Süddeutsche Zeitung

Oktoberfest:Selbst ein Masskrug lässt sich noch optimieren - Augustiner macht es vor

Lesezeit: 2 min

Auf der Wiesn hat die Brauerei eine Extrawurst bei ihren Krügen: Was bei Augustiner anders ist - und welchen Unterschied das beim Einschenken macht.

Von Franz Kotteder

"Warum haben wir eigentlich keine so schönen Krüge?", fragt ein Wiesnwirt, der eines der anderen offiziellen fünf Münchner Biere Hacker-Pschorr, Paulaner, Spaten, Löwenbräu und Hofbräu ausschenkt. Die Rede ist vom Augustiner-Glaskrug. Den gibt es auf dem Oktoberfest nur in der Augustiner-Festhalle selbst und in der Fischer-Vroni, was die großen Zelte angeht. Wobei "schön" natürlich ein dehnbarer Begriff ist. Denn die meisten Menschen dürften überhaupt keinen Unterschied erkennen, sieht man einmal vom Signet der Brauerei ab. Und auch der erwähnte Wiesnwirt ist überrascht, dass es den Augustiner-Glaskrug neuen Typs sogar schon seit 2019 auf der Wiesn gibt.

Was ihn "schön" im Sinne des Biertrinkers macht, ist der im Vergleich zum normalen Masskrug etwas dünnere Boden und der etwas größere Durchmesser. Gleichzeitig ist der Augustiner-Krug aber genauso hoch wie die Krüge aller anderen Brauereien. Was bedeutet: Eigentlich passt etwas mehr in ihn hinein. Nun sind Wiesnwirte nicht unbedingt scharf darauf, in einen Krug mehr Bier hineinzufüllen, als notwendig ist. Das sieht nicht nur der Verein gegen betrügerisches Einschenken so, wegen dem das städtische Kreisverwaltungsreferat seit Jahrzehnten so strenge Schankkontrollen auf dem Oktoberfest ausführt, mit Stichproben mehrmals täglich und eigenem Schankmaßstab für jede Form von Krug.

Der Grund, warum der Krug von Augustiner besser ankommt, ist jedoch, dass es einen sogenannten "Eichstrich" gibt, der exakt den Füllzustand von einem Liter angibt. Bei einem normalen Masskrug befindet sich der oberhalb des sogenannten Zangenrands, dem durchgehenden Ring, der sich im oberen Fünftel des Kruges befindet. Weil der Augustiner-Krug aber ein etwas größeres Fassungsvermögen hat, rutscht bei ihm der Eichstrich unter den Zangenrand. Im Ergebnis ist im Krug oben mehr Platz für die Schaumkrone, und das sieht einfach viel besser aus. Obendrein schenkt Augustiner sein Bier auf der Wiesn seit 1867 traditionell aus Holzfässern aus; es schäumt meist etwas mehr als das aus den großen Containertanks in den übrigen Zelten. Mit denen lässt sich der Druck nämlich leichter regulieren.

Die Augustinerkrüge unterscheiden sich aber seit vier Jahren auch sonst noch von denen anderer Zelte. So findet man auf dem Boden nicht nur die gesetzlich vorgeschriebenen Maßangaben eingeprägt, sondern auch den Schriftzug "Augustiner Bräu", und oben über dem Henkel einen Bischofsstab, der Teil des Logos der Brauerei ist.

Auch auf der Oidn Wiesn, wo das Bier in traditionellen Steingutkrügen ausgeschenkt wird, wartet die älteste Brauerei Münchens mit einer Besonderheit auf. Dort gibt es nicht nur eine Version des Krugs, sondern inzwischen bereits acht. "Unsere Steingutkrüge im Festzelt Tradition auf der Oidn Wiesn zieren Motive aus den Jahren um 1900", so Sprecherin Claudia Winkler, "dabei handelt es sich zum Teil um Original-Vorlagen, zum Teil um eigene Entwürfe in Anlehnung an Original-Motive aus dieser Zeit." Je nach Bedarf sollen in Zukunft dann noch weitere Motive folgen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.6265565
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.