Süddeutsche Zeitung

Immobilien:Am Starnberger See erzielen sogar Liegewiesen Rekordpreise

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Käufer zahlen bis zu 5000 Euro pro Quadratmeter, obwohl die Grundstücke nicht bebaut und noch nicht einmal eingezäunt werden dürfen.

Von Michael Berzl, Starnberg

Ein "einzigartiges Juwel" wäre gerade in Pöcking für 6,5 Millionen Euro im Angebot, und in Berg bietet ein Makler den "Logenplatz am Starnberger See" für knapp zwei Millionen an. Ein Haus steht auf dem 900 Quadratmeter großen Grundstück allerdings noch nicht. Das sind nur zwei Beispiele für das Preisniveau auf dem Immobilienmarkt in Bestlagen rund um den Starnberger See, das so hoch ist wie nur in wenigen anderen Gegenden in Deutschland.

Die Grundstückspreise steigen auch im Nachbarlandkreis Starnberg immer weiter und immer rapider an. Das zeigen auch die aktuellen Bodenrichtwerte, die der Gutachterausschuss im dortigen Landratsamt veröffentlicht hat. "Wir haben zum Teil brutale Steigerungen. Bezahlt wird alles", sagt der Ausschussvorsitzende Dieter Sinning. Und ein Ende der Entwicklung sei nicht in Sicht. "Man fragt sich, wo das noch hinführt."

Das drastischste Beispiel in seinem fast hundertseitigen Bericht: Innerhalb von zwei Jahren sind die Quadratmeterpreise in Starnberg in Lagen am Ufer des Sees oder in der Nähe von durchschnittlich 1800 auf 3200 Euro gestiegen. Das ist eine Steigerung um fast 80 Prozent. Laut Sinning geht es da aber nicht um kleine Flächen, sondern um richtig großzügige Grundstücke: "Das fängt bei 2500 Quadratmetern an." Damit sind schon einmal mindestes acht Millionen weg, ehe auch nur eine Baugrube ausgehoben ist. Selbst für Freizeitgrundstücke, die gar nicht bebaut werden dürfen, also beispielsweise eine Liegewiese, die nicht einmal eingezäunt werden dürfte, werden bis zu 5000 Euro pro Quadratmeter bezahlt.

Preissteigerungen von mehr als 50 Prozent seit der Veröffentlichung des vorherigen Berichts im Jahr 2014 stellen die Gutachter auch in anderen Lagen am Starnberger See wie in Höhenrain, Bachhausen oder Percha fest. "Steigerungsraten, wie wir sie jetzt sehen, hat es bisher noch nicht gegeben. Sehr gute Wohnlagen gehen gerade durch die Decke", sagte Sinning. In früheren Zeiten sei der Anstieg der Preise in einer Größenordnung von etwa zehn Prozent gelegen.

Auch abseits der Extreme hält der Trend nach oben in fast allen Bereichen des Immobilienmarktes an. Trotzdem sei die Zahl der Verkäufe nicht zurückgegangen, erklärt Sinning. Die Nachfrage ist ungebrochen. Das liege zum einen an der Nähe zum Ballungsraum München und zum anderen an der Lage auf den Finanzmärkten, die Investitionen in Grund und Boden oft als die sinnvollste Alternative erscheinen lassen.

Die Entwicklung betreffe auch "die Fläche", wie der Ausschussvorsitzende sagte. Kaum ein Ort im Nachbarlandkreis bleibt davon ausgenommen. Der Abstand zur nächsten S-Bahn macht sich offenbar immer noch bemerkbar. Vergleichsweise günstig sind beispielsweise noch Flächen in Machtlfing und Frieding in der Gemeinde Andechs, in St. Gilgen in der Gemeinde Gilching oder in der Waldsiedlung zwischen Oberpfaffenhofen und Weßling. Im Zentrum großer Gemeinden wie Gilching und Gauting liegen die durchschnittlichen Quadratmeterpreise um die 1200 Euro.

Die Zahlen über den Marktwert von unbebauten Grundstücken, zu denen auch Gewerbe- und Freizeitflächen gehören, werden alle zwei Jahre aktualisiert. Als Grundlage dienen Verkäufe, die tatsächlich bei Notariaten verbrieft wurden und damit Preise, die tatsächlich bezahlt wurden. Mehrere hundert Urkunden liegen dem Ausschuss vor, die dann ausgewertet werden. Pro Jahr werden im Landkreis Starnberg etwa 1500 Immobilienverkäufe besiegelt; bei den meisten geht es jedoch um Häuser und Wohnungen, der Marktbericht darüber erscheint im nächsten Jahr.

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Quelle:
SZ vom 15.07.2017
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