Süddeutsche Zeitung

"Der Große Gatsby" am Deutschen Theater:Klassisches Ballett trifft Roaring Twenties

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Enrique Gasa Valga bringt mit seiner Limonada Dance Company den Romanklassiker "Der Großen Gatsby" als mitreißendes Tanzstück auf die Bühne des Deutschen Theaters.

Von Jutta Czeguhn

Eben noch war Enrique Gasa Valga auf der Piste, man erreicht ihn in einem Hotel in den Stubaier Alpen. Im Rahmen des Innsbrucker Winter Dance Festivals, das gerade zu Ende gegangen ist, konnten tanzinteressierte Skifans oder skiaffine Ballettfreunde einen Tag mit dem Choreografen im Schnee verbringen. Gasa Valga ist in Tirol kein Unbekannter. Als es vergangenes Jahr einen Intendanzwechsel am Tiroler Landestheater (TLT) gab, und der Spanier nach 14 Jahren seinen Direktorenposten in der Sparte Tanztheater verlassen sollte, setzte sich das Publikum mit einer Petition für seinen Verbleib ein, über 9000 Menschen unterzeichneten. Vergeblich.

Dass Enrique Gasa Valga und seine Compagnie den Innsbruckern nun trotzdem erhalten geblieben ist, liegt vor allem an Unternehmern wie Christian Steinmayr. Der Sponsor überredete den gebürtigen Katalanen, mit seinen Tänzerinnen und Tänzern eine eigene, freie Compagnie zu gründen, die Limonada Dance Company. Gasa Valga ließ sich auf das Wagnis ein: "Ich hatte das Gefühl, meinem Publikum etwas zurückgeben zu müssen."

Gleich zwei Produktionen der 15-köpfigen Truppe sind nun in München zu erleben. Zunächst "The Great Gatsby", München-Premiere am Deutschen Theater ist am 23. Februar, im Juni dann stellt die weiterhin in Innsbruck beheimatete Compagnie Gasa Valgas eine Hommage an Frida Kahlo vor. Und wer dazwischen Sehnsucht nach ihrer Tanzkunst hat: Im Festspielhaus in Erl wird von 18. bis 20. April ein Stück über Richard Wagners abenteuerliches Leben zu sehen sein .

Zunächst aber "Der Große Gatsby", F. Scott Fitzgeralds ikonisches Buch (1925) über den mysteriösen Millionär, der seine Jugendliebe zurückgewinnen will, mit Luxus, Geld, rauschhaften Festen. Doch am Ende ist die Party vorbei, die Liebe kalt wie Juwelen und Gatsby ein toter Körper im Pool. Enrique Gasa Valga, der als Tänzer viel in der Welt herumgekommen ist und von den ganz großen Choreografen und Ballett-Impresarios wie Maurice Béjart, Jiří Kylián und Reid Anderson gelernt hat, sieht in dem Stoff starke Parallelen zu den Zwanzigerjahren, in denen wir leben. Politisch fragile, schnelle, laute Zeiten, in denen Materialismus und Oberflächlichkeit regieren, und doch nichts von all dem wirklich Bedeutung hat. "Am Ende geht es um die Liebe", sagt der Choreograf.

Eine große Rolle spielt in seiner Inszenierung die Musik: Gasa Valgas Tänzerinnen und Tänzer interpretieren Gatsbys Geschichte zum Sound, der vor 100 Jahren Pop war; fieberhafter Swing, luftiger Jazz. Alles live performt von Sängerin Greta Marcolongo und ihrer Band. So trifft klassisches Ballett auf die wilde, freie Bewegungssprache der Roaring Twenties.

Und wer sich von Enrique Gasa Valgas Tanzkunst nun angeregt fühlt, mal wieder den Großen Gatsby aus dem Buchregal zu ziehen. Dort findet sich eines der wohl großartigsten Romanenden der Literatur: "So rudern wir weiter gegen den Strom, unaufhörlich der Vergangenheit entgegen."

Der Große Gatsby, 23. Februar bis 3. März, Abend- und Nachmittagsvorstellungen, Deutsches Theater, Infos und Karten unter www.deutsches-theater.de

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