Süddeutsche Zeitung

Kino:Wer den Wind sucht

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Beim Rumänischen Filmfestival im Filmmuseum werden zehn neue Produktionen aus dem südosteuropäischen Land gezeigt.

Von Josef Grübl

Er war Feldmarschall, Fürst und Liebhaber von Katharina der Großen. Für Letztere ließ er angeblich auch Dorfkulissen aufbauen, die sie über die Bevölkerungsentwicklung im Reich täuschen sollten - die sogenannten "Potemkinschen Dörfer". Solche Attrappen gibt es noch heute bei Filmproduktionen, als Pate für Kulissenbauer ist Grigorij Potemkin trotzdem nicht bekannt geworden. Der rumänische Regisseur und Festival-Liebling Radu Jude hat aber einen Film nach ihm benannt: Der 18-Minüter "Potemkinistii" ("The Potemkinists") eröffnet das diesjährige Rumänische Filmfestival im Münchner Filmmuseum, er entspinnt darin einen hintersinnigen Dialog zu Füßen eines kommunistischen Monuments.

Radu Judes Kurzfilm läuft am 9. November, im Anschluss daran wird der Spielfilm "Metronom" aufgeführt, der einen kurzen Augenblick der kulturellen Öffnung im kommunistischen Rumänien des Jahres 1972 zeigt. Es geht um eine junge Frau mit Liebeskummer, westliche Popmusik und einen Radio-DJ aus München... Der Regisseur und Drehbuchautor Alexandru Belc wird bei der Vorstellung persönlich anwesend sein. Das Rumänische Filmfestival findet zum 17. Mal statt, dieses Jahr unter dem Motto "Vergangenheit versus Zukunft". An sieben Abenden werden zehn neue Filme aus dem südosteuropäischen Land gezeigt, von Regisseuren wie Bogdan Mirica ("Boss"), Mihai Mincan ("Spre Nord - To the North") oder Tudor Giurgiu ("Libertate - Freedom").

Rumänien gilt seit Jahren als ein spannendes Filmland, das auf Festivals regelmäßig Palmen, Bären oder Muscheln gewinnt. Auf seine letzte Reise geht der Held des Abschlussfilms "Cautatorul de vant" ("The Windseeker"): Radu (Dan Bordeianu) hat laut ärztlicher Diagnose nur noch zwei oder drei Monate zu leben, daher zieht er sich in einen abgelegenen Landstrich im rumänischen Osten zurück. Dort weht der Wind unablässig, dort lernt er den Wert des Lebens neu zu schätzen.

Rumänisches Filmfestival, ab Do., 9. Nov., bis So., 19. Nov., Filmmuseum München , St.-Jakobs-Platz 1

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