Süddeutsche Zeitung

Fußball-Übertragung:Dazn übernimmt Bundesliga-Rechte von Eurosport

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Von Caspar Busse und Clara Lipkowski

Los gehen soll es bereits in gut zwei Wochen: Am 3. August treten Borussia Dortmund und FC Bayern München im Supercup gegeneinander an. Das Spiel wird nun beim Streamingdienst Dazn zu sehen sein - und nicht mehr bei Eurosport. Und auch am 16. August, wenn mit der Partie FC Bayern gegen Hertha BSC die neue Bundesligasaison feierlich eröffnet wird, ist Dazn dabei.

Möglich wird das durch ein ebenso überraschendes wie kurzfristiges Geschäft: In einem komplexen Deal erwirbt Dazn von Eurosport - der Sender gehört zum US-Konzern Discovery - umfangreiche Sportrechte, vor allem an der Fußball-Bundesliga. Gleichzeitig werden bei Dazn demnächst die beiden Sender Europsort 1 und 2 zu empfangen sein, übrigens nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich, Italien und Spanien. Damit können Dazn-Abonnenten künftig noch mehr Sport sehen, also auch wichtige Tennis-Turniere, die Tour de France, Skisport und Olympische Spiele. Letztere laufen teilweise auch im öffentlich-rechtlichen deutschen Fernsehen.

Dazn-Deutschlandchef Thomas de Buhr schwärmte am Donnerstag von einem "ganz besonderen Moment". Und er fügte an: "Es gibt inhaltlich wenig Überlappung und viel Ergänzung." Über die finanziellen Details haben beide Seiten keine Angaben gemacht, aber es dürfte um viel Geld gehen. Dazn kündigte sofort eine Preiserhöhung an, statt bisher knapp zehn Euro im Monat soll das Angebot nun zwölf Euro kosten. Außerdem solle es künftig auch ein Jahresabo geben, für solche Abonnenten bleibt der Preis im Schnitt der gleiche.

Wichtig sind die Änderungen insbesondere für deutsche Fußballfans. Denn künftig werden bei Dazn nicht nur Zusammenfassungen von Bundesligaspielen 40 Minuten nach Abpfiff gezeigt. Der Streamingdienst bringt nun auch Bundesliga live, und zwar alle Partien, die bisher bei Eurosport zu sehen waren, also insgesamt 40 Bundesligapartien (30 Freitags- und je fünf Sonn- und Montagsspiele) sowie die vier Relegationsspiele zur ersten und zweiten Liga sowie den Supercup. Möglich wurde das dadurch, dass die Deutsche Fußball Liga (DFL) einer Sublizensierung der Rechte, die bislang bei Eurosport lagen, an Dazn zustimmte. Die Vereinbarung gilt für die nächsten zwei Spielzeiten, also bis Sommer 2021. Für die Zeit danach wird die DFL die Rechte ohnehin neu vergeben.

Die übrigen Bundesliga-Partien sind live weiterhin beim Abosender Sky zu sehen. Damit brauchen Fans auch künftig zwei Abonnements, wenn sie alle Spiele live sehen wollen - eines bei Sky und das andere jetzt bei Dazn statt bei Eurosport. Dort hatten Zuschauer 6,99 Euro im Monat bezahlt. Der Sender räumt ihnen nun ein außerordentliches Kündigungsrecht ein. Von 2017 an übertrug Eurosport die Spiele im deutschsprachigen Raum auf seiner Bezahl-Plattform Eurosport-Player und zahlte dafür an die DFL geschätzt 70 Millionen Euro pro Saison. Das aber ließ sich offenbar nicht refinanzieren. Wie viele Zuschauer die Bundesliga hatte, gab Eurosport nie bekannt. Der Weiterverkauf der Rechte soll nun "einen wichtigen Beitrag zu unserer Wertschöpfungskette leisten", teilte die deutsche Discovery-Geschäftsführerin Susanne Aigner-Drews mit. Für die Discovery-Tochter Eurosport ist das Geschäft aber auch ein herber Rückschlag: Angedacht war, dass Eurosport noch zwei weitere Saisons Bundesligaspiele zeigt. Die Hoffnungen waren groß - und haben sich offenbar nicht erfüllt. Nun werden die Rechte, wie schon bei Olympia, weitergegeben.

Ob Dazn nun damit erfolgreicher ist? Der Dienst, den man online abonnieren kann, zeigt bereits einen Teil der Partien der Fußball-Champions-League, die Rechte werden ebenfalls mit Sky geteilt, sowie eine ganze Reihe weiterer Sportereignisse. Die Übertragung der englischen Premier League wandert von August an aber von Dazn zurück zu Sky. Der Streamingdienst, der zur britische Perform-Gruppe des US-Milliardärs Leonid Blavatnik gehört, ist europaweit aktiv und bezeichnet sich als "Netflix des Sports". Das Angebot wird derzeit aggressiv und mit hohem finanziellem Aufwand ausgebaut. Über die Zahl der Abonnenten ist nichts bekannt, auch nicht darüber, ab wann der Dienst Gewinne macht.

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