Süddeutsche Zeitung

Ehrung:Das Ziel: Gemeinsam leben

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Die Sparkasse vergibt acht Bürgerpreise an Menschen, die sich für andere engagieren. Schwerpunkt diesmal: Integration.

Von Klaus Schieder

Es wäre ein Überraschung gewesen, hätte sich der Wunsch von Landrat Josef Niedermaier (FW) erfüllt. Als die Sparkasse Tölz-Wolfratshausen vor drei Monaten den Wettbewerb um den Deutschen Bürgerpreis im Landkreis ausrief, wies Niedermaier ausdrücklich darauf hin, dass die ehrenamtliche Arbeit mit Asylbewerbern nur ein kleiner Teil des Themas "Integration - gemeinsam leben" sei. Integration - das gilt eben auch für Senioren, die vereinsamt sind, für Menschen, die eine Behinderung haben, für sozial Schwache, die sich nichts leisten können, für einfache Migranten.

Aber die Preisverleihung am Donnerstagabend im Tölzer Sparkassencenter zeigte deutlich, dass mit dem oftmals bemühten Begriff momentan eben doch die Flüchtlingskrise assoziiert wird. Sieben der acht Preisträger kümmern sich ganz oder teilweise um Flüchtlinge. Nach der Aufnahme der Schutzsuchenden im Vorjahr gehe es jetzt um deren Integration, betonte Bundestagabgeordneter Alexander Radwan (CSU). "Das ist etwas, was nicht in einem Jahr passiert."

16 Vorschläge wurden für den Bürgerpreis eingereicht. Alle seien preiswürdig, sagte Walter Obinger, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Tölz-Wolfratshausen. Zusammen mit Niedermaier gehörte er wie stets der Jury an, in die heuer auch Thomas Bigl, Sachgebietsleiter Sozialwesen im Landratsamt, berufen war. Obinger zeigte sich "beeindruckt von der hohen Qualität der Bewerbungen", was die Auswahl schwierig gemacht habe. "Die Entscheidung fiel oft in Nuancen."

In der Kategorie "Alltagshelden" ging die Auszeichnung an Waltraud Haase vom Verein "Asyl plus", den Asyl-Helferkreis aus Wolfratshausen, gemeinsam an die Tölzer Coaches und den Verein "Arbeit für Jugend", die Familie Schwarm-Mühlhans aus Benediktbeuern und an den Isartaler Volkstanzkreis, der als einziger Gewinner nichts mit Asylbetreuung zu tun hat. Einen Sonderpreis erhielt Senait Michiel, die aus Eritrea stammt und in Königsdorf lebt. In der Rubrik "U21" wurde "Mädchen für Flüchtlinge" am St.-Ursula-Gymnasium Hohenburg ausgewählt. Fürs Lebenswerk wurde der ehemalige Redakteur Max Bachmair aus Dietramszell geehrt, den Bürgermeisterin Leni Gröbmaier und Waltraud Bauhof vorgeschlagen hatten.

Frage man Ehrenamtliche, was sie sich wünschten, "dann kommt: Anerkennung - nicht Finanzielles", sagte Radwan. Ihr freiwilliges Engagement sieht er als gesellschaftlichen Kitt, "der gerade in der jetzigen Phase unwahrscheinlich wichtig ist". Denn nach der Unterbringung der Flüchtlinge, für die Landkreise und Kommunen "Wahnsinniges geleistet" hätten, stehe nun mit ihrer Eingliederung eine große Herausforderung bevor: "Das wird nicht einfach sein - für die, die integrieren wollen, für die, die integriert werden wollen." Martin Bachhuber (CSU) jonglierte mit einer anderen oftmals gebrauchten Vokabel: Nachhaltigkeit. Die sei nicht bloß für Umwelt, Finanzen, Landwirtschaft oder Schöpfung nötig, sondern für jeden Menschen in seiner unmittelbaren Umgebung, sagte der Landtagsabgeordnete. Das gelte vor allem für Flüchtlinge. "Es reicht nicht, ihnen eine Unterkunft zuzuweisen, ein paar Euro in die Hand zu drücken und ihnen einen schönen Aufenthalt zu wünschen."

Beim Bürgerpreis, der im Landkreis zum zehnten Mal vergeben wurde, gehört es zum Brauch, auch jene Bewerber zum Festabend zu bitten, die nicht berücksichtigt wurden. Dieser Einladung folgten der Asyl-Helferkreis Königsdorf, das "WORld-Café" in Wolfratshausen, Verena Peck mit ihrem Weltkulturenprogramm in Bad Tölz und der Frauen-Verein "Sofia" aus Kochel. Ob Preisträger oder nicht, so Obinger: "Ihr Engagement sorgt dafür, dass unser Landkreis, unsere Welt ein Stück liebenswerter und lebenswerter wird."

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SZ vom 30.07.2016
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