Süddeutsche Zeitung

Demonstration:Glonn macht Wind für den Klimaschutz

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Nach Corona-bedingter Zwangspause gehen die Aktivisten von "Fridays for Future" nun wieder für ihre Anliegen auf die Straße. Zum ersten Mal gastiert die Bewegung am Freitag im südlichen Landkreis, wobei vor allem ein Thema die Kundgebung dominiert

Von Andreas Junkmann, Glonn

Zugegeben, vom Klimawandel ist einen Tag vor dem kalendarischen Frühlingsanfang wenig zu spüren. Dichtes Schneegestöber und Temperaturen nur knapp über dem Gefrierpunkt verwandeln die Gemeinde Glonn an diesem Freitagnachmittag eher in ein verspätetes Winteridyll. Insofern haben sich die Demonstranten der "Fridays for Future"-Bewegung im Landkreis Ebersberg zunächst nicht die beste Kulisse ausgesucht, um nach der Corona-bedingten Zwangspause wieder für ihre Anliegen auf die Straße zu gehen. Die eisigen Temperaturen an diesem Tag sind aber freilich nur eine Momentaufnahme, denn der Klimawandel schreitet ungeachtet einiger Schneeflocken im März weiter in großen Schritten voran. Diesen Prozess zu bremsen, das ist das Anliegen bei den weltweiten Kundgebungen an diesem Freitag.

Es ist eine zweifache Premiere

Eine davon findet in Glonn statt - und das ist gleich eine zweifache Premiere: Zum ersten Mal richtet "Fridays for Future" eine Veranstaltung in der Marktgemeinde im südlichen Landkreis Ebersberg aus, die damit zugleich die erste Demonstration überhaupt auf dem dortigen Marktplatz ist. Das sagt zumindest Nina Rutschmann, örtliche Grünen-Sprecherin und Initiatorin der Kundgebung. "Es war uns wichtig, ,Fridays for Future' zu unterstützen", so Rutschmann, die dazu ein Bündnis aus dem Glonner Arbeitskreis Energiewende, dem örtlichen Bund Naturschutz und Vertreterinnen der ÖDP zusammengetrommelt hat.

Zentrales Thema an diesem Tag ist die Windkraft. Sprüche wie "Wir machen Wind" oder "Pro Wind, pro Zukunft" sind unter anderem auf den Schildern der rund 50 Demonstranten zu lesen. Außerdem haben die Organisatoren ein recht stattliches Windrad-Modell vor dem Glonner Rathaus platziert. Das anstehende Ratsbegehren über die fünf Windräder im Ebersberger Forst sei eine einfache Möglichkeit, wie jeder etwas für den Klimaschutz tun könne, sagt Nina Rutschmann. Dass das angesichts der prognostizierten Erderwärmung dringend nötig sei, davon ist die Grünen-Politikern überzeugt: "Uns bleibt nicht mehr viel Zeit."

Demonstriert werden darf nur auf Abstand und mit Maske

Auch vor diesem Hintergrund habe man in Glonn entschieden, sich an der weltweiten Kundgebung zu beteiligen, so Rutschmann. Deren Organisation und Durchführung unter Corona-Bedingungen natürlich nicht ganz einfach ist. Auf dem Marktplatz werden aber die nötigen Abstände eingehalten und alle Demonstranten tragen eine Maske.

Auf der Ladefläche eines Anhängers, der als kleine Bühne dient, ist derweil die Windkraft das vorherrschende Thema. Eigentlich sei sie ja gegen Windräder im Forst, "aber in der derzeitigen Situation bleibt eben nicht mehr viel übrig", sagt etwa Gundl Meistring von der Glonner Ortsgruppe des Bund Naturschutz. Rosi Reindl, die für die Arbeitsgruppe bäuerliche Landwirtschaft ans Mikro tritt, erinnert an den Zusammenhang zwischen Klimaschutz und Konsumverhalten. Es sei ein Irrsinn, dass man für die Landwirtschaft Futtermittel aus der ganzen Welt hole und dann das Fleisch wieder exportiere. Die Natur im Allgemeinen besser zu schützen, fordert unterdessen Christoph Lochmüller, Ebersberger Bundestagskandidat der Grünen.

Und fast so, als wolle sich eben jene Natur umgehend für die warmen Worte bedanken, verziehen sich im Verlauf der Demonstration die Schneewolken vom Himmel - und die Sonne sorgt schließlich doch noch für einen Hauch von Frühling auf dem Glonner Marktplatz.

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Quelle:
SZ vom 20.03.2021
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