Süddeutsche Zeitung

Ausstellung:Auflösende Wasserwelten

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Jungmin Park malt die Welt hinter einem Schleier aus Regen. Ihre Bilder lassen alle Gewissheiten verschwimmen - und wirken wie eine Metapher auf die Zeit der Pandemie.

Von Evelyn Vogel, München

Die Bilder wirken wie eine Metapher auf die zurückliegenden Pandemie-Monate: Gebäude, Straßen, Menschen, ja die ganze Welt offenbart sich nur noch durch einen Schleier. Einen Schleier, der Gewissheiten und Klarheiten ins Wanken bringt, der Geraden zu Zackenlinien werden lässt, Flächen und Ränder auflöst und Farben mitunter grell verzerrt. Seit bald zehn Jahren malt Jungmin Park die Welt in lasierten Ölflächen: Hinter einem Schleier aus Regen. Regen, der auf Fensterscheiben fällt oder auf Windschutzscheiben prasselt und alles dahinter verschlieren, verschwimmen und zerfließen lässt. Eine Welt hinter Glas und Wasser. Oder - wie Jungmin Park es sieht - unter Wasser.

Denn so heißt die Serie der 1983 im südkoreanischen Busan geborenen, an der Münchner Kunstakademie bei Jean-Marc Bustamante und Florian Pumhösl ausgebildeten Künstlerin: "Under Water". Gerade wurde ihre Ausstellung mit 15 Werken aus der Serie in der Lobby des Hotels Mandarin Oriental in München eröffnet. Kuratiert hat die Schau die Kunsthistorikerin Sonja Lechner. Diese ist zum einen wegen ihrer schier unermüdlichen Netzwerkertätigkeit bekannt, dank derer alljährlich beim Ladies Art Lunch wie beim männlichen Pendant, dem Gentlemen Art Lunch, jeweils 100 Menschen aus Wirtschaft, Kultur und Politik zusammenkommen, um neue Netzwerke zu schmieden - und sich nebenbei von Lechner die Leviten in Sachen Gleichberechtigung in allen gesellschaftlichen Belangen lesen zu lassen.

Aber Lechner fördert auch junge zeitgenössische Künstler, wo sie nur kann - und hat dabei keine Scheu, die Ausstellungen an Orte zu bringen, die lange als "Hobbymalerecke" verpönt waren, und wo Laufkundschaft die Kunst eher im Nebenbei bemerkt: Hotels und Banken. So konnte sie vor zwei Jahren Sandra Bindler, Vorstandsvorsitzende der Münchner Bank, davon überzeugen, dass junge Kunstschaffende Förderung brauchen sowie die Möglichkeit auszustellen. Seither kuratiert sie für das Geldhaus in der Fußgängerzone das Konzept der "Münchner Meisterklasse". Nicht nur, dass die Bank regelmäßig daraus Werke für die hauseigene Sammlung ankauft, auch kommen alle Verkaufserlöse zu 100 Prozent den Künstlerinnen und Künstlern zu Gute.

Auch eine Hotellobby ist nicht der perfekte Ort. Doch Lechner hat mit dem Mandarin Oriental gute Erfahrungen gemacht. Im Zuge der jüngst erfolgten Renovierung konnte sie den Luxustempel mit Werken aus der Berg-Serie von Felix Rehfeld ausstatten und in der Lobby weitere Bilder des Münchner Künstlers zeigen. Als Zweite stellte dort unter dem Titel "Wasserspiele" Iris von Carnap ihre sehnsuchtsvollen Pool-Bilder aus. Und nun lädt also Jungmin Park zu einer visuellen Reise in ihre Wasserwelten ein. Nach den Bergen kam das Wasser - was wird wohl das nächste Thema sein?

Jungmin Park: Under Water, Mandarin Oriental, Neuturmstr. 1, bis 10. Dezember

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