Kochler Bürgermeister wirbt in einer Stellungnahme weiter für ein effektives Wolfsmanagement. "Ohne eine aktive Bestandsregulierung ist nicht der Wolf gefährdet, sondern die Weidetierhaltung und der Erhalt unserer so besonderen Kulturlandschaft", teilt Holz mit.

Der Bestand an Wölfen hat laut einer Analyse der EU-Kommission in den vergangenen zwei Jahrzehnten erheblich zugenommen. Inzwischen soll es mehr als 20 000 der Wildtiere in 23 Mitgliedsstaaten geben. "Nur weil es bei uns in der Region aktuell etwas ruhiger um das Thema geworden ist, heißt das noch lange nicht, dass das Problem gelöst ist", so Holz, der Mitglied des Ausschusses für Umwelt und Verbraucherschutz im bayerischen Landtag ist. Er verweist darauf, dass laut der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) bei mehr als 1000 Wolfsübergriffen mehr als 4000 Nutztiere getötet und verletzt worden seien.

Wölfe sind durch die Fauna-Flora-Habitat-Naturschutzrichtlinie (kurz: FFH-Richtlinie) und die Berner Konvention streng geschützt. Nun möchte die EU-Kommission den Schutzstatus der Beutegreifer von "streng geschützt" auf "geschützt" absenken. Damit es dazu kommt, müssten allerdings erst alle 51 Unterzeichnerstaaten der Berner Konvention zustimmen.

Vor einer reinen Symbolpolitik mit den immer gleichen Parolen warnt dagegen der Vorsitzende des Bund Naturschutz (BN) im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. "Nur schießen, schießen, schießen wird kein Nutztier retten", sagt der Kochler Friedl Krönauer. Für Nutztierhalter sei es erst einmal wichtig, Herdenschutzmaßnahmen umzusetzen. Wenn der sichergestellt sei und ein Beutegreifer wie der Wolf immer noch Zäune überwinde, erlaube es das Gesetz schon aktuell, problematische Tiere abzuschießen. Aus seiner Sicht handele der Landtagsabgeordnete Holz als Interessenvertreter der Landwirte. Der CSU-Politiker betone Natur- und Umweltschutz nur solange, wie das Bauern nicht im Wege stehe.

"Wir müssen aber differenzieren", so Krönauer. In ganz Bayern sei von womöglich hundert Wölfen auszugehen. In der Region gebe es aktuell nur durchziehende Tiere. Heuer habe es nur sehr wenige Übergriffe auf Nutztiere gegeben. Rinder, die älter als ein Jahr seien, wären kaum gefährdet. Für den Erhalt der Kulturlandschaft seien die Bauern wichtig. Aber Schafe und Ziege ohne Schutz auf den Berg zu treiben, das funktioniere mit dem Wolf nicht. Es brauche endlich einen konstruktiven Dialog, fordert Krönauer.

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