Süddeutsche Zeitung

Pilotversuch bei der Polizei:Tatütata, das Rad ist da

Lesezeit: 2 min

Die Polizei testet den Einsatz von Fahrrad-Streifen in München und Nürnberg. Die sollen nun nicht nur für schlechtes Wetter ausgerüstet werden, sondern auch besser erkennbar sein. Statt Sirene müssen die radelnden Beamten allerdings auf eine Alternative zurückgreifen.

Von Joachim Mölter

Niedrige Temperaturen und leichter Nieselregen - die Bedingungen am Freitagvormittag wären ideal gewesen, um die neue Schlechtwetter-Bekleidung der bayerischen Polizei-Fahrradstaffel im Härtetest vorzuführen. Aber weil Innenminister Joachim Herrmann (CSU) seine Beamten trotz gefütterter Softshelljacken und wasserabweisender Kurzmäntelchen nicht im Regen stehen lassen wollte, verlegte er die geplante Präsentation vom Hofgarten in den überdachten Innenhof seines Ministeriums. Dort, wo es etwas schummriger ist als im Freien, kam zudem ein weiterer neuer Ausrüstungsgegenstand der Radl-Polizei besser zur Geltung: Sie fährt jetzt auch mit Blaulicht vor!

Seit einem Jahr testet die bayerische Polizei den Einsatz von Fahrrad-Streifen in Großstädten wie München und Nürnberg auf ihre Tauglichkeit im Alltag. In dem bis Ende März 2024 angelegten Pilotprojekt geht es um den ganzjährigen Einsatz von Beamten, die nicht nur gelegentlich, sondern hauptsächlich per Pedelec unterwegs sind, also mit einem E-Bike. Die ersten Erfahrungen hätten gezeigt, so Herrmann, dass Radl-Polizisten in der Dämmerung oder Dunkelheit nur schwer als solche zu erkennen seien - trotz neongelber, reflektierender Helme und Jacken. Auch deshalb wurden die Räder nun nachgerüstet mit Blaulichtern, zwei vorne am Lenker, eins hinten als Rückstrahler. "Uns war wichtig, eine bessere Wahrnehmung herzustellen", sagt Münchens Polizeipräsident Thomas Hampel.

Fürs erste sind zehn Diensträder der Polizei mit Blaulichtern ausgestattet worden, zwanzig sollen es insgesamt werden. "Wenn es sich bewährt, werden wir entscheiden, in welchem Umfang das ausgeweitet wird", sagt Herrmann. Insgesamt verfügt die bayerische Polizei derzeit über 600 Diensträder; 800 Beamte sind mit entsprechender Dienstkleidung ausgestattet. Hauptamtlich aufs Rad schwingen sich in der Probezeit aber nur wenige: In München sind es neun Männer und Frauen, in Nürnberg sechs.

Laut Innenminister Herrmann sollen die Blaulicht-Bikes vor allem bei Fahndungen oder der Begleitung von Versammlungen getestet werden. Münchens Polizeichef Hampel sieht in der Fahrrad-Mobilität generell ein großes Potenzial - wegen der "Wendigkeit, Schnelligkeit und Umweltfreundlichkeit". In manchen Situationen seien die Räder einem Streifenwagen gegenüber auch im Vorteil: in verkehrsberuhigten Zonen zum Beispiel oder in Parks. Die Akzeptanz der Polizei-Radler bei der Bevölkerung sei groß, wie im vorigen Sommer bei den Streifenfahrten durch den Olympiapark im Rahmen der European Championships zu sehen gewesen sei.

Die Polizei-Räder auch mit Sirenen auszustatten, ist aber nicht vorgesehen. Zwar gab die übliche Fahrradklingel keinen großen Laut von sich, als Joachim Herrmann sie am Freitagvormittag mal ausprobieren wollte. Aber dafür gehört ja eine Trillerpfeife zur Ausrüstung.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5799282
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.