Süddeutsche Zeitung

Nach dem Wiesn-Besuch:Drei schwere Unfälle mit Taxis

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Ein Toter und zwei Schwerverletzte: Innerhalb von 24 Stunden werden drei Oktoberfest-Besucher von Taxis angefahren. In zwei Fällen flüchten die Fahrer vom Tatort.

Von Susi Wimmer

Die Häufung ist merkwürdig: Innerhalb von 24 Stunden haben sich drei Fälle ereignet, in denen Taxifahrer Wiesn-Gäste, die sich auf dem Heimweg befanden, angefahren haben. Ein Fußgänger starb, zwei erlitten schwere Verletzungen.

In zwei Fällen begingen die Taxler sogar Unfallflucht. Auch Frank Kuhle, Geschäftsführer von Taxi München, findet keine Erklärung für die Unfallhäufung. "Natürlich", räumt er ein, "ist jeder Taxifahrer daran interessiert, möglichst viele Fahrten während der Wiesn zu machen, um möglichst viel Trinkgeld einzunehmen."

In der Nacht auf Donnerstag kostete die wohl hektische Fahrt eines 24-jährigen Taxlers einen Mann das Leben. Er hatte nach der Wiesn bei Rotlicht als Nachzügler einer Menschentraube noch schnell die Bayerstraße überquert. Laut Polizei schlängelte sich der Taxifahrer links und rechts an zwei stehenden Autos vorbei. Deren Fahrer waren trotz Grünlicht noch stehen geblieben, um die sicherlich nicht mehr nüchterne Wiesnschar passieren zu lassen.

Fahrer kassiert erst

Der Taxler aber gab an der Ampel Gas, fuhr einen Fußgänger an, der wurde unter das Auto gezogen, überrollt und mitgeschleift. Das Taxi, das gerade drei Fahrgäste beförderte, fuhr einfach weiter. Der Fahrer ließ die drei an der Hackerbrücke aussteigen, kassierte, und kehrte zum Unfallort zurück. Nach anfänglichem Schweigen äußerte er sich nun in Anwesenheit seines Anwalts. In Taxikreisen kursiert die Version, dass ein silberner Mazda den Mann angefahren habe und er dann vor das Taxi gefallen sei.

Die Polizei sagt, dass es Zeugen gebe, die gesehen hätten, dass das Taxi den Mann angefahren habe. Der zunächst unbekannte Tote konnte mittlerweile identifiziert werden: Es handelt sich um einen 26-jährigen Australier. Die Reiseagentur, mit der der Mann in München war, hatte ihn als vermisst gemeldet. Über das australische Generalkonsulat in Frankfurt werden nun die Angehörigen verständigt.

Schädel-Hirn-Trauma und Prellungen

Ebenfalls geflüchtet ist ein Taxifahrer nach einem Unfall in der Nacht auf Freitag. Ein angetrunkener Mann aus London wollte an der Theresienhöhe die Hans-Fischer-Straße überqueren. Die Fußgängerampel zeigte noch rot, trotzdem marschierte er ein paar Meter neben der Fußgängerfurt auf die Straße und lief direkt gegen ein Taxi.

Durch den Aufprall wurde er zurückgeschleudert und prallte rücklings gegen das Auto eines 58-jährigen Gastronomen aus München, dann knallte er auf die Straße. Er erlitt ein Schädel-Hirn-Trauma, Prellungen und brach sich vermutlich die Schulter. Der Taxifahrer flüchtete. Fast gleichzeitig lief ein betrunkener 28-Jähriger über die Lindwurmstraße und wurde von einem Taxi erfasst und schwer verletzt.

Die Polizei warnt dringend, dass im Bereich um die Wiesn mit Fehlverhalten von Fußgängern zu rechnen ist. Besonders von ortskundigen Berufsfahrern könne man eine angemessene und vorsichtige Fahrweise erwarten. Der Meinung ist auch Taxi-Chef Frank Kuhle.

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Quelle:
SZ vom 27.09.2014
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