Veranstaltung für den guten Zweck in Sachsenkam: Kicken für die Inklusion

Der FCB-Fanklub Bavaria Oberland veranstaltet zu seinem zehnjährigen Jubiläum ein Benefizspiel mit Benny Lauth und Tobi Schweinsteiger. Die Einnahmen kommen der Bananenflankenliga zugute, in der geistig beeinträchtige Kinder Fußball spielen.

Der Junge mit der roten Kappe lässt dem Torwart keine Chance, der Ball ist drin - Tor! Mit einem breiten Grinsen dreht er ab, läuft zu den Zuschauern an der Seitenlinie und klatscht jeden von ihnen ab. Tobi Schweinsteiger springt auf, klatscht den Jungen ab und ruft "Maschine". Das Spiel zwischen dem Team "Bananenflanker" aus München und dem aus Landshut geht weiter. In der Bananenflankenliga spielen Kinder mit geistiger Beeinträchtigung, die in gewöhnlichen Fußballteams nicht mitmachen können oder dürfen. Spielend stärken sie ihr Selbstwertgefühl, die Gemeinschaft gibt ihnen Halt. Heute kicken sie vor prominentem Publikum: Nicht nur Tobi Schweinsteiger, auch die früheren Profis Stefan Aigner, "Zwetschge" Misimovic, Andreas Görlitz und Benny Lauth stehen am Spielfeldrand, bejubeln jedes Tor der jungen Spieler.

Auch die knapp 800 Zuschauer auf der Tribüne und rings um den Sportplatz des SV Sachsenkam klatschen. Am Sonntag steigt hier die Zehnjahresfeier des FC-Bayern-Fanklubs "Bavaria Oberland" und es ist Halbzeitpause im "Legenden-Spiel": Der Fanklub hat eine Landkreis-Auswahl zusammengestellt mit Spielern aus Bad Tölz-Wolfratshausen, sie tritt an gegen die Bananenflanker-Legenden, ein vom früheren 1860-Stürmer Benny Lauth zusammengestelltes Team. Zur Halbzeit führen die früheren Profis mit 4:1, doch der Spielstand ist genauso nebensächlich wie die Rivalität zwischen Rot und Blau, den FCB-Fans auf der einen und den vielen früheren TSV-Profis auf der anderen Seite. Die Einnahmen des Tages kommen der Bananenflankenliga zugute, die in 16 deutschen Städten professionelles Training und Spiele für geistig beeinträchtigte Kinder organisiert.

Das Projekt finanziert sich über Spenden, sagt Christian Oparaugo, erster Vorsitzender des Teams Bananenflanker München. Nach dem Spiel in der Halbzeitpause nimmt er eine Spende von 600 Euro vom Fanklub Bavaria Oberland für seine Münchner Mannschaft entgegen. "Ziel ist es, die Persönlichkeit der Kinder zu stärken und ihnen ein gutes Gefühl zu geben." Im Team der Bananenflanker München spielen junge Menschen mit Lernschwäche oder Trisomie 21. "Die Kinder sollen Spaß und einen schönen Tag haben heute." Schön ist es, die Sonne scheint in Sachsenkam, die Jugendlichen treffen ihre Vorbilder. Auch die Stimmung im Publikum ist ausgelassen, auf der eigens aufgebauten Tribüne, am Würstlstand, der Fußballdart-Scheibe und an den Biertischgarnituren vorm Vereinsheim.

In einem großen Zelt verkauft das Team des Café Miteinand aus Bad Tölz Crèpes und Kaffee. Lächelnd überreicht ein junges Mädchen einem Gast einen Pappbecher. Tanja Rudolf hat den Verein "Sichtbar im Oberland" mitgegründet. "Wir möchten Jugendlichen mit geistiger Beeinträchtigung die Teilhabe am Leben ermöglichen", sagt sie. Diese gingen von der Schule in die Werkstatt, wo sie Heizkörperstäbchen abpackten oder Spritzen sortierten und gerade einmal 1,35 Euro pro Stunde bekämen. Rudolf möchte den jungen Menschen Chancen auf dem Arbeitsmarkt ermöglichen, damit sie ihre Stärken und Träume verwirklichen können. "Unsere 20 Kinder haben bei uns die einzigartige Möglichkeit, mal nicht in die Werkstatt zu müssen. Wir möchten sie in die Gesellschaft integrieren", sagt Rudolf.

Auch die berufliche Oberschule Bad Tölz profitiert von dem Event in Sachsenkam, sie erhält eine Spende in Höhe von 2500 Euro, sagt Benny Lauth vor dem Anpfiff. Er engagiert sich schon länger für die Bananenflankenliga und hat für das Benefizspiel eine hochkarätige Mannschaft zusammengestellt. Es sind Spieler einer Generation dabei, die vor Kurzem noch aktiv war und fit ist. "Das Spiel ist ein Highlight. Wir als ehemalige Fußballprofis wollen natürlich gewinnen." Der Torwart des Gegners, Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) hat großen Respekt. "Hoffentlich verlieren wir nicht zweistellig", sagt er beim Aufwärmen. Niedermaier ist Mitglied im Fanklub Bavaria Oberland, für ihn ist es eine "große Ehre", für die Landkreis-Auswahl im Tor zu stehen.

Im Spiel bekommt er dann tatsächlich keinen einzigen Gegentreffer, wird aber nach einer Viertelstunde schon ausgewechselt. Kurz darauf geht die Landkreisauswahl mit einem Elfmeter in Führung, der Jubel im Publikum ist groß. Dann ziehen die Bananenflanker-Legenden davon, die Landkreisauswahl kann in der zweiten Halbzeit noch mal ausgleichen, verliert am Ende aber mit 4:8 Toren. Nach dem Spiel stehen die jungen und alten Fußballer und das Publikum noch auf dem Vereinsgelände beieinander, Musik läuft, Bier fließt.

"Es ist ein schönes Fest", sagt Andreas Rammler, "man merkt, dass die Leute danach hungern, wieder zusammen zu sein." Rammler ist Bürgermeister von Sachsenkam und der Vorsitzende des FCB-Fanklubs Bavaria Oberland. Die Feierlichkeiten anlässlich dessen zehnjährigen Jubiläums begannen schon am Freitagabend - mit prominentem Besuch: Uli Hoeneß, Ehrenpräsident des FC Bayern München, war zu Gast und brachte 800 Würstl für die Feier am Wochenende mit. Am Samstag gab es das "Warm-Up" mit Caipirinha und Weißbier auf dem Vereinsgelände des SV Sachsenkam und am Sonntag dann das große Benefizspiel. Rammler schätzt, dass insgesamt 10 000 Euro an Spenden für die Bananenflankenliga zusammenkommen werden. Für die Inklusion beeinträchtigter Kinder, für den Spaß am Kicken. "Es ist ein gutes Gefühl, mit Freunden Fußball zu spielen", sagt Frieso, 21, und lächelt. Seit drei Jahren spielt er im Münchner Bananenflanken-Team. "Wir gewinnen zusammen und verlieren zusammen."