Süddeutsche Zeitung

Lerchenau:Giesinger Bräu eröffnet zweiten Standort im Münchner Norden

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Mit einer wegen Corona verspäteten Einweihung feiert die Brauerei ihr Werk 2. Stehausschänke in allen Stadtvierteln sind das nächste Ziel auf dem Weg, an dessen Ende die Wiesn stehen könnte.

Von Anita Naujokat

Hinter den Tanks mit Graffiti sind an der Wand die Jahreszahlen akribisch durchgestrichen, bei denen das Giesinger Bräu auf die Wiesn gekonnt hätte, es aber noch nicht geklappt hat. Seitdem die Privatbrauerei in ihrem Werk 2 nämlich über einen eigenen Tiefbrunnen verfügt und damit mit echtem Münchner Wasser braut. Sozusagen der Gral der Anlage und eine der heiligen Voraussetzungen, um als Bierbrauerei wiesnfähig zu sein.

Ein "Stehausschank" auf dem Oktoberfest und daneben ein kleines Zelt - das wäre natürlich "der Aufstieg in die Champions League", sagte Stefan Stang, Hauptgeschäftsführer des Verbands privater Brauereien in Bayern am Freitag bei der Eröffnung des zweiten Standorts vom Giesinger im Münchner Norden.

Doch bisher befindet sich Gründer Steffen Marx, gestartet in der dritten Liga, noch in der ersten Bundesliga, um im Fußballbild zu bleiben. Zunächst will er erst mal ganz bescheiden Stehausschänke wie bereits am Viktualienmarkt in jedem der 25 Münchner Stadtbezirke etablieren, demnächst in der Maxvorstadt und in Sendling.

Notwendig war der zweite Standort geworden, weil im Stammwerk in Giesing kein Platz für eine eigene Abfüllanlage war. "Tankwagen holten das Bier und sind damit zum Abfüllen aufs Dorf gefahren", berichtet Gründer Steffen Marx. Die Gummistiefel, mit denen man ihn sonst nur kennt, hat er sich witterungsbedingt dieses Mal unter den Arm geklemmt. Gebraut wird in der Lerchenau bereits seit 2019 - erst im Probebetrieb, mittlerweile sind es samt Stammwerk 36 000 Hektoliter pro Jahr. Doch Corona machte die Eröffnung erst jetzt möglich.

2006 hatte Marx in einer "baufälligen Garage" in der Birkenau in Untergiesing mit Badewannen-Mengen begonnen, per Hand wurde abgefüllt, etikettiert.

Und Marx machte beharrlich weiter. Über Crowdfunding habe Marx bei 7000 Unterstützern rund elf Millionen Euro eingesammelt, sagte Kurt Kapp, stellvertretender Referent des Referats Arbeit und Wirtschaft und Leiter der Wirtschaftsförderung. "Eine Erfolgsgeschichte ohne Ende." Das zeige, dass das Bier großen Anklang finde. "Wir nehmen Giesinger Bräu wirklich ernst."

12 000 Jahre altes Tiefenwasser ist die Grundlage des Biers. Und wie schmeckt es Manfred Schauer, als Betreiber des "Schichtl" auf der Wiesn ein bayerisches Original? "Es gibt in München kein schlechtes Bier, aber das Giesinger ist eines von den besten", sagt er in Feierlaune. Doch 2023 wird wohl wieder ein durchgestrichenes Jahr auf der Wand.

Die Geschichte vom Giesinger Bräu ist in einem Dokumentarfilm zu sehen. Kinostart von "Straight Outta Giasing" ist im Frühjahr 2024. Vorpremieren sind heuer am 6. und 14. Juni.

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