Süddeutsche Zeitung

Kommunalwahl in Bad Tölz-Wolfratshausen:Auch dabei

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Beim Neujahrsempfang des Kreisverbands denkt die CSU ihrem Landratskandidaten Anton Demmel nur eine Nebenrolle zu.

Von Florian Zick, Eurasburg

Das neue Jahr fängt für den ambitionierten Anton Demmel nicht gerade gut an - zumindest politisch gesehen. Beim Neujahrsempfang der Kreis-CSU mit Europapolitiker Manfred Weber in Eurasburg muss Demmel an den Rand rausrücken. Nun würde man eigentlich annehmen, dass der Landratskandidat auf dem Podium direkt neben dem Ehrengast Platz nehmen darf - gerade jetzt, in der heißen Wahlkampfphase. Aber Peter Pelz, der Chef des Eurasburger Ortsverbands, hat eine strenge Sitzordnung geplant. Er hat zwischen die politisch Großkopferten seine CSU-Kandidaten für den Gemeinderat gequetscht. Direkt neben Weber sitzt deshalb Markus Sanner, ein selbst in der CSU noch recht unbekanntes Gesicht. Demmel indes bleibt keine andere Wahl, als einen Stuhl weiter zu rücken.

Der Landratskandidat nimmt die Sache gelassen - auch, dass man ihm nur "zwischen zwei und fünf Minuten" Redezeit einräumt. Martin Bachhuber, Landtagsabgeordneter und bis Mitte vergangenen Jahres Vorsitzender der Kreis-CSU, spricht locker eine Viertelstunde. Manfred Weber als Hauptredner des Tages natürlich noch länger. Es sei deswegen aber niemandem gram, sagt Demmel. "Ich habe in diesem Wahlkampf noch mehr als genug Chancen zu reden", sagt er. Und außerdem: Nicht er sei an diesem Vormittag die Hauptperson, sondern natürlich Manfred Weber.

Auf die Idee, jenen Manfred Weber einzuladen, den Fast-EU-Kommissionspräsidenten, ist der Eurasburger CSU-Chef Peter Pelz gekommen, als er vor der Europawahl vergangenes Jahr selbst Plakate mit Weber-Konterfei geklebt hat. Pelz machte aus seiner Enttäuschung keinen Hehl, dass nun Ursula von der Leyen in Brüssel auf dem Thron sitzt und nicht der Niederbayer Weber. "Es wäre besser gewesen, ihn da zu haben und nicht eine Nixe", sagte Pelz mit Bezug auf einen Witz, in dem es heißt, dass Deutschland von drei Nixen regiert wird - Angela Merkel, Ursula von der Leyen und Annegret Kramp-Karrenbauer.

Weber kam die Vorlage gelegen. Der 47-Jährige beklagte sich in Eurasburg noch einmal über die Form seiner Ausbootung als Kommissionspräsident, gab sich im Rest seiner Rede aber nichtsdestotrotz als passionierter Europapolitiker. Die gute wirtschaftliche Lage, das friedliche Miteinander, die Fortschritte beim Klimaschutz - all das seien Errungenschaften der europäischen Einigung. Gerade bei der Umweltpolitik dürfe sich Deutschland aber auch nicht zu viel dreinreden lassen, findet Weber. Der Diesel zum Beispiel, das sei eine hervorragende Übergangstechnologie und viel sauberer als es heute oft kolportiert werde. Er werde im Ausland immer wieder gefragt, warum ausgerechnet in der Automobilnation Deutschland der Diesel so schlecht gemacht werde. Solche deutsche Ingenieurserrungenschaften müsse man in der Welt wieder besser verkaufen.

Der "Demmel Toni", wie die CSU ihren Landratskandidaten schlicht nennt, bekam nach dem schwierigen Einstand beim Neujahrsempfang übrigens doch noch eine kleine Streicheleinheit für den weiteren Wahlkampf. Manfred Weber sagte, er habe gehört, Demmel sei in den Neunzigerjahren ein sehr erfolgreicher Amateur-Eishockeyspieler gewesen. "Das sind robuste Leute", sagte Weber. Nach seinen zwölf Jahren als Bürgermeister von Königsdorf könne man zudem getrost davon ausgehen, dass Demmel auch ein guter Mann für den Landratsposten sei.

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SZ vom 13.01.2020
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