Süddeutsche Zeitung

München heute:Wie Juden mit dem Antisemitismus umgehen / Postkarten fürs Klima

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Von Wolfgang Görl

Antisemitische Pöbeleien, Hass-und Drohmails gegen Juden, Schmierereien an Hauswänden, Hetzlisten im Internet - in der jüdischen Gemeinde Münchens ist man besorgt über den wachsenden Antisemitismus. Nachdem ein Rabbi und seine beiden Söhne vor rund 14 Tagen auf der Hohenzollernstraße mit judenfeindlichen Sprüchen angepöbelt worden sind, schrieb Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde: "Jüdische Menschen bewegen sich in der Öffentlichkeit heute vorsichtiger und zurückhaltender als noch vor wenigen Jahren, auch aufgrund solcher Vorfälle. Viele vermeiden es ganz bewusst, sich als jüdisch zu erkennen zu geben, um Schwierigkeiten und Repressalien zu entgehen. In einer Zeit, da Hass in den Parlamenten, in der Gesellschaft und insbesondere auch im Internet zunehmend zu einem Grundrauschen unseres Zusammenlebens geworden sind, ist es leider nicht mehr überraschend, wenn Antisemitismus sich in solcher Form Bahn bricht."

Entsprechend vorsichtig sind viele in München lebende Juden, wenn man sie fragt, ob sie öffentlich über ihre Befindlichkeit angesichts dieser Entwicklung sprechen wollen. Diejenigen, die sich äußern, haben durchaus unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Stadtrat Marian Offman, der zur Vorstandschaft der Kultusgemeinde gehört, musste seinen Namen und persönliche Daten auf antisemitischen Hetzseiten im Internet lesen. Andererseits ist Offman, der sich auch für Flüchtlinge einsetzt, überzeugt, dass die meisten Münchner auf der Seite ihrer jüdischen Mitbürger stehen.

Terry Swartzberg, der aus den USA stammt, will Münchens Juden ermutigen, "jeden Tag rauszugehen und zu sagen: 'Hier sind wir!'." Sich zu verstecken hieße, in der Opferrolle zu verharren. Der Historiker und Politologe Oren Osterer hat wiederum festgestellt, dass Hemmschwellen gefallen sind und antisemitische Sprüche geklopft werden, die auszusprechen man sich vor zehn Jahren noch nicht getraut hätte. Auch er registriert eine zunehmende Verunsicherung in der jüdischen Community.

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