Süddeutsche Zeitung

Leeberg:Wildwuchs am Tegernsee: Ärger um Neuers Gartenhaus

Lesezeit: 2 min

Von Matthias Köpf, Tegernsee

Die Holzschindeln sind schon drauf, an den Giebeln glänzt das Kupfer, und vorne an der Seeseite verkleiden die Arbeiter gerade die schlanken Betonstreben zwischen großen Glasfronten mit Naturstein. Im Radio, das die Arbeiter mehr oder weniger unbeachtet vor sich hin scheppern lassen, ist gerade von der bevorstehenden Fußball-EM in Frankreich die Rede, bei der auch der Bauherr eine wichtige Rolle spielen will, während hier sein künftiges Zuhause Gestalt annimmt.

Denn Bayern-Torwart Manuel Neuer kann sich Wünsche erfüllen, auch den nach einer repräsentativen dreistöckigen Villa hoch über dem Tegernsee. Einen Zusatzwunsch musste ihm der Bauausschuss der Stadt Tegernsee nun aber abschlagen: Das Gartenhäuschen muss da belieben, wo es geplant war. Sich dafür noch weiter in den steilen Hang des Leebergs zu graben und die Terrasse von unten her aufzuschütten, das ist mit den Stadträten nicht mehr zu machen.

Die Stadt hat erst vor kurzem ihre Gestaltungssatzung geändert, um dem dauernden Wildwuchs bei den Carports und den Gartenhäuschen Einhalt zu gebieten, und wollte nicht gleich wieder eine Ausnahme machen. Dass der Antragsteller Neuer heißt, beeindruckt Bürgermeister Johannes Hagn (CSU) sowieso nicht, denn am und in Tegernsee wird der Zuzügler beileibe nicht der einzige Prominente sein, und der einzige Reiche natürlich auch nicht.

In seiner weiteren Nachbarschaft am Leeberg zum Beispiel steht die Gediegenheit der meisten Anwesen in einem deutlichen Kontrast zu der engen und holprigen Straße, die steil an den breiten Einfahrten vorbeiführt. Das Gelände ist so geneigt, dass Experten und Einheimische vor Hangrutschungen warnen, doch Neuers ortsansässiger Planer ließ jedenfalls einigen Beton an den Hang gießen.

Genau so etwas missfällt der Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal, der die anhaltende Verdichtung rund um den See grundsätzlich ein Dorn im Auge ist und die sich auch mit Neuers neuem Domizil nicht recht anfreunden mag. Noch kritischer sieht der Verein allerdings das Almdorf, das ein Projektentwickler seit Jahren oberhalb der Stadt am Weg hinauf zur Neureuth an den Berg bauen will und für das er nun den Münchner Gastronomen Michael Käfer gewonnen hat.

Das Almdorf bewegt die Stadt mehr als die Villa

Einige Chalets um ein Hauptgebäude sollen dort entstehen, wo es bisher ein seit einigen Jahren geschlossenes altes Café mit schönem Seeblick gab. Käfer hat sein Interesse an dem Projekt bestätigt. Es liegt in Sichtweite von Gut Kaltenbrunn, das er gastronomisch reanimiert hat und derzeit ausbauen lässt.

Das Almdorf bewegt auch die Stadt Tegernsee mehr als Neuers Villa, die zwar auch von den vielen Hotels in Rottach-Egern und sogar vom Gipfel des Wallbergs aus zu erkennen sein wird, aber trotzdem eine unter vielen ist. Das Almdorf hat der Stadtrat schon vor einiger Zeit gutgeheißen, derzeit liegt das Projekt im Landratsamt Miesbach zur Genehmigung, ehe es mit einigen von Käfer bereits angedeuteten Änderungen wieder im Rathaus landen wird. Zuletzt hatte Käfer davon gesprochen, das Vorhaben etwas abspecken zu wollen. Allein das wäre am Tegernsee schon eine Seltenheit.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3016789
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 03.06.2016
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.