Süddeutsche Zeitung

Austrofred und Kurt Razelli:Leiwande Wien-Münchner-Koproduktion

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Der Wahlmünchner Austrofred hat mit dem österreichischen Youtube-Mashup-Star Kurt Razelli das Album "Life is laff" gemacht. Fad ist das überhaupt nicht.

Von Jürgen Moises

Wir müssen sparen. So lautet ein aktuelles, von Robert Habeck oder dem Präsidenten der Bundesnetzagentur Klaus Müller gepredigtes Mantra. Auch auf dem ersten gemeinsamen Album von Austrofred und Kurt Razelli " Life is laff" ist es zu hören. Wir müssen sparen ... den Gürtel enger schnallen. So eng, dass man grad nicht stirbt", heißt es da in "Spoan (To Be Alive)". Darin geht es um den Sparwahn von Austrofreds Eltern, die ihm weder ein "Radl" noch eine "CD von Judas Priest" gegönnt haben. Was zeigt: Im Verzicht ist der in München und Wien lebende Sänger und einzig legitime Freddie-Mercury-Nachfolger geübt. Nur hat er zuvor im Opener "Bottle" gesungen, dass er "kein Achterl", "kein Vierterl", sondern "die ganze Bottle" will. Wie soll sich das mit dem "Spoan" da ausgehen?

Aber vermutlich ist das auch zu kurz gedacht, bei jemandem, der so zeitlos ist wie der Austrofred, oder wenn überhaupt, eher ein geistiges Kind der Achtziger. So wie offenbar auch Kurt Razelli, der, wenn man sich seine Beats und großspurigen Akkorde anhört, wohl ebenfalls viel Achtziger-Luft geatmet hat. Razelli ist in Österreich als Youtube-Mashup-Künstler bekannt. Seine Spezialität: Reden von Politikern und anderen Persönlichkeiten zu verwursten und mit knuffigen Beats und Samples zu kombinieren. Während man vom Austrofred immerhin weiß, dass er unter dem Namen Franz Adrian Wenzl auch bei der famosen Indierock-Band Kreisky singt, weiß man über den Razelli gar nix. Sein Gesicht hält er bis heute hinter Gummimasken (aktuell der von Arnold Schwarzenegger) versteckt.

Selbst der Austrofred kennt nicht Razellis Aussehen, und deswegen hat er laut Album-Liner-Notes geplant: "Irgendwann, in der Nacht, wenn er mal im Hotel aufs Klo muss, lauere ich ihm auf, stelle ihm ein Haxl und reiße ihm ,unabsichtlich' die Larve herunter." Der Zusammenarbeit hat das nicht geschadet. Denn das Ergebnis ist nicht laff, also nicht fad, sondern eine leiwande G'schicht, die angeblich durch eine E-Mail-Anfrage von Razelli zustande kam. Der Fred war skeptisch, am Ende aber doch von Razellis "dem Volk zugewandtem Sound" begeistert. So sehr, dass er zwölf Texte schrieb, die neben dem "Spoan" von enttäuschter Liebe ("Bratislava Airport"), dem vermeintlichen Fortschritt der Menschheit ("Vom Faustkeil zum Laser"), einem "Taxi mit Schmäh" oder einem "Tupperparty Girl" handeln.

Anspieltipps: Das melodramatische "Der Affe Waas-i-eh", das der Pressetext mit "Genesis-meets-Ludwig-Hirsch-Moritat" treffend beschreibt, und die "neue oberösterreichische Landeshymne" "VÖEST", in der der Austrofred pathetisch verkündet, dass er später mal "über der VÖEST", "auf der Höss" oder "über der Plus City" verstreut werden will (dazu gibt es auch ein schönes Video). Oder "über dem Traunsee", damit er "als Gmundner Keramik-Service" wiedergeboren wird. Bis dahin dauert es aber hoffentlich noch ein Weilchen, und leider auch, bis er mit Kurt Razelli am 12. Januar 2023 in der Münchner Milla auftritt. Wem es fad wird, der kann sie sich ja vorher schon in Österreich ansehen. Am 17. September treten sie dort in Weyer und im Oktober und November dann in Linz, Dornbirn, Innsbruck, Wien und Graz auf.

Austrofred & Kurt Razelli: "Life is laff", erschienen bei Wohnzimmer Records

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