Süddeutsche Zeitung

Vortragsreihe an der LMU:Die größten Risiken unserer Zeit

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Vor 100 Jahren wurde die "Münchener Universitätsgesellschaft" gegründet. Zum Jubiläum findet nun eine Vortragsreihe statt. Den Auftakt bildet am Samstag der "Science Day" mit Vorträgen über Klimawandel und Pandemien bis hin zu Bedrohungen aus dem Weltall.

Von Sabine Buchwald

Ein Blick zurück ins Jahr 1922: In Italien putscht sich Benito Mussolini an die Macht, Walther Rathenau wird in Berlin ermordet, die Sowjetunion entsteht. In Oberammergau werden - ähnlich wie in diesem Jahr - die verschobenen Passionsspiele nachgeholt und Bertolt Brecht gelingt mit "Trommeln in der Nacht" an den Kammerspielen sein Durchbruch als Theaterschriftsteller.

Das Jahr 1922 ist turbulent und geprägt von einer Inflation, die das Vermögen vieler Menschen schrumpfen lässt. "Diese Inflation war ein Grund für die Gründung der Münchener Universitätsgesellschaft (MUG) an der LMU", erklärt 100 Jahre später ihr Erster Vorstandsvorsitzender Peter Höppe. Vorrangiger Zweck der Gesellschaft war, der LMU in diesen wirtschaftlich katastrophalen Zeiten ein finanzielles Polster zu geben und dadurch Forschung und Lehre zu gewährleisten. Das Jubiläum fällt nun in ein Jahr, das von den Folgen einer Pandemie und von einem Krieg in Europa geprägt ist. Auch Inflation ist wieder ein Thema.

Als Mitglieder der MUG vor anderthalb Jahren begannen, ein Programm für die Feier zu planen, war manche Entwicklung noch nicht so deutlich abzusehen, Gefahren aber dennoch erkennbar. Welche das sind, werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei der Auftaktveranstaltung an diesem Samstag in zehn Vorträgen erläutern. Der Titel des "Science Day" ist als Frage formuliert: "Was sind die größten Risiken unserer Zeit?"

Für die Virologin Melanie Brinkmann sind es Pandemien, für Antje Boetius, Professorin des Alfred-Wegener-Instituts, Klimawandel und Biodiversitätsverlust, für Peter R. Neumann vom Londoner King's College gehört Terrorismus dazu. Christian Hesse von der Universität Stuttgart leitet mit seinen mathematischen Betrachtungen über die "Vermessung des Risikos" den Tag ein. Über "Ursachen, Gefahren und Politikimplikationen" von Inflation wird LMU-Professor Hans-Werner Sinn sprechen und Harald Lesch, ebenfalls LMU, über Asteroiden und Meteoriten. Weitere Aspekte sind Sonnenstürme, Ressourcenengpässe und Migration. Deren weltweite Auswirkungen wird zum Abschluss Koko Warner beleuchten.

"Wir sind keine geschlossene Gesellschaft."

Der "Science Day" ist der Auftakt von sieben Veranstaltungen im Jubiläumsjahr der MUG. Obwohl schon ein Jahrhundert alt, ist sie wohl nur wenigen Münchnern ein Begriff. Das Anliegen des gemeinnützigen Vereins ist heute die Förderung von Projekten an der LMU, aber auch die Unterstützung von begabten Studierenden und die Vernetzung der Alumni. Man hilft bei der Finanzierung von Exkursionen, vergibt Preise und unterstützt einen Stiftungslehrstuhl an der Augenklinik.

Die MUG hat etwa 1600 Mitglieder, in Anbetracht von mehr als 52 000 Studierenden keine allzu hohe Zahl. Um die Zukunft des Vereins zu sichern, geht er nun bewusst an die Öffentlichkeit. "Wir wollen die Wissenschaft mit der Gesellschaft vernetzen", sagt Höppe bei der Vorstellung des Programms und betont: "Wir sind keine geschlossene Gesellschaft." Man freue sich über jeden, der sich mit der Universität verbunden fühle und sich einbringen möchte. Nicht mal einen akademischen Abschluss brauche man dazu - mit 60 Euro Jahresbeitrag, 20 Euro für Studierende, könne man dabei sein.

Der "Science Day" am 23. April ist kostenlos und findet von 9 bis 17.30 Uhr nur in Präsenz im Audimax im Hauptgebäude der LMU statt. Die Vorträge würden nicht gestreamt, weil dies die Spontanität und kritische Äußerungen der Zuhörer verhindere, so die Veranstalter. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.100jahremug.de.

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