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Erstes Festival für queere Literatur im HP8:Raus aus der Nische

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Beim 1. Queer Literatur Festival Münchens sollen Lesungen, Podiumsgespräche und ein vielfältiges Rahmenprogramm den Autoren und Autorinnen queerer Literatur ein Forum bieten.

Von Barbara Hordych

Nach Hause kommen. Womit viele Menschen ein wohlig-vertrautes Gefühl assoziieren, das bringt gerade queere Menschen oftmals in Bedrängnis. So erlebt es zumindest die erfolgreiche Installationskünstlerin Nadia, die namensgebende Titelheldin in der Geschichte von Can Mayaoglu, bei der Rückkehr in ihre Heimatstadt Hamburg, die zur Konfrontation mit alldem wird, was sie dort vor fünf Jahren zurückgelassen hat. Etwa ihre große Liebe Rahel, aber auch ihre spurlos verschwundene jüngere Schwester Dilhan. Can Mayaoglu, Jahrgang 1982, ist in Münster in einem deutsch-türkischen Psychologinnen-Haushalt aufgewachsen und studierte Religionswissenschaft. Ihr Buch "Nadja" (Albino Verlag) stellt sie am 2. September im Kontext des "1. Queer Literatur Festival München" vor, das von Queerculture e. V. in Kooperation mit der Münchner Stadtbibliothek und der Gasteig München GmbH veranstaltet wird.

Eröffnet wird das dreitägige Festival am Abend zuvor mit einer Münchner Geschichte aus den frühen 1980er Jahren, in der die Hauptstadt Bayerns in ihrer Ambivalenz zwischen Freiheit und Repression Leuchtturm und Klippe zugleich ist: In seinem Roman "Sauhund" erzählt Lion Christ von Flori, der vom bayerischen Oberland in die Stadt kommt, um dort das pralle Leben zu suchen - und einen Mann, der ihn mindestens ewig liebt. Dieser Flori ist ein unverbesserlicher Optimist und Taugenichts, ein "Sauhund" eben, dem Christ vor dem Hintergrund des ersten Aids-Jahrzehnts ein rauschhaftes Denkmal setzt. Der aus Bad Tölz stammende Autor erhielt 2021 für seinen Debütroman das Münchner Literaturstipendium, in diesem August erschien "Sauhund" im Hanser Verlag.

Neben den Lesungen für Erwachsene im Saal X des Gasteig HP 8 wird es am Samstagnachmittag auch eine Lesung für Kinder geben, bei der Geschichten über das Anderssein und Geschichten über das Selbstsein kindgerecht vorgestellt werden. Als Publikum sind in der Bibliothek nur Familien mit Kindern nach vorheriger schriftlicher Anmeldung zugelassen.

Diese Veranstaltung wird wohl nicht zum Politikum werden wie die Drag-Lesung für Kinder, die die Münchner Stadtbibliothek in diesem Juni während der sogenannten Pride Weeks für die LGBTIQ-Szene anbot. Denn dieses Mal liest kein Drag-King - an dessen Namen "Eric Big Clit", große Klitoris, entzündete sich im Frühsommer die Aufregung -, sondern der Schauspieler Mario Högemann. Aus Texten wie "Schmetterlingskind" von Marc Majeweski oder "Alles rosa" von Maurizio Onano über Geschlechterklischees und Regenbogenfamilien, ausgewählt von der Kinderbuchhandlung Kuckuck.

1. Queer Literatur Festival München, Fr., 1. Sep. - So., 3. Sep., Gasteig HP8, Infos und Tickets über www.queerliteratur.de

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