Süddeutsche Zeitung

Fünf für München:Broschen, Preise und Projekte

Lesezeit: 3 min

Kathrin Seizl verkauft Gaudiknöpfe, Michèle Peron besitzt jetzt die Bayerischen Staatsmedaille und Sabine M. Mairiedl setzt sich für Künstlerinnen ein - die Münchnerinnen und Münchner der Woche.

Von Michael Bremmer, Sabine Buchwald und Julia Schriever

Mehr Haltung

Im Dialekt lässt sich vieles kurz und deftig ausdrücken, ohne dass jemand beleidigt wäre. Diese Linguisten-Weisheit kann Kathrin Seizl, 36, sehr wohl bestätigen. "Die derben Sprüche gehen am besten", sagt die Münchner Kleinunternehmerin. "An Scheiß muas i" oder "Durscht wiad Sau" gehören zu den Klassikern von "Gaudiknopf". Der Firmenname ist zugleich die Bezeichnung dessen, was Seizl und ihr Mann Martin vertreiben: Gaudiknöpfe nämlich. Sie sind freilich nicht dafür da, um etwas zuzuknöpfen, sondern zum Anstecken und eine Haltung auszudrücken. Die Broschen sind etwa so groß wie ein Zwei-Euro-Stück und je nach Wahl komplett in Altsilber oder mit einem Inlay, umfasst von einem Rahmen im Trachtenstil. Kostenpunkt: um die 10 Euro. Gut 70 Ausdrücke und Sprüche aus dem Bairischen, Schwäbischen und für Wiener gibt es derzeit: "Gschaftlhuaba", "Strizi" und "Voglwuid" gehören dazu und Aussagen wie "I bin g'impft" und "Weil i di mog". Für besondere Anlässe und Sympathiebekundungen werden auch individuelle Ideen umgesetzt, laut Seizl allesamt in Handarbeit in Österreich. Bei der Sonderedition mit Münchner Wahrzeichen, gemalt von Jennifer Kleimaier, geht von jedem verkauften Anstecker ein Euro an die Münchner Tafel als "Prostspende". Seizl ist froh, dass es in diesem Jahr nun wieder eine Wiesn gibt. Just mit dem zweiten Schlag von OB Dieter Reiter am Eröffnungssamstag 2019 war die Webseite von "Gaudiknopf" online gegangen. Die gaudifreien Corona-Monate, die folgten, haben sie glücklicherweise gut überstanden, sagt Seizl. "Wir hatten Zeit, langsam zu wachsen und mit Einzelhändlern zu sprechen."

Mehr Radverkehr

Andreas Schön ist der alte und auch neue Erste Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC), der seinen Sitz in der Isarvorstadt hat. Coronabedingt war die Wahl um ein Jahr verschoben worden.

Nach seiner Wiederernennung zeigt sich der passionierte Radler kämpferisch: "Unser Ziel bleibt es, dass alle Fahrradfahrer überall sicher, zügig und entspannt unterwegs sein können, sagt er. Die Umsetzung des Radentscheids gehe ihm zu langsam voran. Trotz Bekenntnissen der Stadtregierung für mehr Radverkehr werde beharrlich über die Leistungsfähigkeit des Autoverkehrs diskutiert.

Mehr Anteilnahme

Michèle Peron wurde am Freitag mit der Bayerischen Staatsmedaille für soziale Verdienste ausgezeichnet. Mit der Medaille werden jährlich Menschen geehrt, die sich im sozialen Bereich in Bayern einsetzen. Michèle Peron, die in Frankreich geboren wurde und in München lebt, engagiert sich seit mehr als 30 Jahren in der Wohnungslosenhilfe. Im August 2000 hat sie "mit.dabei" gegründet, ein Projekt, bei dem Wohnungslose und Menschen mit körperlichen Behinderungen zusammenkommen und Freizeitaktivitäten unternehmen. Sie besuchen Museen oder machen Ausflüge aufs Land oder in die Berge. Bayerns Sozialministerin Ulrike Scharf verlieh neben Michèle Peron noch 14 weiteren Menschen die Staatsmedaille für soziale Verdienste. Darunter drei weiteren Münchnern: Ludwig Prinz von Bayern, Mitgründer von "Learning Lions", Sabine Sauer für ihr Engagement für die BR-Benefizaktion "Sternstunden" und Schwester Mirjam Ullmann, die sich für Menschen mit Behinderung in schwierigen Lebenssituationen einsetzt.

Mehr Frauen auf die Bühne

Kulturkalender gibt es in München einige. Seit diesem Jahr gibt es nun im Internet auch die Seite "Die Münchnerin" - präsentiert von der Grafikdesignerin und Fotografin Sabine M. Mairiedl, 58. Die Besonderheit: Ihr geht es um Female Empowerment. Mit den ausgewählten Programmen will sie die kulturelle Vielfalt in München zeigen, "vor allem von und für Frauen". Seit Beginn der Corona-Pandemie hatte sie, wie sie sagt, das "Projekt im Herzen" - vor ein paar Wochen konnte sie starten. "Die Künstlerinnen sind begeistert", sagt sie. Warum sie das macht, erklärt sie auf ihrer Internetseite: "Noch immer sind Künstlerinnen in deutlicher Unterzahl auf unseren Bühnen, auch in München." Und: "Ich habe mir mal die Mühe gemacht, den Anteil an Frauen auf der Bühne hier in München durchzuzählen. Ernüchternd", sagt sie. Auf ihrer Internetseite findet man die Quote dazu: Gerade mal bei 22 Prozent der Veranstaltungen ständen in München Frauen auf der Bühne. "Weniger Auftrittsmöglichkeiten heißt auch noch weniger Einkommen für Frauen, die sowieso schon weniger verdienen." Deswegen möchte Sabine M. Mairiedl Künstlerinnen und ihr Können sichtbarer machen. "Ich will durch mein Projekt erreichen, dass sich das Bewusstsein für dieses Ungleichgewicht schärft", sagt sie, "und dass Mädchen und Frauen überall die gleichen Chancen haben und nutzen können."

Neben den Kulturtipps kann man auf der Internetseite auch über Münchner Frauenprojekte lesen und weitere Hintergrundinformationen zu Geschlechtergerechtigkeit erhalten. "Auf Soli-Basis" kann man auch seine Veranstaltung ankündigen lassen.

Mehr Groove

Im vergangenen Juni sind sich die Tänzer aus München und Nairobi nur digital per Zoom begegnet. Jetzt wird ein gemeinsamer Tanzworkshop mit Schauspieler Klaus Steinbacher ("Das Boot", "Oktoberfest 1900") in Kenia stattfinden. Von 26. bis 29. Mai wird Steinbacher mit der Choreografin Laura Saumweber vom Theater "Schauburg" und dem kenianischen Tanzlehrer Jermaine Nickson in Nairobi sein. Die drei leiten einen Kurs für Kinder und Jugendliche aus Einrichtungen der dortigen Erzdiözese. Am Sonntag, 29. Mai, ab 10 Uhr, wird das Treffen per Live-Stream in den Social-Media-Kanälen von missio München übertragen.

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