Süddeutsche Zeitung

Museum Lichtspiele:Wie München die Rocky Horror Picture Show feiert

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Seit 40 Jahren läuft der Film im Museum Lichtspiele. An diesem Wochenende zelebriert das Kino das Jubiläum - und zwar 40 Stunden lang.

Von Philipp Crone

Normalerweise bedeutet die Verbannung in die Spätvorstellung für einen Film, dass er demnächst aus den Kinos verschwindet. Bei der Rocky Horror Picture Show war das Gegenteil der Fall. Erst die Spätvorstellungen in diversen Filmtheatern New Yorks im Jahr 1977 waren die Grundlage dafür, dass Frank N. Furter und die anderen kuriosen Figuren bis heute in Transsilvanien ihre Hochzeit feiern und man das in München noch jeden Freitag und Samstag bei oft ausverkauften Haus mitfeiert.

An diesem Freitag, den 23. Juni feiert das Kino Museum Lichtspiele das vierzigjährige Jubiläum der Spätvorstellung auch in München mit einer 40-Stunden-Session. Ab 23 Uhr läuft der Film alle zwei Stunden aufs Neue, bis Sonntagvormittag.

Bis heute gab im eigens dekorierten Rocky-Kinosaal etwa 7000 Vorstellungen der Rocky Horror Picture Show. Kinobetreiber Matthias Stolz ist regelmäßig bei der Einführung dabei, wenn den Besuchern das Mitmach-Set mit Gummihandschuh, Reis und Keks erklärt wird. "Was leider nicht mehr drin ist, sind die Wunderkerzen, aus Brandschutzgründen, dafür sind es jetzt Knicklichter", erzählt Stolz. Wenn es dann losgeht, steht er im Dunkeln und schaut den Leuten zu. Jedes Wochenende kommen mehr als hundert Münchner, um ein bisschen Chaos zu veranstalten. Passiert ist noch nie etwas, außer ein paar ramponierten Stühlen.

Am schönsten sind zwei Momente, sagt Stolz, wenn zum einen das Schloss das erste Mal ins Bild kommt, alle ihre Lichter schwenken und "There is a light" läuft, und natürlich wenn die ersten Gitarren-Achtel des "Time Warp" erklingen. Ein paar Sekunden später stehen die Leute und tanzen mit. Ein Gemeinschaftserlebnis, bei dem fast alles erlaubt ist.

Wie erklärt Stolz sich die Faszination des Films? Er sei "zunächst einmal total abgefahren", sagt der Kinobetreiber. "Mit Außerirdischen vom Planeten Transsilvanien. Dann die Art des Films: bunt, alle schrill angezogen, Paillettensakkos, es spielt in einem Spukschloss, der Oberhäuptling Frank N. Furter ist ohnehin ganz skurril." Es sei eben "kein Film, den man daheim auf DVD schaut, ich werfe ja auch keinen Reis im Wohnzimmer. Wenn hier im Rocky-Saal aber nur 30 Leute sind, ist Party".

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