Süddeutsche Zeitung

FC Bayern:15-Minuten-Empfang für die Triple-Sieger

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Ein Ministerpräsident, ein roter Teppich, eine Ellbogen-Begrüßung für jeden Spieler - so läuft die Ankunft der siegreichen Bayern-Mannschaft auf dem Münchner Flughafen ab. Gefeiert wird woanders.

Von Kassian Stroh

Das also ist das angeblich größte, was man als Fußballer gewinnen kann: der Champions-League-Pokal. Und wenn man wie der FC Bayern dann zurück in die Heimat kommt, mit diesem Triumph, ja einem Triple-Gewinn im Gepäck, dann - ja, dann müsste eine große Jubelfeier zu erwarten sein. Müsste. Doch am Ende dauert das alles gerade mal eine Viertelstunde, am Montagnachmittag im Erdinger Moos. Ein Ministerpräsident, ein roter Teppich, eine Ellbogen-Begrüßung für jeden Spieler und Funktionär, ein Foto noch - und weg sind alle.

"Fitter als gedacht", das gibt Markus Söder am Ende noch als seine kurze Einschätzung des physischen Zustands der Spieler ab. Der bayerische Regierungschef hat ein paar Worte an sie gerichtet, die aus der Ferne nicht zu vernehmen sind. Vermutlich ähneln sie denen, die er zuvor in die Kameras gesprochen hat: Dass ganz Bayern stolz sei auf diese Leistung, auf die "Freude und Kameradschaftlichkeit", mit der der FC Bayern aufgetreten sei. Nein, er wolle diesen Sieg nicht als Signal in den schwierigen Zeiten der Corona-Pandemie deuten, sagt Söder, spricht dann aber immer wieder vom "Teamgeist", der den Erfolg begründet habe.

Der A350 der Lufthansa, getauft auf Ulm, den Geburtsort des langjährigen Klub-Chefs Uli Hoeneß, ist um kurz vor vier Uhr im Erdinger Moos gelandet und dann, durch eine Wasserfontäne der Flughafen-Feuerwehr hindurch, auf das Vorfeld bei den Frachtterminals gerollt, wo die Staatskanzlei ein paar Fähnchen drapiert hat. Ganz allein steht Söder da auf dem roten Teppich vor dem riesigen Flieger, um die Fußballer in Empfang zu nehmen.

Dieser läuft diesmal ganz anders aber als etwa die Ankunft der Fußball-Weltmeister 2014 ab, ohne Blasmusik und mit nur wenigen Polizisten und Flughafen-Mitarbeitern als Schaulustigen - coronabedingt also weit nüchterner. Der FC Bayern ist mit dem Sonderflug LH2571 der Lufthansa zurück nach München gekommen, was insofern nicht ganz ohne Pikanterie ist, als die Lufthansa erst vor zwei Jahren von Qatar Airways als Sponsorin des deutschen Rekordmeisters ausgebootet worden ist. Die Dienste der deutschen Fluggesellschaft nimmt er aber durchaus noch in Anspruch.

Die Spieler wirken an Söders kurzer Ansprache mehrheitlich nicht sonderlich interessiert, klatschen aber artig Beifall und gehen dann gleich weiter zu den zwei Mannschaftsbussen. Die bringen sie ins Fröttmaninger Stadion, wo sie mit den Klub-Mitarbeitern und Sponsoren feiern sollen. Da hält sie ein Ministerpräsidenten-Ellbogen-Check nur kurz auf. Nur Thomas Müller, dem kippt Auge in Auge mit Söder prompt der Rollkoffer um. Man habe noch gewitzelt, berichtet der Regierungschef, ob Müllers gute Leistung vielleicht nicht doch darauf zurückzuführen sei, dass er, Söder, ihm im vergangenen Jahr noch den Bayerischen Verdienstorden umgehängt habe - quasi als Leistungsmotivation. "Eine der besten Bayern-Mannschaften, die wir je gesehen haben", lobt er, der ein Anhänger des FC Nürnberg ist. Eine rot-weiße Maske hat er sich dann noch nicht aufgesetzt; er bleibt beim für ihn bewährten weiß-blauen Rautenmuster.

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