Süddeutsche Zeitung

Malva beim "Sound of Munich Now":Bis man alles um sich herum vergisst

Lesezeit: 2 min

Malva ist Anfang 20 und hat bereits weit mehr als 50 Konzerte gespielt. Das ändert nichts daran, dass sie immer noch Spaß an ihrer zeitlosen Popmusik hat.

Von Michael Bremmer

Es ist nur ein Lichteffekt. Aber wie der Scheinwerfer am Ende des 15-Minuten-Sets Malva Scherer von der Seite anstrahlt, kommt es einem vor, als würde die Abendsonne durch die Jalousie scheinen, durch das Fenster eines Second-Hand-Ladens in Schwabing. Und dort steht dann Malva mit ihrer weißen Rüschchen-Bluse, der schwarzen Weste mit den zwei Broschen an der rechten Seite, der schwarzen Schlaghose mit den dünnen weißen Streifen und der Perlenkette um den Hals und singt von "Pieces & Shards". Die Musik von Malva ist so wunderbar aus der Zeit gefallen, harmonischer Pop, Filmmusik für den Kopf - und für einen Moment vergisst man, dass man gerade beim Festival "Sound of Munich Now" ist.

Drei Jahre lang hat das Festival "Sound of Munich Now" pandemiebedingt Pause gemacht und sich in ein erfolgreiches Digitalfestival verwandelt. Im vergangenen Herbst kehrten die Veranstalter zur Live-Idee zurück - genauer gesagt wurden die beiden Arten des Festivals miteinander verbunden, denn auf Videos wollten sie nicht mehr verzichten. Dank der Unterstützung vom Kulturreferat der Stadt München und dem Jugendkulturwerk ist auch bei der Show im November wieder die Videocrew Ideal Entertainment im Einsatz, mit sechs Kameras werden die Auftritte der 20 Bands gefilmt. Ein Song wird jeweils ausgewählt, bearbeitet, gemastert - alle zwei Wochen wird fortan ein Video ausgespielt.

Im Viertelstunden-Takt werden bei diesem Festival Band, Bühne und Genre gewechselt - und wer bei diesem Konzept an Reizüberflutung denkt, irrt. Das Publikum ist neugierig und offen genug, sich auf neue Stile einzulassen - was auch die ausgelassene Stimmung den ganzen Abend über erklärt. Und auch wenn die Musik von Malva eher von ruhigerer Natur ist, erkennt man ein fröhliches Wippen im Publikum von der ersten bis zur letzten Reihe.

Das hat aber auch sehr viel mit dem Spaß auf der Bühne zu tun. Malva gehört mit Sicherheit zu den Senkrechtstartern unter Münchens Popmusikerinnen und Musikern. Erst während der Corona-Pandemie arbeitete Malva Scherer an ihren ersten melancholischen Popsongs, es folgte eine Besprechung auf der Junge-Leute-Seite der SZ, ein Musikmanager wurde auf sie aufmerksam - und vier Monate später wurde der Plattenvertrag bei Trikont unterschrieben. Mehr als 50 Konzerte hat sie seitdem gespielt, gerade ein Video mit Jesper Munk aufgenommen, im Mai erscheint ihr zweites Album "A Soft Seduction Daily". Da könnte schon mal Routine zu spüren sein, wenn man so häufig auf der Bühne steht. Aber Malva schließt verträumt die Augen beim Singen, lächelt dankbar das Publikum an und schaut in diesem Moment einfach nur sehr glücklich aus.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.6560480
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.