Süddeutsche Zeitung

Covid-19:Impfung in der Schwangerschaft könnte Babys vor schwerer Corona-Erkrankung schützen

Lesezeit: 2 min

Darauf deuten erste epidemiologische Daten aus den USA hin. Und noch etwas spricht für den Piks.

Von Berit Uhlmann

Die Impfung schwangerer Frauen gegen Covid-19 könnte noch mehr Vorteile haben, als bisher bekannt. Erste Daten deuten darauf hin, dass auch Neugeborene von der Impfung ihrer Mütter profitieren.

US-Wissenschaftler unter Leitung der Gesundheitsbehörde CDC haben in einer sogenannten Fall-Kontroll-Studie Babys im Alter von bis zu sechs Monaten untersucht, die wegen einer bestätigten Covid-Erkrankung stationär behandelt werden mussten. 176 betroffene Säuglinge aus 20 Kinderkliniken wurden in die Studie eingeschlossen. Dazu kam eine ähnlich zusammengesetzte Kontrollgruppe gleichaltriger Kinder, die nicht an Covid erkrankt waren, aber wegen anderer Erkrankungen in einer Klinik betreut wurden.

Die Forscherinnen und Forscher verglichen für ihre Studie den Impfstatus aller Mütter. Es zeigte sich, dass die Mütter der kleinen Covid-Patienten deutlich seltener gegen Sars-CoV-2 geimpft waren als jene Frauen in der Kontrollgruppe. Der Vergleich der Gruppen spricht dafür, dass Babys, deren Mütter während der Schwangerschaft zweifach mit einem mRNA-Vakzin geimpft wurden, zu 61 Prozent besser vor einer schweren Covid-Erkrankung geschützt sind als die Säuglinge der ungeimpften Mütter.

In Deutschland rät die Stiko seit September allen Schwangeren zur Impfung gegen Covid-19

Diese Zahl allerdings kommt mit einer Unsicherheitsspanne daher; die Autoren der im Fachblatt Morbidity and Mortality Weekly Report erschienenen Arbeit beziffern sie zwischen 31 und 78 Prozent. Es ist zudem nicht sicher, ob der Effekt allein durch die Impfung oder in Teilen auch durch andere Faktoren zustande kommt. Unsicher ist auch, ob die Erkenntnisse für verschiedene Virusvarianten gelten; die Daten wurden in der zweiten Hälfte des Jahres 2021 erhoben, als in den USA die Delta-Variante dominierte. Ebenso unklar ist, inwieweit eine bereits vor der Schwangerschaft erfolgte Impfserie das Kind schützt.

Dennoch liefert die Studie aus Sicht der Autoren erstmals epidemiologische Hinweise, dass die Impfung auch das Neugeborene schützen kann. Es spreche einiges dafür, dass die Kinder mütterliche Antikörper über das Blut oder die Muttermilch erhalten und damit von der Impfung profitieren. Ein solcher vorübergehender Nestschutz ist schon von anderen Infektionskrankheiten wie Masern und Tetanus bekannt. Erste Studien haben bereits gezeigt, dass Antikörper gegen Sars-CoV-2 auch im Blut der Nabelschnur, der Neugeborenen sowie in der Muttermilch vorkommen.

In Deutschland rät die Ständige Impfkommission (Stiko) seit September allen Schwangeren zur Schutzimpfung gegen Covid-19. Die Immunisierung sollte nach der 13. Schwangerschaftswoche erfolgen, um werdende Mütter und deren Kinder vor den Folgen einer Covid-Erkrankung zu schützen.

Schwere Komplikationen seien zwar insgesamt selten, schreibt die Stiko. Sie verweist jedoch darauf, dass Schwangere im Falle einer Corona-Infektion ein erhöhtes Risiko haben, auf die Intensivstation verlegt und beatmet werden zu müssen. Die CDC warnt davor, dass eine Sars-CoV-2-Infektion zugleich die Gefahr einer Früh- und Totgeburt erhöht.

Der Nestschutz der Neugeborenen ist bisher noch nicht als explizites Ziel in den deutschen Empfehlungen aufgeführt, da die Erkenntnisse dazu bisher noch nicht ausreichend waren. Sollten sich die jetzt veröffentlichten Hinweise jedoch in weiteren Studien bestätigen, könnte der Schutz der Säuglinge ein weiteres Argument für die Impfung von Schwangeren oder Frauen mit Kinderwunsch sein.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5531007
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.