Süddeutsche Zeitung

Harthof:Günstiger durch das Baukastenprinzip

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Aus seriell vorgefertigten Stahl- und Betonelementen entstehen an der Kämpferstraße fünf neue Häuser der städtischen Wohnungsgesellschaft GWG. Ende des Jahres sollen die ersten Mieter einziehen

Von Lea Kramer, Harthof

Seit 1979 ist der Stadt bekannt, dass viele der städtischen GWG-Wohnungen in der Siedlung Harthof nicht mehr zeitgemäß sind. Geplant ist seither, sie sukzessive zu sanieren oder gleich komplett zu erneuern. Für fünf Neubauten an der Kämpferstraße haben die Arbeiten heuer begonnen. Sie werden in modularer Bauweise hergestellt. Das erste Haus soll bereits Ende des Jahres bezugsfertig sein.

In den Gebäuden sollen insgesamt 198 Wohnungen sowie eine Tiefgarage mit 139 Stellplätzen entstehen. Im Rahmen eines öffentlichen Vergabeverfahrens hat ein Unternehmen aus Bielefeld den Zuschlag für das Projekt in Milbertshofen-Am Hart erhalten. Die Baugesellschaft Goldbeck ist auf serielles Bauen spezialisiert. In der Vergangenheit ist Goldbeck vor allem für seine Gewerbebauten - Produktions- und Lagerhallen, Bürogebäude oder Schulen - bekannt gewesen. In Erding hat die Firma zum Beispiel das Bildungszentrum für Gesundheitsberufe entwickelt, in Grünheide bei Berlin baut sie an der Tesla-Fabrik mit. Seit einiger Zeit wendet Goldbeck seinen Systembau aber auch bei Wohngebäuden an. Hierfür werden industriell vorgefertigte Elemente aus Stahl und Beton zur Baustelle transportiert und dann dort wie Bausteine wieder zusammengesetzt. Fenster und Türen sind in den Bauteilen bereits montiert. So könnten nach Angaben des Unternehmens qualitativ hochwertige Gebäude kostengünstiger und schneller realisiert werden.

Angesichts des Wohnraummangels haben vor allem Ballungsräume das Baukastenprinzip im sozialen Wohnungsbau für sich entdeckt. Die Münchner GWG hofft so, bezahlbaren Wohnraum schaffen zu können. Durch die Kosteneinsparungen beim Bau sollen in den neuen Einfachwohnungen langfristig die Mieten niedrig bleiben können. "Die Architektur kommt gut an im Harthof. Der Stadtteil modernisiert sich, ohne sein Gesicht zu verlieren", sagt GWG-Geschäftsführer Christian Amlong.

Das Neubauprojekt ist Teil einer groß angelegten Sanierung und Verdichtung der 2000 GWG-Wohnungen im Harthof. Statt 900 kleine Wohnungen soll es im Norden des Stadtteils künftig 1340 geben. Teile der ursprünglichen Anlage sind in den 40er- und 50er-Jahren entstanden. Viele der Häuserzeilen waren marode und entsprachen nicht mehr den heutigen Hygienestandards. Auf dem Areal an der Kämpferstraße etwa hatte es in den Vorgängerbauten zwar Toiletten, aber keine Bäder in den einzelnen Wohnungen gegeben. Die GWG entschied sich deshalb, sie abzureißen. Den verbliebenen Mietern wurden Ersatzwohnungen angeboten.

Geplant sind auf dem freigewordenen Gelände fünf Häuser mit 1,5 bis Vierzimmerwohnungen. Wo Mieter früher Privatgärten angelegt hatten, werden gemeinschaftlich nutzbare Grünflächen entstehen. Die Wohngebäude selbst sollen Satteldächer aus Nadelholz erhalten. Jede Wohneinheit wird einen Balkon oder eine Terrasse bekommen. Bäder gibt es in drei verschiedenen Größen, teils barrierefrei und mit Platz für eine Waschmaschine. "Sie werden in unserem Werk fix und fertig hergestellt und dann auf der Baustelle nur noch eingehoben", sagt Richard Greß, Leiter der Goldbeck-Niederlassung in München. Am ersten Haus laufen derzeit die Tiefbauarbeiten. Erste Mieter sollen im November einziehen können. Ein zweiter Bauabschnitt mit den anderen vier Häusern soll im September 2022 fertig sein.

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SZ vom 16.02.2021
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