Süddeutsche Zeitung

Einweihung mit Ilse Aigner:Neue Trachten-Boutique in Anzing eröffnet

Lesezeit: 3 min

Das Modegeschäft "Diese Elli" ist nach einer Gespielin des Monaco Franze benannt. Zur Einweihung kommt ein prominenter Gast.

Von Viktoria Spinrad, Anzing

Als es um 18.01 Uhr scheppert, zuckt Ilse Aigner kurz zusammen. Dann begutachtet die Landtagspräsidentin von der CSU den Scherbenhaufen in Anzings neuer Lifestyle-Manufaktur: "Das habe ich befürchtet, dass das irgendwem passiert." Sie blickt hoch, direkt in die Augen des Übeltäters: Anzings Bürgermeister Franz Finauer (Unabhängige Bürger) hat das Glas vom Holztisch geschupst , er ist der Elefant im Trachten-Laden.

Freitagabend in Anzing, wo gerade ein neues Geschäft eröffnet wird - mit Lounge Jazz, Shrimps-Cocktails und lokaler Polit-Prominenz. Mittendrin: Die Anzingerin Barbara Stadler. Die Boutique ist das Projekt der 31-Jährigen - und eine Art Heimkehr für die CSU-Gemeinderätin und ehemalige bayerische Bierkönigin: Denn der Laden schließt nahtlos an das Wirtshaus ihrer Eltern "Zum Kirchenwirt" an, in dem sie aufgewachsen ist.

Hier, wo einst Weißwürste über die Theke einer Metzgerei gingen, ist nun eine Welt aus Trachten-Röcken, Surround-Licht und Rindsleder-Tascherln entstanden. Und die findet auch Ilse Aigner durchaus interessant. Im Landtag hat sie vor kurzem braunem Gerede eine Absage erteilt und damit die erste Rüge seit einem Vierteljahrhundert im Maximilianeum produziert. An den braunen Leder-taschen findet sie aber Gefallen. Sie deutet auf ein Exemplar: "Ich glaub, die mog i."

Angelika Niebler hat fünf Dirndl im Kleiderschrank hängen

Auch ihre Parteikollegen, die Europa-Abgeordnete Angelika Niebler und der Landtags-Abgeordnete Thomas Huber sind durch die Glastüren hinein in die heile bayerische Vorzeige-Welt geschwebt. Von Niebler ist zu erfahren: In ihrem Kleiderschrank hängen fünf Dirndl. Und: Die Stimmung im EU-Parlament sei äußerst angespannt. "Die Briten machen es uns auch aber auch wirklich nicht leicht", so Niebler.

Thomas Huber sinniert hingegen ganz offenbar über ein zweites Standbein als Modeberater. "Der grüne war besser", ruft er Niebler aus einem Sessel zu. Die probiert gerade einen schwarzen Mantel aus Walk an. Seine fachliche Empfehlung überrascht, da er sich ansonsten als eher weniger affin zu grünen Schichten outet. "Ich werde nie ein Grüner", sagte er mal. Ein Zitat, das auch von Aigner stammen könnte, wundert sie sich doch bisweilen über die Widersprüchlichkeit der Grünen. Der grüne Mantel gefällt ihr trotzdem. Sie dreht sich vor dem Spiegel, "sehr angenehm".

Hier geht es aber nicht nur um Schwarze und Grüne, sondern vor allem ums Gründen. "Es ist nicht selbstverständlich, dass jemand aus einer guten Position herausgeht und sich selbstständig macht", lobt Aigner. Ihr Auftritt bei der Boutique-Eröffnung ist Werbehilfe für Gründerin Stadler, die bis vor kurzem noch im Marketing für den Münchner Flughafen arbeitete - Aigner war einst ihre politische Mentorin.

Was der Monaco Franze mit all dem zu tun hat

Der Rat der Landtagspräsidentin: "Think Big" wie die Männer. Zum Beispiel könne man über einen Internet-Shop nachdenken. Doch Stadler sieht sich noch nicht so weit: "Wir starten erst einmal mit einem Blog." Einen Mangel an stringenter Corporate Identity kann man ihr freilich nicht vorwerfen: Der Name der Boutique "Diese Elli" prangt nicht nur auf der Werbewand, vor der am Freitag die Kameras blitzen, sondern auch auf der Homepage, Blöcken und dem eigenen Newsletter.

Angelehnt ist "Diese Elli" an die liebesbedürftige Elli, eine Gespielin des ewigen Stenz aus der TV-Kultserie Monaco Franze, mit der es immer "Gschiss" gibt. Elli ist zudem der gemeinsame Spitzname von Tochter Barbara Elisabeth und Mutter Gabriele Stadler. Die spielt in der neuen, modernen Trachten-Welt auch eine Rolle: Die gelernte Schneiderin ist Chefdesignerin und Produzentin, sie kann die Traumtracht maßschneidern.

Zur Monaco Franze-Titelmelodie schweben fünf engelsgleiche Ellis mit Gabriele Stadlers Kreationen über den Wirtshaus-Catwalk. Sie tragen keine klassischen Trachten, sondern Trachtenröcke mit großen Schleifen - die Marke soll Tracht sein, aber mit modernem Touch, und auch auf die Regionalität kommt es an. Preise variieren nach Fertigung. Ein Rock am Ständer kostet 279 Euro, eine Schärpe 169 Euro.

Die Kollektion im Wirtsladen und das Wirtshaus sollen sich nun gegenseitig ergänzen: Denn wer shoppt, braucht irgendwann eine Stärkung, und wer sich möglicherweise zu intensiv mit Bier gestärkt hat und versumpft, mag sich vom schlechten Gewissen gegenüber der Frau freikaufen. Dass dieses Konzept aufgeht, dürfte mit des Bürgermeisters unfreiwilliger Glastaufe klar sein: Scherben bringen schließlich Glück.

Die Boutique "Diese Elli"ist angeschlossen an das Wirtshaus zum Kirchenwirt, Högerstraße 2, in Anzing. Der Verkauf ist geöffnet von Dienstag bis Freitag 17 bis 20 Uhr und am Samstag von 11 bis 20 Uhr. Weitere Infos unter Telefon 08121/3033.

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Quelle:
SZ vom 25.03.2019
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