Süddeutsche Zeitung

Garching:Bei Ostwind wird's lauter

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Messungen während der Sommerferien bestätigen, dass der Fluglärm über der Stadt zu bestimmten Zeiten größer ist. Die Flughafen GmbH spricht dennoch von "vergleichbar niedrigen Werten".

Von Gudrun Passarge, Garching

Menschen, die in der Nähe des Flughafens wohnen, kennen das Problem: Schönes Wetter, ein gedeckter Kaffeetisch auf der Terrasse und dann ziehen wie an einer Perlenschnur aufgereiht die Flieger am Himmel vorbei. Auch in Garching haben sich Einwohner bei Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) über zunehmenden Fluglärm beklagt, ein Grund, die mobile Messstation der Münchner Flughafen GmbH in die Stadt zu holen. An 41 Tagen während der Sommerferien zeichnete das Mikrofon die Lärmereignisse neben dem Werner-Heisenberg-Gymnasium auf. Das Ergebnis präsentierte Hermann Blomeyer von der Flughafen GmbH im Stadtrat: Am Tag wurde ein Dauerschallpegel von 34 Dezibel, in der Nacht von 20,8 Dezibel ermittelt.

Blomeyer sprach von "vergleichbar niedrigen Werten" in Garching und zog etwa Pulling heran. Dort beträgt der Dauerschallpegel am Tag 61,6 und in der Nacht 54,3 Dezibel. Am Münchner Flughafen stiegen 2018 insgesamt 46,3 Millionen Passagiere in die Flieger, es gab 413 500 Starts und Landungen. Damit steht er an neunter Stelle in Europa. Insgesamt wurden bis 8. September über Garching 311 Fluglärmereignisse gemessen, fünf Flieger überschritten die 70 Dezibel, 20 lagen zwischen 65 und 69 und 169 zwischen 60 und 64 Dezibel, 108 Flugzeuge erreichten zwischen 55 und 59 Dezibel. Zur Orientierung brachte Blomeyer das Beispiel vom Fernseher, der etwa im Bereich 60 Dezibel und darüber liegt.

Deutlich wurde bei den Messungen auf jeden Fall, dass Garching eher betroffen ist, wenn die Betriebsrichtung Ost bei Ostwind gilt. Flugzeuge, die aus dem Süden kommen, drehen nach Westen und fliegen dann ein. "Es waren diese Landungen, die wir am meisten erfasst haben", sagte Blomeyer. An solchen Tagen wurden 23 Fluglärmereignisse pro Tag gemessen, bei der Betriebsrichtung West nur zwei je Tag. Im Zeitraum der Messung gab es zu 70,7 Prozent Westbetrieb. Das sei nicht ganz typisch, sonst ist die Verteilung eher zwei Drittel zu einem Drittel, weshalb Blomeyer auch erneute Messungen anbot.

Besonders auffällig sind die frühen und späten Flieger

Bürgermeister Gruchmann sah das Empfinden der Bürger bestätigt, dass der Lärm bei Ostbetrieb deutlicher wahrnehmbar ist. Besonders auffällig seien aber die Einzelereignisse, also die Frühmaschine und der späte Flieger, das hörte man eher als Flieger am Tag. Die Stadträte wollten nach dem Vortrag etwa wissen, ob sich an Flugrouten oder der Höhe etwas ändern ließe. Blomeyer sieht hier wenig Spielraum. Der Flughafen München sei an der Kapazitätsgrenze angekommen, die Deutsche Flugsicherung versuche, An- und Abflüge so optimal wie möglich zu gestalten und den Verkehr zu entzerren, "um die Betroffenheit zu verteilen". Das würde auch in der Fluglärmkommission, in der auch der Landkreis München vertreten ist, so besprochen. Wichtig sei aber, moderne und damit deutlich leisere Maschinen in der Flotte zu haben.

Hier bestätigte Blomeyer auf Nachfrage von Bastian Dombret ( FDP), dass es Pläne gebe, im nächsten Jahr höhere Landegebühren von Maschinen zu verlangen, die laut sind und einen hohen Schadstoffausstoß aufweisen. Auch das Überflugverbot über den Forschungsreaktor München II wurde angesprochen, wobei Blomeyer keine letztendliche Auskunft geben konnte. Ute Otterbein, Pressesprecherin der Deutschen Flugsicherung, bestätigt jedoch, dass für Kleinflugzeuge ein Überflugverbot bis etwa 1100 Meter Höhe gelte, in einem Radius von circa 1,5 Kilometer rund um den Reaktor. Für Instrumentenflüge, die von der DFS geleitet werden, gelte diese Beschränkung jedoch nicht, wobei die großen Maschinen sowieso meist höher unterwegs seien.

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Quelle:
SZ vom 14.12.2019
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