Süddeutsche Zeitung

Verkehrswende:Freie Fahrt für winterharte Fahrradpendler

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Die Strecke zwischen Sauerlach und Geiselgasteig ist als Hauptverbindung ausgebaut. Damit sie ganzjährig genutzt werden kann, wird dort auch Schnee geräumt

Von Iris Hilberth, Oberhaching

Es mag auf den ersten Blick danach aussehen, als wäre ein Termin Anfang Dezember der falsche Zeitpunkt, um einen Radweg zu eröffnen. Genau das ist es aber nicht. Denn die Hauptverbindung zwischen Sauerlach und München, die Landrat Christoph Göbel gemeinsam mit der bayerischen Verkehrsministerin Kerstin Schreyer und Oberhachings Bürgermeister Stefan Schelle (alle CSU) am Dienstagmorgen im Schneetreiben für den Radverkehr freigegeben hat, ist insbesondere deshalb ausgebaut worden, damit sie fortan auch im Winter genutzt werden kann.

Es ist offenbar nicht nur ein frommer Wunsch der Politiker und des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC), dass trotz frostiger Temperaturen Menschen aus dem südlichen Landreis bereit sind, ihren Weg zur Arbeit in der Landeshauptstadt mit dem Rad zurückzulegen. Das zeigte sich auch beim Fototermin an der Nußbaumranch, wo Ministerin, Bürgermeister und Landrat zunächst das Band, das sie nach fünf Jahren Planung und Bauzeit zur Eröffnung der Strecke durchschneiden sollten, anheben mussten, um einigen winterharten Radfahrern Durchschlupf zu gewähren.

Auf der 13 Kilometer langen asphaltierten Strecke zwischen Sauerlach und der Stadtgrenze können die Radler also jetzt ganzjährig durchstarten, auch Schnee kann sie nach dem Ausbau nicht mehr ausbremsen, denn der wird geräumt. Der Landkreis finanziert den Winterdienst. Zudem wurde der Knotenpunkt an der Nußbaumranch, einem Kiosk nebst kleinem Biergarten nördlich von Oberhaching, entschärft. An dieser Stelle und an der angrenzenden Bahnunterführung, wo zahlreichen Schlaglöcher den schnellen Radler leicht aus dem Sattel holten, war es in der Vergangenheit oft zu gefährlichen Situationen und Unfällen gekommen.

Etwa 3,5 Millionen Euro hat dieser neue Radweg gekostet, der sich auch deshalb "Hauptverbindung" nennt, weil es eben kein echter Radschnellweg ist. Um einer Strecke diese offizielle Bezeichnung geben zu dürfen, müssen zahlreiche baulichen Vorschriften beachtet werden. Oft scheitern die Vorhaben allein an der vorgegebenen Breite. Auch für die Umsetzung der nun abgespeckten Version, die sich die Bürgermeister im Hachinger Tal vor fünf Jahren überlegt hatten und die man im Landratsamt nun als Pilotprojekt bezeichnet, war Geduld gefragt. Nun, da nach dem ersten Abschnitt zwischen Sauerlach und Oberhaching im vergangenen Winter jetzt auch Teil zwei von der Oberhachinger Kugleralm über die Nußbaumranch bis nach Geiselgasteig fertiggestellt ist, lobte Landrat Göbel die Verbindung entlang der Bahn und durch den Wald als "maßgeblichen Meilenstein" für den Ausbau des Radwegenetzes im Landkreis. Über die Großhesseloher Brücke kann der Weg am Ende bis nach München und dort im vorhandenen Radwegenetz weiterführen.

"Dass das Projekt nach einer doch längeren Planungsphase am Ende nun so schnell und gut umgesetzt werden konnte, zeigt, was eine pragmatische Herangehensweise an neue Projekte - nicht nur im Bereich Verkehr - bewirken kann", sagte Göbel. Er erhoffe und wünsche sich, dass die Effizienz einer solchen sachbezogenen Zusammenarbeit als Maßstab auch für weitere wichtige Verkehrsprojekte diene. "Wir stellen ganz klar fest: Nur so kann die Verkehrswende nachhaltig vollzogen werden", betonte der Landrat. Verkehrsministerin Schreyer aus Unterhaching verwies darauf, dass "die Staatsregierung sich zum Ziel gesetzt hat, dass bis zum Jahr 2025 20 Prozent aller Wege mit dem Fahrrad zurückgelegt werden". Dafür brauche es die passende Infrastruktur.

Auch der ADFC München freut sich über den flotten Radweg. Dies sei ein wichtiger Schritt beim Ausbau der Radinfrastruktur im Landkreis, um das Pendeln mit dem Rad schneller und sicherer zu machen, teilt der ADFC-Landkreisbeauftragte Hartmut Schüler mit. "Zusätzlich hat man die unfallträchtige Bahn-Unterführung an der Nußbaumranch fahrradtauglich ausgebaut und damit eine langjährige Forderung des ADFC erfüllt", so Schüler, der in Straßlach-Dingharting wohnt und für den diese Strecke daher wohlbekannt ist. Er bezeichnete zudem die Winterräumung auf der viel befahrenen Verbindung zwischen Giesinger Waldhaus und Deisenhofen als einen "echten Fortschritt".

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SZ vom 02.12.2020
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