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Änderungen in der Schulpolitik:Die Schüler haben die Wahl

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Bewegung in der Bildungspolitik: In Bayern werden Haupt- zu Mittelschulen, und Schleswig-Holsteins Gymnasiasten sollen selbst entscheiden, ob sie acht oder neuen Jahre auf das Abitur lernen.

Die Schulpolitik in Deutschland ist weiter in Aufruhr. Der Streit um die Zukunft der Hauptschule dauert an und die Diskussionen um das Abitur nach acht Jahren Gymnasium gehen weiter. Bayern und Schleswig-Holstein haben nun wichtige Entscheidungen in der Schulpolitik getroffen.

Begleitet von heftiger Kritik der Opposition hat die bayerische Staatsregierung den Weg für die Umwandlung von Haupt- in Mittelschulen frei gemacht. Am Dienstag billigte das Kabinett die entsprechenden Reformpläne von Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU). Nun muss der Landtag darüber beraten. Der Gesetzentwurf sieht vor, das sich Hauptschulen künftig in Mittelschulen umwandeln dürfen - wenn sie einige Voraussetzungen erfüllen.

Bedingung dafür ist unter anderem, dass die Schule verschiedene berufsorientierende Profile anbietet und einen mittleren Bildungsabschluss auf dem Niveau von Realschulen ermöglicht. Die Reform sieht zudem vor, dass sich mehrere Hauptschulen künftig zu Verbünden zusammenschließen können, um so Schulstandorte zu sichern.

Standortqualität im ländlichen Raum

SPD, Freie Wähler und Grüne kritisierten die Pläne als untauglich. "Vor dem Hintergrund der demografischen Veränderungen wollen wir die individuelle Förderung stärken und zugleich so viele Hauptschulstandorte wie möglich erhalten", sagte Spaenle nach Angaben der Staatskanzlei. "Ein wohnortnahes weiterführendes Schulangebot ist ein Stück Standortqualität gerade im ländlichen Raum." Die Mittelschule sei eine qualitative Weiterentwicklung der Hauptschule.

Der SPD-Bildungsexperte Hans-Ulrich Pfaffmann kritisierte die Einführung der Mittelschule als falsche Weichenstellung. "Die Mittelschule löst kein einziges Problem. Sie ist auch keine neue Schulart, sondern die ungeliebte Hauptschule bekommt lediglich ein neues Türschild." Zudem werde das Schulsterben beschleunigt, weil nur die größten Hauptschulen Mittelschulen werden könnten.

Das Ministerium hat das letzte Wort

Während die bayerische Staatsregierung sich mit der Zukunft der Hauptschulen auseinandersetzte, beschloss das schwarz-gelbe Kabinett in Kiel, Schleswig-Holsteins Gymnasiasten zwischen kurzem ( G8) und längerem ( G9) Abitur wählen zu lassen. Wo dafür in dünner besiedelten Gegenden keine zwei Schulen vorhanden sind, soll das zuständige Gymnasium den achtjährigen und den neunjährigen Bildungsgang anbieten. Das könnte etwa 20 Standorte im Land betreffen.

Auf diesen Kurs hatten sich die Koalitionsfraktionen CDU und FDP verständigt. Der Entwurf geht nun in die Anhörung. Über das konkrete Angebot sollen die Schulleitungen der Gymnasien im Einvernehmen mit der Schulkonferenz und dem kommunalen Schulträger entscheiden. Gibt es keine Einigung, hat das Ministerium das letzte Wort. Es soll auch in jedem Einzelfall definieren, welche Anfahrtzeit als zumutbar gilt.

Zwei Lehrer für eine Klasse

Um bisherige Benachteiligungen der Gymnasien auszugleichen, sollen bis 2014 350 Lehrerstellen zu ihren Gunsten umgeschichtet werden. Dies habe nichts mit dem Festhalten an G9 zu tun, sondern diene dazu, an den Gymnasien eine vernünftige Unterrichtsversorgung zu gewährleisten. Um G8 zum Erfolg zu verhelfen, soll es auch "Intensivierungsstunden"" geben, in denen zwei Lehrer eine Klasse unterrichten. Außerdem ist vorgesehen, Lehrpläne in Mathematik, Deutsch und Englisch zu straffen. Schüler aus aktuellen G8-Jahrgängen können nicht mehr auf G9 wechseln.

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