Süddeutsche Zeitung

Landtagswahl 2023:FDP kämpft mit schlechten Umfragewerten und sich selbst

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Auf die Liberalen im Landkreis München kommen bei der Nominierung ihrer zwei Direktkandidaten Kampfabstimmungen zu. Vor allem eine ist nicht im Sinne des Parteivorsitzenden.

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis München

Der Landkreis München mit seinen beiden Stimmkreisen für die Wahl zum bayerischen Landtag ist historisch betrachtet ein gutes Pflaster für die FDP. Hier schneiden die Liberalen stets besser ab als im bayernweiten Schnitt; so war das auch 2013, als die Partei bei der Landtagswahl mit herben Verlusten deutlich unter die Fünf-Prozent-Marke rutschte und aus dem Maximilianeum flog - im Stimmkreis München-Land Süd kam der damals amtierende Landtagsabgeordnete Tobias Thalhammersogar noch auf 7,1 Prozent der Erststimmen und musste doch seine Koffer packen.

Derzeit stehen die Liberalen in der Sonntagsfrage kaum besser da als beim damals historisch schlechten Abschneiden. Im Landkreis kommt nun noch hinzu, dass die personelle Neuaufstellung - Thalhammer ist längst Geschichte und mittlerweile bei der CSU - deutlich geräuschvoller abläuft, als sich das die Parteispitze um den Kreisvorsitzenden Michael Ritz eigentlich gewünscht hatte.

Eigentlich schien das personelle Feld im Sinne des Kreisvorstands bestellt zu sein

Denn eigentlich schien das Feld für die Kreis-FDP ganz im Sinne des Kreisvorsitzenden bestellt zu sein: Zunächst warf im südlichen Stimmkreis der Rechtsanwalt Marco Deutsch, 60, seinen Hut um die Nachfolge des Abgeordneten Helmut Markwort in den Ring, dem der Kreisvorstand allzu deutlich klar gemacht hatte, dass er keine Unterstützung für eine erneute Direktkandidatur erwarten könne. Deutsch, ein ehemaliger Rennfahrer, wohnt wie Ritz in Grünwald und ist dort Mitglied im örtlichen FDP-Vorstand.

Im nördlichen Stimmkreis bekundete die Ingenieurin Katharina Diem ihr Interesse an der Direktkandidatur für die Landtagswahl. Die zweifache Mutter, die dem Ortsverband vorsteht, bildet mit Ritz und dem Unterschleißheimer Manfred Riederle die FDP-Gruppe im Kreistag, gilt als enge politische Vertraute des Kreischefs und mit ihren 34 Jahren als politische Zukunft der Partei im Landkreis München.

Doch beiden Bewerbern sind interne Konkurrenten erwachsen, mit denen auch Ritz nicht gerechnet haben dürfte - vor allem nicht mit dem Gegenspieler, der Deutsch seit dem vergangenen Wochenende herausfordert. Der ehemalige bayerische Wirtschaftsminister Martin Zeil, 66, hat überraschend angekündigt, sich beim Nominierungsparteitag in der kommenden Woche am Donnerstag, 27. Oktober, in Pullach um die Kandidatur bewerben zu wollen - und hat dabei ausgeführt, ausgerechnet Unterstützung aus dem Pullacher FDP-Ortsverband erhalten zu haben. Namen wollte er nicht nennen. Begleitet wurde Zeils Vorstoß um eine Posse, die ein juristisches Nachspiel haben könnte, denn der 66-Jährige wandte sich per E-Mail an alle Mitglieder der Kreis-FDP; woher er die Adressen hatte, wollte er bisher nicht aufklären. Kreischef Ritz hat angekündigt, sich in der Sache an den bayerischen Datenschutzbeauftragten zu wenden.

Auch Katharina Diem muss sich einem innerparteilichen Bewerber stellen. Mit Unterstützung des eigenen Ortsverbandes will ihr der 64-jährige Unterföhringer Gemeinderat Veit Wiswesser, ein ehemaliger Pilot und heutiger Unternehmer, die Direktkandidatur streitig machen. Nominiert wird an diesem Donnerstag, 20. Oktober, in Grasbrunn.

Aus dem Rennen verabschiedet hat sich indes endgültig der Kirchheimer Unternehmer Thomas Jännert, der noch 2018 bei der Landtagswahl im Stimmkreis München-Nord erfolglos als Direktkandidat angetreten war. Auf Nachfrage sagte Jännert, er wolle als Unternehmer seiner politischen Verantwortung gerecht werden. "Aber ich bleibe natürlich aktiv und bin auch noch jung. Da kann noch etwas kommen", so der 45-Jährige.

Und der 85-jährige Helmut Markwort? Der probiert es noch ein Mal als Direktkandidat - im Stimmkreis Freising.

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