Süddeutsche Zeitung

Was läuft in der Klassik?:Junge Stars für München

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Sie spielen auf Prinz Harrys Hochzeit, im ehrwürdigen Wiener Konzerthaus oder in Kiew: Die jungen Klassikstars Sheku und Isata Kanneh-Mason, Fatma Said und Raphaela Gromes setzen eigene Akzente - im April kommen sie nach München.

Von Jutta Czeguhn

Die Erinnerungen an die Trauung von Harry und Meghan im Mai 2018 sind für manche Briten mittlerweile doch etwas bewölkt durch die Skandale, welche die beiden dem britischen Königshaus seither bereitet haben. Und überhaupt haben die Royals schon glücklichere Tage gesehen. Einer allerdings dürfte den zwei Milliarden Menschen, die das Spektakel damals live verfolgten, nachhaltig im Gedächtnis geblieben sein: Unmittelbar nach dem Ja-Wort griff Sheku Kanneh-Mason zu seinem Cellobogen und spielte in der St George's Chapel von Windsor traumwandlerisch schön Gabriel Faurés "Après un Rêve". Für die Fachwelt war der junge Virtuose auch schon vor diesem Auftritt ein Rising Star, aber natürlich fügte die royale Wedding-Sause seiner Karriere noch einiges an Schubkraft hinzu.

Der Brite, der an der Royal Academy of Music in London studierte, gehört zu jenem spannenden Nachwuchs-Pool, von dem sich der kränkelnde klassische Musikbetrieb Zellerneuerung erwartet. Der Cellist, der sechs hochmusikalische Geschwister hat, kommt nun nach München. Am 16. April, 20 Uhr, spielt er in der Reihe Spot On - Die neue Generation der Klassik ein Konzert mit dem Royal Philharmonic Orchestra in der Isarphilharmonie. Zu hören gibt es an diesem Abend Wagners Vorspiel zum dritten Akt der "Meistersinger von Nürnberg", Elgars Konzert für Violoncello und Orchester e-Moll op. 85 und Tschaikowskys "Pathétique".

Mit dem Orchester aus London unter Leitung von Vasily Petrenko tritt dort nur einen Tag später auch seine Schwester auf, die Pianistin Isata Kanneh-Mason. Beethovens "Egmont"-Ouvertüre steht auf dem Programmzettel, ebenso Mendelssohn Bartholdys Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 g-Moll op. 25 und Rachmaninows Symphonie Nr. 2 e-Moll op. 27. (17. April, 20 Uhr). Die 27-Jährige und ihr jüngerer Bruder performen hin und wieder auch gemeinsam, wie das klingt, kann man auf ihrer CD "Muse" nachhören (Decca).

Fatma Said hat ebenfalls Geschwister, zum Musizieren aber holt sich die ägyptische Sopranistin, Jahrgang 1991, hoch spannende Partner an die Seite. Neulich, am 2. März im Wiener Konzerthaus, waren es der polnische Countertenor Jakub Józef Orliński und das Ensemble Il Giardino d'Amore, gemeinsam mit ihnen bescherte sie dem Publikum einen hinreißend schönen Abend mit barockem Klang. Im Münchner Prinzregententheater kann man Saids außergewöhnliche Stimme am 15. April hören. Im intimen Rahmen eines "kammermusikalischen Gesprächs" mit Klarinettistin Sabine Meyer und Malcolm Martineau am Piano interpretiert sie Lieder der Klassik, Frühromantik und Romantik. Wie etwa "Auf Flügeln des Gesanges", Heinrich Heine dichtet, Felix Mendelssohn Bartholdy vertont. Romantischer geht's kaum.

Wie Fatma Said ist Raphaela Gromes 33 Jahre alt, wie Sheku Kanneh-Mason spielt sie Cello auf Weltniveau. Mit vier Jahren hat die gebürtige Münchnerin das Instrument zum ersten Mal in Händen gehalten, als es nach langem Hinbetteln an die Eltern - beide ebenfalls Cellisten - endlich unter dem Weihnachtsbaum lag. Neben der Schule pendelt sie als 14-Jährige zum Jungstudium nach Leipzig, erster großer Solo-Auftritt mit Friedrich Guldas verrücktem Konzert für Violoncello und Blasorchester. Spulen wir fast forward: Abi, Studium in München und Wien, Wettbewerbe, Exklusiv-Vertrag bei Sony, CD-Projekte, Konzerte, Tourneen weltweit. Zuletzt auch in Kiew. Jetzt wieder daheim in München, am 14. April, im Prinzregententheater, mit den Prager Symphonikern.

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